Bremen. Nach einem Beitrag über Pädophilie wurde ein Mann in Bremen von einem Mob zusammengeschlagen. Ein Verdächtiger hat sich nun gestellt.

Im Fall der Lynchjustiz nach einem TV-Beitrag über einen vermeintlichen Pädophilen hat sich ein Tatverdächtiger der Polizei gestellt. Er räumte ein, zusammen mit weiteren Männern am Dienstag in Bremen einen 50-Jährigen in seiner Wohnung zusammengeschlagen zu haben, wie eine Polizeisprecherin am Freitag sagte. Die Behörden begutachten nun auch, ob RTL eine Mitschuld an dem Vorfall trifft.

• Was war in Bremen passiert?

Der Tatverdächtige und mehrere weitere Männer hatten das Opfer nach Zeugenaussagen für einen Pädophilen gehalten, der angeblich in dem Fernsehbericht RTL-Sendung „Punkt 12“ zu sehen gewesen war. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach der Lynchjustiz wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Das Opfer war zeitweise in Lebensgefahr.

Tatsächlich handelte es sich dabei aber um einen anderen Mann, der laut Polizei ebenso unschuldig ist wie das zusammengeschlagene Opfer. Der im TV-Beitrag gezeigte Mann habe sich noch am Tag der Ausstrahlung an die Polizei gewandt, sagte die Sprecherin.

Wie die Ermittlungen ergaben, steht der Mann in keinem Zusammenhang mit dem in der Sendung dargestellten Fall der Pädophilie.

• Trifft RTL eine Mitschuld an dem Fall?

Die Staatsanwaltschaft hat zumindest ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Dabei werde ein Anfangsverdacht auf eine Straftat geprüft, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Das Verfahren richte sich noch nicht gegen eine bestimmte Person. Das von RTL zur Verfügung gestellte TV-Material werde in strafrechtlicher Hinsicht bewertet. Nach Angaben des Sprechers sei die gefilmte Gegend für Menschen aus der Nachbarschaft klar erkennbar gewesen.

RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer wollte dagegen von keinen Fehler sprechen: „In dem Beitrag ist zu keinem Zeitpunkt behauptet worden, dass der Mann pädophil ist. Wir haben nur die Recherche abgebildet.“ Zudem sei der Mann verpixelt worden, um ihn unkenntlich zu machen.

• Was war in dem RTL-Beitrag zu sehen?

In der RTL-Reportage hatte sich ein Reporter in einem bei Pädophilen beliebten Internetportal als Mädchen ausgegeben. Bei ihm meldete sich nach Senderangaben ein Mann, der sich mit dem Mädchen treffen wollte. Am Treffpunkt tauchte der Mann auf, der sich später bei der Polizei meldete.

Nach Angaben des RTL-Sprechers habe er sich auffällig verhalten und sei dann plötzlich verschwunden. Dagegen gab der Mann gegenüber den Ermittlern an, vom Fernsehteam verfolgt worden zu sein. Der Beitrag ist von RTL aus dem Netz genommen worden. (dpa)