Stockholm/Hamburg. Kreuzfahrt-Passagiere zahlen Tausende Euro, um Eisbären zu sehen. Doch nach dem Tod eines Tieres gibt es heftige Kritik am Tourismus.

Das Geschäft mit Kreuzfahrten boomt. Immer mehr Urlauber entscheiden sich für diese Art des Reisens – und das längst nicht mehr nur im Mittelmeer. Wer das nötige Kleingeld hat, kann auch abgelegenere Regionen sehen. Doch wie vereinbar sind solche Reisen mit der Verantwortung für die Natur?

Seit am Samstag ein Eisbär ein deutsches Crew-Mitglied des Kreuzfahrtschiffes „Bremen“ auf Spitzbergen schwer verletzt hat und daraufhin erschossen wurde, wird diese Frage wieder angeregt diskutiert. In den sozialen Netzwerken haben viele Nutzer eine eindeutige Meinung.

Gewinnstreben der Veranstalter in der Kritik

„Wie kann es sein, dass ein solch majestätisches Lebewesen sterben muss, nur weil ein paar Menschen zum Vergnügen in seinen Lebensraum eindringen?“, fragt etwa @par_atus auf Twitter. Ein anderer Nutzer pflichtet bei: „Hier hat ein Tier, dessen Lebensraum und Nahrung immer mehr eingeschränkt werden, unnötig sein Leben lassen müssen. Solche Konflikte sind vorhersehbar und müssen vermieden werden!“

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Viele prangern vor allem das Gewinnstreben der Reiseveranstalter an. So habe der Eisbär nur wegen des Geschäfts mit den Touristen sein Leben lassen müssen, schreibt ein weiterer Nutzer und fordert: „Bleibt einfach weg von dort!“

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Auch der britische Comedian Ricky Gervias schaltete sich in die Diskussion ein. Er twitterte sarkastisch: „,Lasst uns einem Eisbären in seiner natürlichen Umgebung zu nahe kommen und ihn dann töten, wenn er uns zu nahe kommt.’ Idioten.“

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Das sagt Hapag-Lloyd Cruises zum Tod des Eisbären

Veranstalter Hapag-Lloyd Cruises bedauerte den Vorfall in einem Facebook-Post. Man sei sich „seiner Verantwortung bei Reisen in den sensiblen Gebieten und dem respektvollen Umgang mit der Natur und Tierwelt sehr bewusst“, hieß es darin.

Hapag-Lloyd Cruises wies zudem darauf hin, dass Eisbären nur aus sicherer Distanz von Bord der Schiffe aus beobachtet würden. Der Vorfall am Samstag ereignete sich demnach, während eine Anlandung vorbereitet wurde. Dabei gingen sogenannte Eisbärenwächter zunächst ohne Passagiere an Land, richteten eine Landstation ein und begingen die Gegend, um sicher zu stellen, dass keine Eisbären da seien.

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Polizei will getöteten Eisbären obduzieren

Die Eisbärenwächter sind speziell ausgebildet und bewaffnet. Als der Eisbär einen von ihnen attackierte und am Kopf verletzte, haben andere Wächter das Tier laut Hapag-Lloyd Cruises „aus Gründen der Notwehr“ erschossen. Der Mitarbeiter sei ansprechbar und außer Lebensgefahr, bleibe aber noch zur Beobachtung im Krankenhaus. Das Schiff habe seine Reise am Samstagabend fortgesetzt.

Die norwegische Polizei untersucht nun den Vorfall. Der erschossene Bär soll obduziert werden. Die Behörden der Region warnen regelmäßig vor der Gefahr, die von Eisbären ausgeht. Im Jahr 2015 verletzte ein Polarbär einen Tschechen, der dort eine totale Sonnenfinsternis beobachten wollte. Die letzte tödliche Attacke eines Eisbären geschah 2011, als ein britischer Student ums Leben kam.

