Rimini/Berlin. Der Playboy Maurizio Zanfanti, der Romeo von Rimini, stirbt während seines liebsten Zeitvertreibs – beim Sex mit einer 23-Jährigen.

Er starb so, wie er gelebt hat: Auf kaum jemanden trifft dieser Satz so passgenau zu wie auf Maurizio Zanfanti, den vielleicht bekanntesten Verführer seit Casanova. Der 63-Jährige, der in Rimini 6000 Frauen geliebt haben will, starb in der Nacht auf Mittwoch. Ausgerechnet nach dem Sex mit einer 23-jährigen Escortdame im Auto – Herzversagen. Das berichtet unter anderem das Onlineportal „Rimini Today“.

Wenn nur ein Bruchteil der Anekdoten stimmt, die über den bekanntesten Playboy Italiens kursieren, wird die Nachricht unzählige deutsche Frauen mittleren Alters in Trauer stürzen, die ihn von früher kennen. Denn Zanfanti steht stellvertretend für ein Stück Urlaubsgeschichte: Als sich Italien ab Ende der 1950er-Jahre zum Sehnsuchtsland der Deutschen entwickelte und Heerscharen im VW Käfer über den Brenner Richtung Adria zogen, waren es charmante Männer wie Zanfanti, die davon profitierten: Gigolos, die darauf aus waren, möglichst viele Touristinnen kennenzulernen.

Mit 13 Jahren fing er als Animateur in Rimini an

Deutsche Frauen – viele mit Pille in der Handtasche – waren freizügiger als die meisten Einheimischen und deshalb bei italienischen Männern begehrt. „Warum mir die deutschen Frauen am liebsten sind? Ich glaube, es hat damit zu tun, dass sie von allen Nationen, die nach Rimini kommen, am romantischsten veranlagt sind“, sinnierte Zanfanti vor 30 Jahren in einem Zeitungsinterview. „Oder dass sie bei ihren Männern zu Hause keine Romantik mehr finden.“

Zanfanti hatte nach eigenen Worten Sex mit Tausenden Urlauberinnen.
Zanfanti hatte nach eigenen Worten Sex mit Tausenden Urlauberinnen. © picture alliance / ROPI | dpa Picture-Alliance / Pasquale Bova

Zanfanti war 13, als er in einer Bar seinen ersten Job als Animateur ergatterte. Er sollte Urlauberinnen in Riminis Discos locken und lernte, sie zu bequatschen. Mit bis zu 500 Frauen soll er pro Sommersaison geschlafen haben. Zanfanti – 1,71 Meter, lange Haare, wucherndes Brusthaar, Goldkettchen, teures Aftershave – kannte nur ein Thema: Frauen. Sein Spitzname lautete Mücke, weil er zustach und verschwand.

Die italienische Zeitung „L’Espresso“ ernannte ihn 1986 zum „erfolgreichsten Liebhaber Italiens“. „Ich bin von Natur aus sanft, dränge mich Frauen nicht auf, mache keine dummen Bemerkungen, wenn sie mir ihr Herz ausschütten wollen – ich zeige mich nicht gelangweilt wie ein Ehemann hinter seiner Zeitung, ich höre ihnen hingebungsvoll zu.“

Gigolos wie er sind längst ausgestorben

Wenn er von seinem Leben erzählte, hörte sich das an wie eine einzige Party. Das war wohl kaum die ganze Wahrheit, Zanfanti war gut darin, sich zur Legende zu stilisieren. Von Einsamkeit sprach er nie und nur selten darüber, dass Sex für ihn eine Sucht war. Lieber redete er offen über seine Eroberungen. Etwa von dem Mädchen aus Duisburg, das mit seinen Eltern in einem Café saß. „Wir haben uns nur angeschaut – und schon war’s um uns geschehen.“ Während die Eltern Kaffee tranken, verschwand er mit der Tochter irgendwo hinterm Haus. Als sie zurückkamen und der Vater merkte, was los war, sei er ausgerastet, habe sich aufgeführt „wie ein General“ und drohte, den Playboy zu erschießen. So war das damals in Rimini.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Der einst so angesagte Badeort ist ebenso in die Jahre gekommen wie Zanfantis Bekanntschaften. Bereits 1975 stellte die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ bedauernd fest, dass die Gigolos aussterben: „Verschwunden sind die Schönlinge, die im Auto am Bürgersteig entlangfahren, um fremde Mädchen zu verfolgen. Verschwunden sind die Sex-Protze, die bewundernd vor den Liegestühlen der Touristinnen verharren oder den Mädchen anbieten, ihnen den Rücken mit Sonnenöl einzureiben.“ Maurizio Zanfanti war der Letzte seiner Art.