Wie sich Amerika auf Monster-Sturm „Florence“ vorbereitet
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Lesezeit: 3 Minuten
Von Dirk Hautkapp
Washington. Am Freitag soll Wirbelsturm „Florence“ die US-Küste erreichen. Experten erwarten gefährliche Springfluten und sintflutartigen Regen.
Alexander Gerst musste ein besonders leistungsstarkes Weitwinkel-Objektiv vor seine Kamera schrauben, um „Florence“ in ihrer ganzen beängstigenden Größe einzufangen. Was Deutschlands Astronaut auf der Raumstation ISS gestern aus 400 Kilometer Höhe knipste und via Twitter zur Erde schickte, jagte dem mit Wetter-Phänomenen vertrauten Künzelsauer einen Schauer über den Rücken. „Macht euch bereit“ an der amerikanischen Ost-Küste, schrieb Gerst, „da kommt – kein Witz – ein Alptraum auf euch zu.“
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Wenn die Meteorologen im Nationalen Hurrikan-Zentrum (NHC) in Florida richtig kalkuliert haben, dann wird der bislang in Kategorie 4 eingestufte Wirbelsturm spätestens am Freitagmorgen (Ortszeit) die Ost-Küste zwischen Charleston (South-Carolina) und Norfolk (Virginia) erreichen – und das möglicherweise mit Windgeschwindigkeiten über 200 Kilometern in der Stunde.
Springfluten bis zu vier Meter Höhe, extremer Wellengang und sintflutartige Regenfälle, die Niederschläge von 80 Zentimetern und mehr bringen, gelten nach jetzigem Stand (Mittwochabend) als „sehr wahrscheinlich“. Die erwarteten Wassermassen, so sagte Brock Long, Chef der staatlichen Katastrophenschutzbehörde Fema gestern, werden noch Hunderte Kilometer von der Küstenlinie entfernt „für Überschwemmungen und wochenlangen Stromausfall sorgen“.
Rund 1,7 Millionen Bewohner in Küstenregion
Nach den Erfahrungen des vergangenen Hurrikan-Saison, die in Florida und Texas verheerende Schäden hinterließ, verschärften Politiker in Kommunen, Land und Hauptstadt ihre Alarm-Rhetorik. „Machen Sie nicht den Fehler und versuchen den Sturm in den eigenen vier Wänden auszusitzen“, sagte stellvertretend North Carolinas Gouverneur Roy Cooper. „Das wird ein historischer Sturm, wie man ihn vielleicht nur einmal im Leben erlebt.“ Insgesamt gelten für 1,7 Millionen Bewohner der küstennahen Gebiete Evakuierungsanordnungen.
„Florence“ wütete heftig an US-Ostküste
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Mit bangem Blick auf die in sieben Wochen stattfindenden Kongress-Wahlen setzte sich Donald Trump an die Spitze der Mahner. „Geht ihm aus dem Weg. Spielt keine Spielchen mit ihm“, erklärte der Präsident in Washington zum Hurrikan und fügte in ungelenker Form hinzu, „er ist enorm groß und enorm nass“.
Wahlkampf spielt schon jetzt eine Rolle
Trump treibt die Sorge um, dass im Katastrophenfall die staatlichen Hilfsorganisationen nicht schnell genug vor Ort sein könnten, heißt es in Regierungskreisen. Was am Ende (Siehe George W. Bush nach Hurrikan Katrina in Louisiana mit 1800 Toten im Jahr 2005) dem Weißen Haus und den mit Mehrheit regierenden Republikanern angelastet würde und das Wahlverhalten am 6. November beeinflussen könnte.
Nach ersten Einschätzungen vor Ort folgen mehr Anwohner und Touristen als in früheren Jahren den Aufforderungen der Behörden. Auf der Inselkette Outer Banks vor North Carolina waren Ausflugsorte wie Kitty Hawk, wo die Gebrüder Wright 1903 den erste motorisierten Flug starteten, gestern bereits „so gut wie verwaist“, sagte ein Lokal-Journalist. In der beliebten Austern-Bar von „Awful Arthur“ nebenan in Kill Devils Hill berichtete ein Kellner: „Hier wird alles mit Holz-Latten verrammelt – und dann nichts wie Richtung Inland.“
Weil die NHC-Experten in Miami nicht ausschließen, dass „Florence“ bis Freitag Stufe 5 erreicht (Windgeschwindigkeiten über 250 Kilometer pro Stunde), könnten die Schäden größer werden als 1954. Damals verwüstete Hurrikan „Hazel“ die Region im Südosten der USA. 15.000 Häuser wurden zerstört, 19 Menschen fanden den Tod.