„Where Love is Illegal“: Robin Hammond porträtierte LGBTIs, die wegen ihrer sexuellen Orientierung strafrechtlich verfolgt werden.

Im Dezember 2013 wurde Buje (Name geändert) von einer Bürgerwehr, die mit den Sharia-Gerichten in Bauchi City (Nigeria) zusammenarbeitet, aus seinem Haus entführt, weil sie vermuteten, er sei schwul. Sie verprügelten ihn und schlugen ihn mit Stromkabeln. Er wurde über 40 Tage lang im Gefängnis festgehalten. Mehrere Jahre reiste der Fotograf Robin Hammond durch Länder, in denen LGBTI-Menschen verfolgt und bedroht werden, und porträtierte Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle. Entstanden sind Hunderte Porträts von Menschen, die – offen oder im Geheimen – ihre Identität täglich neu verteidigen müssen, oft unter Gefahr für Leib und Leben. Wir zeigen eine Auswahl seiner Arbeit „Where Love is Illegal“. Alle Porträts sind auf Polaroid-Film aufgenommen worden.
Im Dezember 2013 wurde Buje (Name geändert) von einer Bürgerwehr, die mit den Sharia-Gerichten in Bauchi City (Nigeria) zusammenarbeitet, aus seinem Haus entführt, weil sie vermuteten, er sei schwul. Sie verprügelten ihn und schlugen ihn mit Stromkabeln. Er wurde über 40 Tage lang im Gefängnis festgehalten. Mehrere Jahre reiste der Fotograf Robin Hammond durch Länder, in denen LGBTI-Menschen verfolgt und bedroht werden, und porträtierte Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle. Entstanden sind Hunderte Porträts von Menschen, die – offen oder im Geheimen – ihre Identität täglich neu verteidigen müssen, oft unter Gefahr für Leib und Leben. Wir zeigen eine Auswahl seiner Arbeit „Where Love is Illegal“. Alle Porträts sind auf Polaroid-Film aufgenommen worden. © NOOR | © Robin Hammond
Malaysia, Januar 2015: Der 47-jährige Transmann Mitch Yusmar (l.) lebt gemeinsam mit seiner 39-jährigen Partnerin Lalita Abdullah und den gemeinsamen Adoptivkindern Izzy (Mitte, 9) und Daniya (3) in der Nähe von Kuala Lumpur. Mitch ist Senior Manager bei einer Nichtregierungsorganisation, die sich um Obdachlose in Kuala Lumpur kümmert. Lalita arbeitet als Development Managerin bei einer Öl- und Gasfirma. Ihre Beziehung wird vor dem Gesetz nicht anerkannt. Das Paar lebt in der Angst, dass ihre Familie auseinandergerissen werden könnte, sollte Lalita je etwas passieren. Denn nur sie wird vor dem Gesetz als Elternteil für die Kinder anerkannt. Die Aufnahme entstand 2015.
Malaysia, Januar 2015: Der 47-jährige Transmann Mitch Yusmar (l.) lebt gemeinsam mit seiner 39-jährigen Partnerin Lalita Abdullah und den gemeinsamen Adoptivkindern Izzy (Mitte, 9) und Daniya (3) in der Nähe von Kuala Lumpur. Mitch ist Senior Manager bei einer Nichtregierungsorganisation, die sich um Obdachlose in Kuala Lumpur kümmert. Lalita arbeitet als Development Managerin bei einer Öl- und Gasfirma. Ihre Beziehung wird vor dem Gesetz nicht anerkannt. Das Paar lebt in der Angst, dass ihre Familie auseinandergerissen werden könnte, sollte Lalita je etwas passieren. Denn nur sie wird vor dem Gesetz als Elternteil für die Kinder anerkannt. Die Aufnahme entstand 2015. © NOOR | © Robin Hammond
Tunis, Tunesien, 3. Dezember 2016: Der 37-jährige Waild (r.) und der 26-jährige Abdesattar sind seit fünf Jahren zusammen. Wegen der feindseligen Einstellung gleichgeschlechtlichen Paaren gegenüber in ihrem Heimatland und der Gesetze, nach denen einverständliche sexuelle Handlungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts Straftaten sind, halten sie ihre Beziehung geheim. „Wir sind von hier nach dort gezogen, haben unsere Familie und unsere Freunde belogen. Wir mussten uns verstellen und so tun, als wären wir jemand anderer. Wir lieben uns, und wir werden uns niemals im Stich lassen. Egal, was passiert.“ Robin Hammond porträtierte das Paar im Jahr 2016.
