Berlin. In Europa breitet sich das durch Stechmücken übertragene West-Nil-Virus aus. In diesem Jahr treten Infektionen ungewöhnlich früh auf.

  • In den Urlaubsregionen stecken sich Menschen mit dem West-Nil-Fieber an
  • Mücken übertragen das Virus
  • Es kann tödlich sein

59 Fälle in Griechenland, 23 Fälle in Ungarn, 123 Fälle in Italien mit sogar drei Toten seit Ende Juni – das sind die Zahlen des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zur Ausbreitung des West-Nil-Virus in Europa. Das ECDC analysiert die Zahl der Infektionen, um Erkenntnisse zu gewinne, um die Ausbreitung des Virus in Europa einzudämmen.

Bereits im Juni war das gefährliche Virus in Tschechien nachgewiesen worden. Das Gesundheitsamt in Brünn (Brno) vermutete damals, dass Wandervögel den Krankheitserreger aus Afrika eingeschleppt hatten. Bei einer Blutmahlzeit hatten dann Mücken das Virus aufgenommen.

2017 gab es laut Apotheken Umschau 204 bestätigte Fälle innerhalb Europas. Ausbrüche der Infektionskrankheit vor allem in Süd- und Osteuropa träten seit einigen Jahren zwar regelmäßig auf, heißt es in einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ online. Allerdings habe es in diesem Jahr die ersten Infektionen früher als erwartet gegeben, sagte ein Tropenmediziner des Berhard-Nocht-Instituts dem Portal.

Virus wird durch Mücken übertragen

Das Virus wird durch Mücken übertragen und kann im schlimmsten Fall zum Tod führen.

In etwa 80 Prozent der Fälle bleibt die Infektion laut der Fachzeitschrift aber unbemerkt und es gibt keine Symptome. In etwa 20 Prozent der Fälle leiden Patienten unter grippeähnlichen Beschwerden mit Fieber, Gliederschmerzen und Durchfall. Insgesamt dauert die Erkrankung etwa eine Woche.

Bei wenigen Erkrankten (etwa einer von 150 Patienten) führt das Virus zu Entzündungen des Gehirns und der Gehirnhäute. Das kann letztendlich tödlich enden.

Das Problem: Es gibt keinen Impfstoff sowie keine besondere Therapie zur Behandlung des West-Nil-Fiebers. Verläuft die Krankheit schwer, müssen die Betroffenen in ein Krankenhaus und dort überwacht werden.

Asiatische Tigermücke bereits in Deutschland

Experten raten dazu, sich in den betroffenen Regionen besonders vor den Mücken zu schützen – am besten mit Mückenschutzmitteln und entsprechend langer Kleidung.

In Deutschland gibt es bisher keine Fälle von West-Nil-Fieber, das durch Mücken übertragen wurde. Dennoch warnte die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) Ende Juni, dass immer mehr exotische Stechmücken eingeschleppt würden, die sich dank des Klimawandels auch heimisch fühlten – etwa die Asiatische Tigermücke, die Denguefieber, Gelbfieber und das Zika-Virus überträgt. Bisher wurde sie in Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen gesichtet.

Weniger Mücken wegen Trockenheit

Insgesamt sind nach Einschätzung von Fachleuten in diesem Jahr deutlich weniger Stechmücken in Deutschland unterwegs – vor allem wegen der andauernden Trockenheit. „Im Moment gibt es so gut wie keine Mücken“, sagte der Biologe Dirk Reichle von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) dem „Südkurier“ (Samstag). Stechmücken werden in Süddeutschland auch als Schnaken bezeichnet.

„Mitte Juni hatte der Rhein einen Wasserstand-Hochpunkt erreicht, seitdem herrscht mehr oder weniger Dürre.“ Die Brutstätten zum Beispiel am Oberrhein seien „sozusagen knochentrocken“, meint Reichle weiter. Nach zahlreichen Niederschlägen zum Jahresstart hatten Experten zuerst eine mückenreiche Saison erwartet. Reichle betonte nun: „Dieses Jahr bleibt voraussichtlich eher mückenarm.“

(jha/jkali/dpa)