Ravensburg. Ein Mann verletzte in Ravensburg drei Menschen mit einem Messer. Der mutmaßliche Täter soll unter einer psychischen Erkrankung leiden.

Ein Mann hat in der Innenstadt von Ravensburg drei Menschen mit einem Messer verletzt, einen davon lebensgefährlich. Wie ein Polizeisprecher sagte, konnte der Angreifer nach dem Vorfall am Freitag gefasst werden. Nun ist der Verdächtige in eine Psychiatrie gekommen. Anstelle eines Haftbefehls wurde ein sogenannter Unterbringungsbefehl erlassen.

Die Polizei teilte am Samstag mit, der Asylbewerber leide nach der Einschätzung eines Gutachters an einer tiefgreifenden psychiatrischen Erkrankung. Er sei deshalb bereits mehrfach in stationärer Therapie gewesen. Die Schuldfähigkeit des Mannes sei nach dem vorläufigen Sachverständigen-Gutachten bei der Tat ausgeschlossen oder zumindest erheblich vermindert gewesen.

Nach bisherigen polizeilichen Erkenntnissen hatte der Tatverdächtige zunächst auf zwei Passanten an einer Bushaltestelle eingestochen und anschließend etwa 50 Meter entfernt eine weitere Person angegriffen. Der Vorfall hatte sich auf dem Marienplatz der Stadt in der Bodensee-Region ereignet.

Tatverdächtiger hatte Messer erst am Vormittag gekauft

Laut einer Pressemitteilung der Polizei handelt es sich bei dem Angreifer um einen 21-Jährigen. Zuvor hatte der Mann selbst sein Alter mit 19 Jahren angegeben. Bei den Opfern handelt es sich um zwei junge syrische Asylbewerber im Alter von 19 und 20 Jahren sowie einen 52-jährigen deutschen Staatsangehörigen.

Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl sagte zu den Hintergründen, der Mann einen Streit mit einem Arbeitskollegen austragen wollen und diesen aufgefordert, zum Marienplatz zu kommen. Der Grund: Er habe sich wegen Äußerungen des Kollegen gehänselt gefühlt. Am Vormittag kaufte sich der 21-Jährige dann ein großes Küchenmesser und ging zum Marienplatz. Als sein Kollege nicht kam, stach der Mann „unvermittelt und im Rahmen eines psychotischen Erlebens“ auf mehrere Menschen ein.

Oberbürgermeister stellte den Täter

Der Bereich um einen Stuhl ist im abgesperrten Tatort auf dem Marienplatz markiert.
Der Bereich um einen Stuhl ist im abgesperrten Tatort auf dem Marienplatz markiert. © dpa | Felix Kästle

Oberbürgermeister Daniel Rapp hat den Angreifer nach eigenen Angaben persönlich gestellt. „Ich war zufällig in der Nähe“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Zuvor hatte die „Schwäbische Zeitung“ darüber berichtet. Weil Zeugen „völlig aufgelöst“ zu ihm gerannt seien, sei er zum Tatort gegangen. „Dann stand plötzlich der Täter direkt vor mir mit dem blutüberströmten Messer und hat mich bedroht“, erzählte der 46-Jährige. „Ich habe dann gesagt, er soll das Messer auf den Boden legen.“ Das habe der Mann getan. „Es war so eine Instinkthandlung.“

Wenig später sei die Polizei gekommen – und habe den Mann festgenommen. Einem Beamten sei das Funkgerät hingefallen, erinnert sich Rapp. „Ich habe es genommen, reingesprochen und gesagt:´Wir brauchen Verstärkung, wir brauchen mehr Leute.´“ Und die Verstärkung kam: Nach Angaben der Polizei in Ravensburg waren am Ende alle zur Verfügung stehenden Beamten am Tatort.

Immer wieder aggressives Verhalten auf Marienplatz

Rapp erinnerte sich, dass ein Verletzter später noch zu dem Festgenommenen lief, um ihm „eine zu verpassen“. Doch da war die Polizei schon da, um weitere Aggressionen zu verhindern.

Die gab es zuletzt häufig auf dem nördlichen Teil des Marienplatzes, wie Oberbürgermeister Rapp erzählte. Bereits vor der blutigen Attacke sei es dort immer wieder zu aggressivem Verhalten und auch Ruhestörungen bekommen. Im Sommer sei deswegen mehr Polizei im Einsatz gewesen, sagt Rapp. Im aktuellen Fall brachte das wenig. „Als ich kam, war gar kein Polizist da.“

Der baden-württembergische Integrationsminister Manne Luche (Grüne) hatte die Bürger nach der Messerattacke in der Innenstadt von Ravensburg zum Zusammenhalt aufgerufen. „Wir lassen uns nicht von Menschen auseinander dividieren, die diese furchtbare Tat nun für politische Zwecke missbrauchen und Hass und Häme über all jene ausschütten, die für Zusammenhalt in dieser Stadt standen und stehen“, sagte Lucha, der in Ravensburg lebt, am Samstagvormittag. Er appellierte an die Bürger: „Lasst uns jetzt zusammenstehen“. (dpa/les)

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