London. Ewan McGregor ist der menschliche Star im Winnie-Puuh-Film „Christopher Robin“. Ein Gespräch über magische Jahre und digitalen Stress.

Wer aktuell die Schlagzeilen über Ewan McGregor („Trainspotting“, „Star Wars“) liest, der stößt auf traurige Neuigkeiten: Der schottische Schauspieler lässt sich nach 22 Jahren von seiner Frau Eve Mavrakis scheiden, vier gemeinsame Kinder haben sie.

Doch der 47-Jährige ist Profi genug, um sich private Querelen nicht anmerken zu lassen, gibt sich beim Interview im Londoner Claridge’s Hotel aufgekratzt und harmonisch. Was auch zum Film passt – immerhin ist „Christopher Robin“ (aktuell im Kino) eine Disney-Familiengeschichte aus dem Universum von Winnie Puuh.

Doch vielleicht lässt sich der Darsteller einfach nicht aus der Balance bringen, denn im Innersten ist er geprägt von einer glücklichen, nie enden wollenden Kindheit.

„Christopher Robin“ handelt von einem Mann, der die Träume seiner Kindheit hinter sich lässt und sie wieder neu entdecken muss. Wann haben Sie sich zum letzten Mal wie ein Kind gefühlt?

Ewan McGregor: Ich fühle mich ständig so. Schließlich habe ich einen Job, in dem ich ständig spielen und meine Fantasien ausleben darf – und ich habe sogar Spielgefährten. So gesehen hat meine Kindheit nie geendet.

Aber wie ist das außerhalb Ihres Jobs?

McGregor: Da ist es schon einige Jahre her. Das war auf meinem Motorradtrip um die halbe Welt. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Sommernacht in Sibirien. Weil es so hoch im Norden nicht richtig dunkel wurde, konnten mein Kumpel Charley Boorman und ich nicht schlafen. Also standen wir einfach herum, vertrieben uns die Zeit mit schlechten Scherzen und Steine­werfen. Das war das gleiche Gefühl wie in meiner Kindheit.

War die glücklich?

McGregor: Absolut. Richtig magisch. Das war eine Welt, in der keine Zeit zu existieren schien. Vor allem nicht in den Ferien. In der Früh schnappte ich mir mein Fahrrad, dann klingelte ich bei meinem besten Freund Eric und wir fuhren in den Wald, der hinter unserem Ort lag, und verbrachten den ganzen Tag dort mit Spielen, bis es dunkel wurde.

Machten sich Ihre Eltern keine Sorgen?

McGregor: Das waren die 70er, also unschuldige Zeiten. Und wir wuchsen in einer behüteten Kleinstadt auf – Crieff in Schottland. Es war also nicht so, dass meine Eltern mich vernachlässigt hätten. Heutzutage wäre so etwas nicht mehr möglich, während es damals völlig normal war, obwohl es ja keine Handys gab.

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    Wann war es mit diesem Leben vorbei?

    McGregor: Das war so ein schleichender Prozess. Ich fing so sukzessive an zu arbeiten. Erstmal schaufelte ich Pferdescheiße im Reitstall, damit man mich umsonst reiten ließ. Mit 14 begann ich dann auch zu kellnern und Geschirr zu spülen. Schließlich musste ich unter anderem mein Rauchen finanzieren. In dem Jahr hatte ich leider damit angefangen, und ich brauchte eine Ewigkeit, um damit aufzuhören.

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      Irgendwann dürften dann auch die Mädchen dazugekommen sein.

      McGregor: Oh ja, wobei es mir nicht unbedingt um Sex ging. Ich wollte vor allem eine richtige Freundin, mit der ich Zeit verbringen konnte. Und schließlich fand ich dann auch eine, mit der ich lange Zeit ausging.

      Die zentrale Figur des Films ist ja Winnie Puuh, der seine naive Philosophie verbreitet. Auch wenn Sie Ihren Kindheitsgefühlen treu geblieben sind, hat der Ihnen etwas zu sagen?

      McGregor: Aber sicher. Denn Puuh verkörpert das Leben im Augenblick. Er sagt: „Alles geschieht im Hier und Jetzt.“ Und diese Erkenntnis ist für mich genauso wichtig wie für alle anderen auch. Denn wir tun das nämlich nicht. Sobald wir aufwachen, schalten wir unser Smartphone ein und schauen, was sonst in der Welt so los ist. Wir schaffen es nicht, davon loszukommen. Doch wir sollten öfter mal unser Handy weglegen und uns lieber mit uns selbst beschäftigen. Diese Botschaft könnten wir gut gebrauchen.

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        Im Film müssen Sie zum Beispiel eine Reihe von Angestellten feuern. Können Sie auch richtig hart sein?

        McGregor: Vor mehreren Jahren gab es Probleme mit einem Kindermädchen. Die soff und schluckte Pillen. Und da kannte ich kein Pardon: Tut mir leid, aber jetzt musst du gehen. Bye-bye. Aber so etwas mache ich garantiert nicht mit Begeisterung.