Tunis, Tunesien, 3. Dezember 2016: Der 37-jährige Waild (r.) und der 26-jährige Abdesattar sind seit fünf Jahren zusammen. Wegen der feindseligen Einstellung gleichgeschlechtlichen Paaren gegenüber in ihrem Heimatland und der Gesetze, nach denen einverständliche sexuelle Handlungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts Straftaten sind, halten sie ihre Beziehung geheim. „Wir sind von hier nach dort gezogen, haben unsere Familie und unsere Freunde belogen. Wir mussten uns verstellen und so tun, als wären wir jemand anderer. Wir lieben uns, und wir werden uns niemals im Stich lassen. Egal, was passiert.“ Robin Hammond porträtierte das Paar im Jahr 2016. © NOOR | © Robin Hammond
St. Petersburg, Russland, November 2014: Auf dem Heimweg von einem Jazzkonzert nahmen „O.“ und „D.“ sich auf der Rolltreppe bei der Hand und küssten sich. Als sie aus dem Bahnhof kamen, fühlte „O.“ plötzlich einen Atem im Nacken. „Scheiß-Lesben“ schrie der Fremde, drehte sich um und schlug „D.“ ins Gesicht. „O.“ versuchte, sie zu verteidigen, bekam aber ebenfalls einen Schlag ins Gesicht und rief: „Wir sind bloß Schwestern!“ Er antwortete: „Lüg nicht, ich habe gesehen, wie ihr euch geküsst habt, und ihr verbreitet LGBTI-Propaganda.“ Die Bemerkung bezog sich auf das kürzlich in Russland verabschiedete Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda unter Minderjährigen. Er trat und schlug weiter auf die beiden ein. Die ganze Zeit filmte sein Kollege mit dem Handy. „O.“ sagt: „Ich hatte eigentlich weniger Angst um mich selbst als um meine Liebste. Die Angst packte mich in dem Moment, als mir klar wurde, dass ich nichts tun konnte, um sie zu beschützen. In Russland ist es jetzt gefährlich für uns, Händchen zu halten. Aber wenn die Angreifer zum Ziel hatten, uns auseinanderzubringen, dann sind sie gescheitert. Stattdessen haben sie unsere Beziehung stärker gemacht.“ Die Aufnahme entstand 2017 in Sankt Petersburg.
St. Petersburg, Russland, November 2014: Auf dem Heimweg von einem Jazzkonzert nahmen „O.“ und „D.“ sich auf der Rolltreppe bei der Hand und küssten sich. Als sie aus dem Bahnhof kamen, fühlte „O.“ plötzlich einen Atem im Nacken. „Scheiß-Lesben“ schrie der Fremde, drehte sich um und schlug „D.“ ins Gesicht. „O.“ versuchte, sie zu verteidigen, bekam aber ebenfalls einen Schlag ins Gesicht und rief: „Wir sind bloß Schwestern!“ Er antwortete: „Lüg nicht, ich habe gesehen, wie ihr euch geküsst habt, und ihr verbreitet LGBTI-Propaganda.“ Die Bemerkung bezog sich auf das kürzlich in Russland verabschiedete Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda unter Minderjährigen. Er trat und schlug weiter auf die beiden ein. Die ganze Zeit filmte sein Kollege mit dem Handy. „O.“ sagt: „Ich hatte eigentlich weniger Angst um mich selbst als um meine Liebste. Die Angst packte mich in dem Moment, als mir klar wurde, dass ich nichts tun konnte, um sie zu beschützen. In Russland ist es jetzt gefährlich für uns, Händchen zu halten. Aber wenn die Angreifer zum Ziel hatten, uns auseinanderzubringen, dann sind sie gescheitert. Stattdessen haben sie unsere Beziehung stärker gemacht.“ Die Aufnahme entstand 2017 in Sankt Petersburg. © NOOR | © Robin Hammond
Südafrika, November 2014: Steven Monjeza Soko und Tiwonge Chimbalanga wurden 2009 in ihrer Heimat Malawi festgenommen und 2010 der Sodomie und deren Förderung angeklagt, ebenso des Vergehens sittenwidriger Praktiken zwischen Männern, die gegen die Artikel 153 und 156 des malawischen Strafgesetzbuches verstoßen. Die beiden Männer wurden zur Höchststrafe von 14 Jahren verurteilt. Laut Richter sei die Höhe der Strafe zum Schutz der malawischen Gesellschaft notwendig gewesen. Das Urteil widerspricht jedoch der malawischen Verfassung ebenso wie verschiedenen internationalen Menschenrechtsverträgen, die der Staat unterzeichnet hat. Daher verursachte der Fall einen internationalen Aufschrei und beiden Männern wurde die Strafe später unter der Bedingung erlassen, dass sie keinen weiteren Kontakt miteinander haben. Da er um seine Sicherheit fürchtete, flüchtete Tiwonge nach seiner Freilassung nach Südafrika.
