Emmerich. Mithilfe von Luftballons hat der kleine Luca seinem Opa einen Brief in den Himmel geschickt. Zwei Tage später erhielt er die Antwort.

An den Gang zu ihrem Briefkasten am 12. Juli wird sich Jennifer Krogull aus Emmerich noch sehr lange erinnern. In der Post befand sich ein Brief, addressiert an ihren fast dreijährigen Sohn Luca. Das Überraschende daran: Der Absender war dessen Opa, der bereits vor fünf Jahren an Krebs gestorben war. Doch der Verfasser des Briefes hat sich keinen bösen Scherz erlaubt. Ganz im Gegenteil: Er hat einer ganzen Familie eine riesige Freude gemacht.

Der Brief war nämlich eine Antwort auf eine Nachricht des Enkels an seinen Opa, der trotz seines Todes eine wichtige Rolle in dem Leben des Zweijährigen spielt. „Wir vermitteln Luca schon immer, dass es einen Opa „Oben“ gibt. Das ist mir auch wichtig, weil ich sehr an meinem Vater gehangen habe“, sagt Jennifer Krogull. Vor einem halben Jahr habe Luca dann angefangen, sich regelmäßig Videos aus dem Leben seines Opas anzuschauen, berichtet die Mutter. „Und vor kurzem hat Luca ein Bild gemalt, das er ihm unbedingt zeigen wollte.“

Eine Rakete und eine Treppe in den Himmel kamen nicht infrage

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Facebook © Screenshot: Facebook/Jenny Krogull | Screenshot: Facebook/Jenny Krogull

Das Problem war nur das Wie: „‚Wir können doch eine Treppe in den Himmel bauen‘, schlug Luca vor. Aber wir sagten ihm, dass es so eine große Treppe nicht gibt“, erinnert sich Jennifer Krogull. Nachdem sie und ihr Mann Jens auch den zweiten Vorschlag ihres Sohnes, eine Rakete zu bauen, schweren Herzens ablehnen mussten, entschieden sie sich für eine andere Lösung. „Auf Hochzeiten haben wir gesehen, wie Grüße in den Himmel geschickt werden – in der Hoffnung, dass welche zurückkommen. Davon haben wir uns inspirieren lassen.“

Gesagt, getan: Am Dienstag, den 10. Juli, haben sie das Bild an Opa „Oben“ gen Himmel geschickt, befestigt an drei mit Gas gefüllten Luftballons. Dazu schrieben sie eine Nachricht, in der stand, wie sehr Luca seinen Opa vermisse und dass er ihm einen dicken Kuss zukommen lasse. „Und der kam dann auch zurück“, erzählt Krogull mit einem Lächeln. Nur zwei Tage später.

Daran erinnert sich die Mutter noch ganz genau: „Ich sagte zu Luca: ‚Da ist ein Brief für dich gekommen.‘ Dann habe ich mich mit ihm im Arm auf den Boden gesetzt und versucht, ihm den Brief vorzulesen. Doch beim ersten Satz liefen bei mir schon die Tränen und ich musste ständig stocken. Ich glaube Luca hat gar nicht richtig verstanden, warum ich weine. Für ihn ist es ja normal, dass Opa antwortet.“

Drei Stunden habe es gedauert, bis es ihr überhaupt möglich gewesen sei, ihrem Sohn den Brief verständlich vorzulesen, sagt sie. „Der Verfasser hat bei mir absolut ins Herz getroffen. Er oder sie hat so tolle und kindgerechte Worte gefunden. Ich hatte einen richtig dicken Kloß im Hals.“

Große Begeisterung auf Facebook

Luca hat sich aber auch sehr über den Brief gefreut und ihn direkt stolz seiner Oma gezeigt, der Witwe von Opa „Oben“. „Auch die ist direkt in Tränen ausgebrochen“, erzählt Jennifer Krogull und ergänzt mit einem Lachen: „Da war wirklich Land unter. Es sind viele Tränen geflossen bei uns in der Zeit.“ Doch der anonyme Briefschreiber hat nicht nur die ganze Familie bewegt – auch im Internet auf Facebook hat sich die Geschichte rasend schnell verbreitet.

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Um den Verfasser zu finden, hat die Mutter dort einen Beitrag veröffentlicht, in dem sie sich nicht nur herzlich bedankt, sondern auch zum Ausdruck bringt, welch große Freude der Unbekannte der ganzen Familie gemacht hat. Aber dass der Post so große Wellen schlägt, hätte sie nie gedacht: In nur fünf Tagen (Stand Dienstagnachmittag) haben über 3000 Nutzer den Beitrag geteilt – rund 3000 weitere drückten auf „Gefällt mir“. Und alle sind sich einig: So viel Menschlichkeit ist einfach überwältigend.

Suche nach dem unbekannten Verfasser

Der Meinung ist auch Jennifer Krogull: „Man hört in den Medien nur noch von schlechten Dingen, die passieren. Doch das ist mal eine gute Nachricht.“ Nur sein eigentliches Ziel – nämlich den großen Unbekannten zu finden – hat der Facebook-Beitrag bislang noch nicht erreicht. Anhaltspunkte, um wen es sich handeln könnte, hat die Familie ebenfalls nur wenige: „Der Poststempel war nur noch schwer zu erkennen. Wir glauben aber, dass der Brief aus Rees kommt.“ Als Absender war nur Opa „Oben“ angegeben.

Wenn sie die Möglichkeit hätte, den Verfasser zu treffen, würde Jennifer Krogull „ihn oder sie ganz fest in den Arm nehmen“. „Ich würde mich dafür bedanken, dass die Person so viel Herz und Menschlichkeit gezeigt hat. Sie hat mir und der ganzen Familie eine riesige Freude gemacht.“

Jennifer Krogull würde sich daher sehr freuen, wenn sich der Verfasser des Briefes meldet, damit sie sich persönlich bedanken kann. Die NRZ-Lokalredaktion in Emmerich stellt gerne den Kontakt her. Der Verfasser kann sich dazu melden unter der 02822/924 926 oder per Mail an: lok.emmerich@nrz.de.

Dieser Text erschien zuerst auf www.nrz.de.