Eisbären leiden unter dem Klimawandel

Große dunkle Knopfaugen, helles flauschiges Fell: Eisbären gehören neben den Kodiak-Bären zu den größten fleischfressenden Landsäugetieren. Und sie stehen vor einem existenziellen Problem: Ihr Lebensraum schwindet. Am 27. Februar ist Welt-Eisbärentag.
Große dunkle Knopfaugen, helles flauschiges Fell: Eisbären gehören neben den Kodiak-Bären zu den größten fleischfressenden Landsäugetieren. Und sie stehen vor einem existenziellen Problem: Ihr Lebensraum schwindet. Am 27. Februar ist Welt-Eisbärentag. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
Der Eisbär ist das Symbol für die Arktis. Doch der Klimawandel und die Jagd gefährden sein Überleben. Die Organisation „Polar Bears International“, eine der größten Initiativen zur Rettung der „weißen Riesen“, schätzt einen Rückgang der Population um zwei Drittel bis zum Jahr 2050 – sollte sich bei gleichbleibenden Bedingungen nichts ändern.
Der Eisbär ist das Symbol für die Arktis. Doch der Klimawandel und die Jagd gefährden sein Überleben. Die Organisation „Polar Bears International“, eine der größten Initiativen zur Rettung der „weißen Riesen“, schätzt einen Rückgang der Population um zwei Drittel bis zum Jahr 2050 – sollte sich bei gleichbleibenden Bedingungen nichts ändern. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
In der Arktis gibt es laut Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN nur noch rund 26.000 Eisbären. Der durch den Klimawandel begründete Verlust des Packeises zählt zur größten Bedrohung für das Überleben der Tiere.  Auch in der Antarktis wird es immer wärmer.
In der Arktis gibt es laut Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN nur noch rund 26.000 Eisbären. Der durch den Klimawandel begründete Verlust des Packeises zählt zur größten Bedrohung für das Überleben der Tiere. Auch in der Antarktis wird es immer wärmer. © iStock | Lanaufoto
Das Eis ist erschreckend weit zurückgegangen. Der Lebensraum der Eisbären schmilzt.
Das Eis ist erschreckend weit zurückgegangen. Der Lebensraum der Eisbären schmilzt. © imago stock&people | United Archives
Für die Jagdstrategie von Eisbären ist Eis wesentlich. Wenn flinke Ringelrobben aus Löchern auftauchen, um Luft zu schnappen, schlagen sie normalerweise zu. Doch ohne Eis gibt es keine Luftlöcher.
Für die Jagdstrategie von Eisbären ist Eis wesentlich. Wenn flinke Ringelrobben aus Löchern auftauchen, um Luft zu schnappen, schlagen sie normalerweise zu. Doch ohne Eis gibt es keine Luftlöcher. © imago stock&people | imagebroker
Für die Eisbären wird es immer schwieriger, Nahrung zu finden.
Für die Eisbären wird es immer schwieriger, Nahrung zu finden. © www.arctic-dreams.com | Kerstin Langenberger
Seit der Industrialisierung produziert der Mensch mehr Kohlendioxid und andere Treibhausgase, als die Natur wieder aufnehmen kann. Dieser menschengemachte Treibhauseffekt hat die Luft bereits erwärmt und führt so dazu, dass sich das Klima auf der Erde ändert.
Seit der Industrialisierung produziert der Mensch mehr Kohlendioxid und andere Treibhausgase, als die Natur wieder aufnehmen kann. Dieser menschengemachte Treibhauseffekt hat die Luft bereits erwärmt und führt so dazu, dass sich das Klima auf der Erde ändert. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
Eisbären verbringen die ersten beiden Lebensjahre bei der Mutter.
Eisbären verbringen die ersten beiden Lebensjahre bei der Mutter. © imago stock&people | imagebroker
Ihr dichtes, öliges Fell ...
Ihr dichtes, öliges Fell ... © imago/All Canada Photos | imago stock&people
... schützt den Eisbären vor Kälte und Nässe.
... schützt den Eisbären vor Kälte und Nässe. © imago | Nature Picture Library
Das potenzielle Höchstalter von Eisbären wird in freier Wildbahn auf etwa 25 bis 30 Jahre geschätzt.
Das potenzielle Höchstalter von Eisbären wird in freier Wildbahn auf etwa 25 bis 30 Jahre geschätzt. © imago | Nature Picture Library
Doch die globale Erwärmung ...
Doch die globale Erwärmung ... © imago | Nature Picture Library
... bedroht die Eisbärenpopulation.
... bedroht die Eisbärenpopulation. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
Dieses kleine Eisbär-Baby braucht sich keine Sorgen über seinen Lebensraum zu machen. Das Jungtier wurde im November in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen geboren. Seit Ende Februar steht fest: Es ist ein Mädchen.
Dieses kleine Eisbär-Baby braucht sich keine Sorgen über seinen Lebensraum zu machen. Das Jungtier wurde im November in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen geboren. Seit Ende Februar steht fest: Es ist ein Mädchen. © dpa | ---
Plüschiges Bündel mit schwarzen Knopfaugen – und ganz schön berühmt: Knut war das erste Eisbärenjunge im Zoologischen Garten Berlin seit 30 Jahren. Er wurde am 5. Dezember 2006 geboren.
Plüschiges Bündel mit schwarzen Knopfaugen – und ganz schön berühmt: Knut war das erste Eisbärenjunge im Zoologischen Garten Berlin seit 30 Jahren. Er wurde am 5. Dezember 2006 geboren. © imago | Metodi Popow
Knut wurde von Tierpfleger Thomas Dörflein von Hand aufgezogen. Die beiden erfuhren ein enormes nationales und internationales Medienecho.
Knut wurde von Tierpfleger Thomas Dörflein von Hand aufgezogen. Die beiden erfuhren ein enormes nationales und internationales Medienecho. © imago | Olaf Wagner
Im März 2011 starb Knut mit nur vier Jahren vor den Augen der Zoobesucher.
Im März 2011 starb Knut mit nur vier Jahren vor den Augen der Zoobesucher. © imago stock&people | IPON
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Arktis-Kreuzfahrten bei Hapag-Lloyd Cruises ab 5810 Euro

Hapag-Lloyd Cruises wirbt für die Reisen nach Spitzbergen mit dem Versprechen, die Passagiere könnten dort „Arktis pur“ erleben. „Wo Eisbären die Wildnis regieren“, heißt es auf der Webseite, „bestimmt die Natur den Verlauf ereignisreicher Tage“. Eine zehntägige Reise mit der „Bremen“, die 160 Passagiere mitnehmen kann, kostet mindestens 5810 Euro. (cho/dpa)