Berlin/Apolda. Bürger protestierten in Thüringen gegen ein von Magdala nach Apolda verlegtes Rechtsrock-Konzert. Am Abend kam es zu Ausschreitungen.

Im Umfeld des Rechtsrock-Konzertes im thüringischen Apolda gab es Ausschreitungen. Nach Polizeiangaben warfen Rechte Steine und Flaschen auf Beamte. Vier Polizisten wurden demnach leicht verletzt. Die Polizei begann damit, das Konzert aufzulösen. Als Grund nannte ein Sprecher einen drohenden unfriedlichen Verlauf der Veranstaltung.

Bürgerproteste gegen ein Rechtsrock-Festival haben bereits am Samstagvormittag in Apolda begonnen. Zu der Demo wurden tausend Teilnehmer erwartet. Am Morgen kamen bereits im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes etwa 150 Teilnehmer in die evangelische Martinskirche – unter ihnen auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und weitere Vertreter der Thüringer Landesregierung.

Parteien, Verbände und ein Bürgerbündnis haben außerdem Informationsstände gegen Rechtsextremismus an dem Konzertort, der kurzfristig von Magdala nach Apolda verlegt wurde, aufgebaut. Unterdessen zeichnet sich ein möglicher weiterer Ortswechsel für das Konzert ab. Die mögliche nächste Station: Kirchheim.

Keine Festnahmen am ersten Konzert-Tag

Die Organisatoren des Festivals meldeten dafür am Freitagabend eine Versammlung an. Wie ein Sprecher der Landespolizeidirektion am Samstag sagte, laufen derzeit die Kooperationsgespräche zu Uhrzeit und Dauer. „Wir bereiten uns auch auf Kirchheim vor“, sagte der Sprecher. In Kirchheim hatten sich Angehörige der rechtsextremen Szene in den vergangenen Jahren wiederholt zu größeren Rechtsrock-Konzerten getroffen.

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Bereits am Freitagabend kamen rund 750 Angehörige der rechten Szene in Apolda zusammen, wie die Polizei am Samstagmorgen mitteilte. Direkt neben einem gleichzeitig stattfindenden Familienfest. An den Gegenprotesten in Magdala und Apolda hatten sich demnach 100 Menschen beteiligt.

Festnahmen gab es nicht, es wurden aber elf Anzeigen gestellt, unter anderem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Die Polizei kontrollierte die Personalien von 109 Konzertbesuchern und zehn Demonstranten. Unterstützt wurde die Polizei Thüringen von Beamten der Bundespolizei sowie von Polizisten aus drei anderen Bundesländern.

Es wurde versucht, das Festival zu verhindern

Zu Beginn sah alles so aus, als müsse sich der Landkreis Weimar geschlagen geben. Beim Verwaltungs-, dann beim Oberverwaltungsgericht Thüringen hatte man versucht, das Rechtsrock-Festival am Wochenende in der Stadt Magdala – dem ursprünglich geplanten Veranstaltungsort – zu verhindern. So sollten einige Auflagen den Neonazis das Leben schwer machen.

Die Polizei hätte jederzeit die Beschallung unterbrechen dürfen. Alkohol wäre verboten gewesen. Und bestimmte Zahlen- und Buchstabencodes der rechten Szene hätten nicht öffentlich getragen werden dürfen.

Der Landkreis scheiterte vor Gericht – hatte dann aber eine entscheidende Idee

Doch das Oberverwaltungsgericht kippte die meisten Auflagen: keine Zeit zur Prüfung. „Rock gegen Überfremdung 3“ vor den Toren der 2000-Einwohner-Städtchens zwischen Weimar und Jena hätte also am Freitagabend weitestgehend ungestört beginnen können. Bis dem Landkreis eine Idee kam.

Das Amtsgericht Weimar hat dem Veranstalter die Nutzung von Zufahrtswegen auf das Konzertgelände an der Autobahn 4 kurzfristig untersagt, wie die Polizei am Freitag mitteilte.

Privater Feldweg darf nicht mehr genutzt werden – niemand kommt zum Gelände

Die Stadt habe per einstweiliger Verfügung ein Nutzungsverbot für den als Zufahrt zum Konzertgelände genutzten Feldweg erwirkt, teilte die Landespolizeidirektion in Erfurt am Freitag mit. Damit werde die Veranstaltung nicht in Magdala stattfinden, twitterte die Landespolizei. Die Stadt hatte die einstweilige Verfügung beantragt.

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Als Reaktion darauf wich der Veranstalter nach Apolda aus. Dort war bereits vorsorglich eine Veranstaltung angemeldet worden, die nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Weimar auch dort stattfinden kann.

Ausweichort ausgesucht, aber Technik und Bühne sind unerreichbar

Allerdings: Der Veranstalter musste das Gelände bis 16 Uhr am Freitag verlassen, genau wie alle anderen bereits Anwesenden. Bühne, Technik, Zelt, Stände blieben zurück – und keiner darf hin, sagte ein Polizeisprecher unserer Redaktion.

Heißt: In Apolda konnten die Konzertveranstalter am Abend nur auf eine provisorische Bühne zurückgreifen, weil sie in Magdala schon die Bühnentechnik aufgebaut hatten.

(ses/ba/epd/dpa/joe)