Südafrika, November 2014: Steven Monjeza Soko und Tiwonge Chimbalanga wurden 2009 in ihrer Heimat Malawi festgenommen und 2010 der Sodomie und deren Förderung angeklagt, ebenso des Vergehens sittenwidriger Praktiken zwischen Männern, die gegen die Artikel 153 und 156 des malawischen Strafgesetzbuches verstoßen. Die beiden Männer wurden zur Höchststrafe von 14 Jahren verurteilt. Laut Richter sei die Höhe der Strafe zum Schutz der malawischen Gesellschaft notwendig gewesen. Das Urteil widerspricht jedoch der malawischen Verfassung ebenso wie verschiedenen internationalen Menschenrechtsverträgen, die der Staat unterzeichnet hat. Daher verursachte der Fall einen internationalen Aufschrei und beiden Männern wurde die Strafe später unter der Bedingung erlassen, dass sie keinen weiteren Kontakt miteinander haben. Da er um seine Sicherheit fürchtete, flüchtete Tiwonge nach seiner Freilassung nach Südafrika. © NOOR | © Robin Hammond
Kingston, Jamaika, 29. September 2016: Der 41-jährige jamaikanische Transmann Mo (l.) ist Kriminalpolizist. Er sagt: „Jamaikaner sind sehr intolerant und homophob, aber ich lebe mein Leben dennoch ohne Angst ... Man weiß ja nie, wann man zur Zielscheibe wird ... ich bin also immer auf der Hut.“ Mo lebt seit Jahren in einer Partnerschaft mit Pinkie, einer 30-jährigen lesbischen Frau. Sie sagt: „In Jamaika denken die meisten Leute nicht selbst, sie brauchen nur irgendwen, der sagt: ,Also gut, du bist lesbisch, du musst sterben.’ Es ist, als würde die Masse losbrüllen: ,Du musst sterben’. Es gibt da niemanden, der sagt: ,Lass sie einfach in Ruhe.’“
Kingston, Jamaika, 29. September 2016: Der 41-jährige jamaikanische Transmann Mo (l.) ist Kriminalpolizist. Er sagt: „Jamaikaner sind sehr intolerant und homophob, aber ich lebe mein Leben dennoch ohne Angst ... Man weiß ja nie, wann man zur Zielscheibe wird ... ich bin also immer auf der Hut.“ Mo lebt seit Jahren in einer Partnerschaft mit Pinkie, einer 30-jährigen lesbischen Frau. Sie sagt: „In Jamaika denken die meisten Leute nicht selbst, sie brauchen nur irgendwen, der sagt: ,Also gut, du bist lesbisch, du musst sterben.’ Es ist, als würde die Masse losbrüllen: ,Du musst sterben’. Es gibt da niemanden, der sagt: ,Lass sie einfach in Ruhe.’“ © NOOR | © Robin Hammond
Russland, St. Petersburg, November 2014: Im März 2011 war Darya Volkova spätabends auf dem Heimweg von einer Fahrstunde, als sie überfallen wurde. Sie wurde getreten und mit Baseballschlägern geschlagen, bis sie das Bewusstsein verlor. Blutend lag sie etwa vier Stunden auf dem Boden, bis man sie fand und ins Krankenhaus brachte. Nach der Operation setzte ihr Herz mehrere Male aus. Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war und sie sich eine Woche lang erholt hatte, ging sie zur Polizei. „Sie haben mich nur ausgelacht“, sagt sie, „du hast bekommen, was du verdienst, Lesben bedienen wir hier nicht.“ Von da an hatte sie Angst, sich in ihrem Viertel zu bewegen, also zog sie fort. Der Angriff wurde nie polizeilich untersucht. „Ich hoffe, das Schicksal wird ihnen die gerechte Strafe zukommen lassen,“ sagt sie.
