Bremen. Mit einer Sonde flog sie fast vier Jahre lang durch das All. Jetzt ist sie gelandet und könnte Antworten zur Entstehung der Welt geben.

Bilder zeigen eine raue, zerklüftete Landschaft. Es sind die ersten, die der Lander „Mascot“ in seinem Anflug auf den Asteroiden Ryugu übermittelt hat. Irgendwo zwischen Kratern, Schluchten und großen Felsbrocken. Die Wissenschaftler feierten am Mittwoch in Bremen die erfolgreiche Landung. 16 Stunden lang soll das deutsch-französische Messgerät Ryugu erkunden.

„Mascot“ soll die Zusammensetzung der Asteroidenoberfläche untersuchen, deren Temperatur messen und das Magnetfeld ermitteln. Damit könnte es wichtige Erkenntnisse über die Entstehung unserer Erde und zur Abwehr von Asteroiden-Einschlägen liefern.

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelte „Mascot“ mit

Der deutsch-französische Lander „Mascot“ hat erste Bilder von dem Asteroiden Ryugu übermittelt.
Der deutsch-französische Lander „Mascot“ hat erste Bilder von dem Asteroiden Ryugu übermittelt. © dpa | Uncredited

Der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der französischen Raumfahrtagentur CNES gebaute „Mascot“ war vor vier Jahren mit der japanischen Raumsonde „Hayabusa2“ ins All gestartet. Um 3.58 Uhr deutscher Zeit klinkte diese das Landegerät von der Größe einer Mikrowelle aus. Aus 51 Metern Höhe sank es auf die Oberfläche herab - dank der geringen Anziehungskraft langsamer als ein irdischer Fußgänger. 20 Minuten später setzte das kleine Raumlabor auf.

Die Wissenschaftler beobachteten die riskante Landung mit Spannung. „Der Lander funktioniert gut“, sagte DLR-Raumfahrtvorstand Hansjörg Dittus erleichtert. „Es scheint so zu sein, dass er sich nirgendwo reingeklemmt hat.“

Hüpfend über den Asteroiden

Die Beschaffenheit des Asteroiden ist für die Forscher in zweierlei Hinsicht interessant. Sie könnte Aufschluss darüber geben, welche Rolle solche Himmelskörper bei der Entstehung der Erde gespielt haben. Einschlagende Asteroiden könnten einst dazu beigetragen haben, dass sich Leben entwickelt hat, indem sie zum Beispiel Wasser auf unseren Planeten brachten. Asteroiden – wie der derzeit etwa 300 Millionen Kilometer entfernte Ryugu – können aber auch eine Gefahr für die Erde darstellen. Die Mission könnte helfen, einen Schutz vor einschlagenden Asteroiden zu entwickeln.

Hansjörg Dittus (l-r), Vorstandsmitglied beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Hiroshi Yamakawa, Präsident von Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA), und Jean-Yves le Gall, Präsident International Astonautical Federation (IAF) bei der Pressekonferenz zur Landung
Hansjörg Dittus (l-r), Vorstandsmitglied beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Hiroshi Yamakawa, Präsident von Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA), und Jean-Yves le Gall, Präsident International Astonautical Federation (IAF) bei der Pressekonferenz zur Landung © dpa | Mohssen Assanimoghaddam

„Mascot“ soll verschiedene Stellen um seinen Landeplatz herum untersuchen. Dabei soll sich der Würfel hüpfend über die Oberfläche bewegen. Möglich macht das ein eingebauter Schwungarm. Wie oft das Messgerät seine Position wechselt, können die Wissenschaftler nicht vorhersagen. „Das ist das, was wir eine Hochrisiko-Mission nennen“, sagte Dittus. Die Experten hoffen, dass er vier Hüpfer schafft. Wenn er an einem Felsbrocken hängenbleibt, kann die Erkundungstour schon früher zu Ende sein.

Nach 16 Stunden ist Schluss – so lange hält die Batterie

Die Mission der Raumsonde „Hayabusa2“ mit der Lande-Sonde „Mascot“
Die Mission der Raumsonde „Hayabusa2“ mit der Lande-Sonde „Mascot“ © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH

Nach 16 Stunden ist spätestens Schluss. Dann wird die Batterie von „Mascot“ versiegen. Die Sonde „Hayabusa2“ soll währenddessen in niedriger Höhe um Ryugu fliegen, damit der Lander Daten und Bilder an sie übermitteln kann. Wenn er mit seiner Arbeit fertig ist, wird die Sonde wieder höher steigen und alles an das Kontrollzentrum auf der Erde senden. Die wissenschaftlichen Daten sollen in einigen Tagen vorliegen.

Die Mission der Raumsonde „Hayabusa2“ geht danach noch weiter. Sie soll sich dem Asteroiden so weit nähern, dass sie Material von der Oberfläche einsammeln kann. Zweimal saugt sie mit einem Rohr aufgewirbelten Staub auf. Beim dritten Mal soll sie einen Sprengsatz abwerfen, später in dem Krater aufsetzen und Material aufnehmen. Erst Ende 2019 soll die Sonde zur Erde zurückkehren. Ihr Vorgänger-Model hatte bereits 2010 weltweit erstmals Bodenproben eines Asteroiden zur Erde gebracht.

Die Wissenschaftler haben allerdings schon ein neues Ziel: die Marsmonde. 2024 wollen DLR, CNES und die japanische Raumfahrtagentur Jaxa mit einer Sonde zu den Himmelskörpern fliegen und fünf Jahre später mit Proben zurückkehren. Am Mittwoch unterzeichneten sie in Bremen einen Vertrag über die „MMX“-Mission. Diese werde sogar noch aufregender als die von „Hayabusa2“, versprach Jaxa-Präsident Hiroshi Yamakawa. (dpa)