Wuppertal. Nach dem grausamen Mord an einer Zweijährigen, bricht der Angeklagte sein Schweigen. Er weist die Hauptschuld am Tod des Kindes zurück.

Zum Auftakt des Wuppertaler Mordprozesses um den qualvollen Tod der zweijährigen Tuana hat der Angeklagte die Schuld der Mutter zugewiesen. Sie sei die eigentliche Verantwortliche des Geschehens und habe ihm die Tat in die Schuhe geschoben, ließ der 19-Jährige am Mittwoch über seinen Verteidiger erklären. Er habe das Kind zwar geschlagen, räumte er ein, sei aber nicht für seinen Tod verantwortlich. Mit der Aussage brach er vor dem Landgericht sein Schweigen zu den ungeheuerlichen Vorgängen.

Die Staatsanwaltschaft sieht das in ihrer Anklage anders: Der wegen Mordes angeklagte 19-Jährige soll die Tochter seiner Lebensgefährtin im vergangenen Januar in Solingen über Stunden zu Tode gequält haben. Praktisch kein Teil des Kinderkörpers sei frei von Verletzungen gewesen: Hämatome am ganzen Körper, mehrere Rippenbrüche und Blutungen habe man festgestellt. Das Paar soll erst Hilfe geholt haben, als das Kind tot war.

Tochter erlag ihren schweren Verletzungen

Das kleine Mädchen hatte laut Anklage ein Martyrium erlitten. Dieses gipfelte darin, dass der Angeklagte das Kind fünf Minuten unter eine Dusche mit kochend heißem Wasser gestellt haben soll. Daraufhin habe sich die Haut des Kindes großflächig abgelöst.

Das Mädchen sei zudem ans Bett gefesselt und gebissen worden. Die 25 Jahre alte deutsche Mutter habe das alles mitbekommen, so die Staatsanwaltschaft. Sie habe das Kind, dessen Haut durch das heiße Wasser massiv geschädigt war, noch abgetrocknet. Dann sei man schlafen gegangen und habe die ungeheure Gewalt gegen das Kind am nächsten Tag fortgesetzt.

Am Ende soll der 19-Jährige das kleine Mädchen stranguliert haben. Die Frau ist wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Die Notärztin berichtete am Mittwoch als Zeugin, sie habe Verdacht geschöpft, als sie festgestellt habe, dass die Kleine schon längere Zeit tot gewesen sei, bevor das Paar Alarm geschlagen habe.

Mutter soll Vater erpresst haben

Der angeklagte Italiener sagte dagegen aus, das Kind habe trinken wollen, als die Mutter aus dem Haus gewesen sei. Er sei deswegen zu Tuana ins Wohnzimmer gegangen und habe die Kleine dort tot vorgefunden. In Panik habe er die Mutter angerufen. Die sei sehr kühl gewesen und habe gesagt: „Nimm mein Ticket und geh'.“

Seine Freundin sei sehr dominant gewesen, sagte der Hauptangeklagte aus. Er habe tun müssen, was sie wollte. Sie habe ihm damit gedroht, ihn wegen Vergewaltigung anzuzeigen und so gezwungen, bei den Misshandlungen mitzumachen. Sie habe mit Videos des misshandelten Kindes Geld machen wollen. Die grausamen Verletzungen stammten von ihr. Auslöser der Tortur sei gewesen, dass das Kind ein Fenster geöffnet habe. Die Mutter sei daraufhin „ausgeflippt“. (dpa)