Russland, St. Petersburg, November 2014: Im März 2011 war Darya Volkova spätabends auf dem Heimweg von einer Fahrstunde, als sie überfallen wurde. Sie wurde getreten und mit Baseballschlägern geschlagen, bis sie das Bewusstsein verlor. Blutend lag sie etwa vier Stunden auf dem Boden, bis man sie fand und ins Krankenhaus brachte. Nach der Operation setzte ihr Herz mehrere Male aus. Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war und sie sich eine Woche lang erholt hatte, ging sie zur Polizei. „Sie haben mich nur ausgelacht“, sagt sie, „du hast bekommen, was du verdienst, Lesben bedienen wir hier nicht.“ Von da an hatte sie Angst, sich in ihrem Viertel zu bewegen, also zog sie fort. Der Angriff wurde nie polizeilich untersucht. „Ich hoffe, das Schicksal wird ihnen die gerechte Strafe zukommen lassen,“ sagt sie. © NOOR | © Robin Hammond
Uganda, September 2014: „J“ und „Q“ möchten ihre Identität aus Angst nicht preisgeben. Die beiden Frauen beschreiben die Bedingungen, unter denen sie leben so: „Wir sind ein verheiratetes lesbisches Paar, dessen Ehe aber nicht anerkannt wird, weil Homosexualität in Uganda etwa Abnormales ist, eine Krankheit, die geheilt werden muss. Homosexuelle gelten als Aussätzige. Wir wurden verbal angegriffen (von Männern), die gesehen haben, dass wir ein Paar sind. ,Euch muss man vergewaltigen, damit man euch die Dummheit austreibt, ein anderes Mädchen zu lecken.’ Wir können nicht sagen, dass wir verheiratet sind, schon gar nicht, seit das Gesetz verabschiedet wurde. Dadurch ist mehr Aufmerksamkeit entstanden und es hat die Gedanken vieler Ugander gegen die LGBTIQ-Community vergiftet. Das Gesetz macht das Leben als Lesbe in Uganda gefährlich.“ Die Ausstellung „Where Love is Illegal“ ist bis zum 2. September in Berlin in dem Ausstellungsort „f³ – freiraum für fotografie“ (www.fhochdrei.org) zu sehen.
Uganda, September 2014: „J“ und „Q“ möchten ihre Identität aus Angst nicht preisgeben. Die beiden Frauen beschreiben die Bedingungen, unter denen sie leben so: „Wir sind ein verheiratetes lesbisches Paar, dessen Ehe aber nicht anerkannt wird, weil Homosexualität in Uganda etwa Abnormales ist, eine Krankheit, die geheilt werden muss. Homosexuelle gelten als Aussätzige. Wir wurden verbal angegriffen (von Männern), die gesehen haben, dass wir ein Paar sind. ,Euch muss man vergewaltigen, damit man euch die Dummheit austreibt, ein anderes Mädchen zu lecken.’ Wir können nicht sagen, dass wir verheiratet sind, schon gar nicht, seit das Gesetz verabschiedet wurde. Dadurch ist mehr Aufmerksamkeit entstanden und es hat die Gedanken vieler Ugander gegen die LGBTIQ-Community vergiftet. Das Gesetz macht das Leben als Lesbe in Uganda gefährlich.“ Die Ausstellung „Where Love is Illegal“ ist bis zum 2. September in Berlin in dem Ausstellungsort „f³ – freiraum für fotografie“ (www.fhochdrei.org) zu sehen. © NOOR | © Robin Hammond