Schlagersängerin Lena Valaitis die am Freitag 75 Jahre alt wird, bringt ein neues Album auf den Markt – und geht im Oktober auf Tour.

Einst, in den 70er-Jahren, als deutsche Schlager noch Kult ­waren, kannte ihren Namen wohl jeder: Lena Valaitis, das war die Frau mit dem überaus sympathischen Lächeln und diesen wunderbar vollen Haaren und einem Pony, der Mode machen sollte. Die Zuschauer, die ihr bei Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ Blumen zugeworfen haben, werden sie auch heute sofort wiedererkennen. Das Lächeln, der Pony, überhaupt die ganze Erscheinung – es hat sich kaum etwas verändert:

Lena Valaitis, die gebürtige Litauerin, wirkt vital und lebensfroh wie damals. Am Freitag wird sie 75 Jahre alt. Sie ist eine dieser Frauen, die zeigen, dass Attraktivität keine Frage des Alters ist.Natürlich tut sie einiges für ihre Fitness: Sie joggt, sie dehnt sich beim Yoga – was Millionen andere Frauen genauso machen, führt bei ihr zu unschlagbarem Erfolg. Dass sie dann noch ab und zu mal eine Zigarette raucht und gerne ein Glas Wein trinkt, zeigt nur, dass Schönheit ein hochkomplexes Geschehen ist.

Seit 50 Jahren auf der Bühne

Ihr großer Erfolg liegt lange zurück. Es war 1981 in Dublin, als sie beim Grand Prix mit „Johnny Blue“ – einer Komposition von Ralph Siegel – den zweiten Platz belegte. „ESC-Klassiker“ nannten es die einen, die anderen nur „Schnulze“ – was sich ja nicht widersprechen muss.Seit 50 Jahren steht Valaitis nun schon auf der Bühne. Kein Ende in Sicht.

Noch im September soll ihr neues Album herauskommen, ab Mitte Oktober geht sie gemeinsam mit den Kollegen Michael Holm (74), Graham Bonney (75), Peggy March (70) und Ireen Sheer (69) auf Tour. Es gibt sie noch, die zahlreichen Schlagerfans, die bei Liedern wie „Ob es so oder so oder anders kommt“ immer noch den Re­frain mitsingen: „So wie es kommt, so ist es recht.“ Und es gibt auch immer noch die zahlreichen Kritiker, die solche Zeilen als seicht verspotten.

Ihr Mann starb an Lungenkrebs

Schlagermuffel haben eben keinen Sinn dafür, dass sich nicht selten bei der leichten Muse das Schwere in Luft auflöst. Ein Lied kann eine Brücke sein, hat Joy Fleming so schön gesungen. Die Fähigkeit, „sich mit oberflächlichem Zeugs“ ablenken zu können, konnte Valaitis auch selbst in der Krise nutzen. Die Trauer über den Tod ihres Ehemanns, der vor zehn Jahren an Lungenkrebs starb, hatte sie tief heruntergezogen.

29 Jahre war sie mit dem Schauspieler und Kabarettisten Horst Jüssen („Klimbim“) in zweiter Ehe verheiratet. Die Zeit war hart. Aber einer Unterhaltungskünstlerin wie ihr gelingt es, sich nicht herunterziehen zu lassen. Musik hören, Kinobesuche – das habe sie gerettet.Als vor einem Jahr ihr Enkel Eden auf die Welt kam, war es ihr größtes Glück. Sie, Mutter zweier Söhne, liebt die Rolle der Oma: „Im Gegensatz zu den Eltern habe ich keine schlaflosen Nächte, weil Eden Zähne bekommt. Ich kann mich ganz auf die Dinge konzen­trieren, die Spaß machen.“

Melodien aus alten Zeiten

Ihr Lächeln ist immer noch so ansteckend wie einst. Aber es versprüht neben der Lebensfreude auch noch etwas anderes, etwas Lebensweises. Vielleicht, weil sie erkannt hat, was wirklich wichtig ist. „Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich hören, sehen und mich noch gut bewegen kann“, sagte sie in einem Interview.Ihre Bewegungen auf der Bühne erinnern auf charmante Weise an früher: mal ein Hüftschwung, mal ein Klatschen – Nostalgie statt Performance.

Und auch in ihrem neuen Album, „Meine Sprache ist die Musik“, setzt Valaitis auf den Mix der guten alten Zeit: Gefühl und Unterhaltung.Immer wieder wird sie gefragt, wie sie es schaffe, so gut in Form zu sein. „Ich mache Power-Walking“, sagt sie dann. Oder: „Ich esse viel Gemüse, Fisch, ein bisschen Geflügel.“ Und wenn von ihrem Lieblingsessen, Kartoffeln mit Quark, noch etwas übrig bleibt, „schmier ich mir den Rest ins Gesicht“. Es halte jung. Schönheits-OPs wären nichts für sie. Sie trägt ja Pony. „Es ist mein hauseigenes Botox.“