Karlsruhe/Köln. Ermittler haben in einer Wohnung in Köln giftiges Rizin entdeckt. Auf die Spur kamen sie offenbar durch eine Bestellung im Internet.

Der inhaftierte Tunesier, in dessen Kölner Wohnung hochgiftige Rizin-Substanzen gefunden wurden, ist laut Bundesanwaltschaft „dringend verdächtig, vorsätzlich biologische Waffen hergestellt zu haben“. Wie die Justizbehörde am Donnerstag in Karlsruhe weiter mitteilte, gibt es jedoch keine Anhaltspunkte für eine „konkretisierte Anschlagplanung“ oder eine Mitgliedschaft des Beschuldigten in einer terroristischen Vereinigung.

Der Mann hatte in seiner Wohnung, in der er mit seiner Familie lebte, hochgiftiges Rizin hergestellt. Er soll den Sicherheitsbehörden laut Medienberichten durch Interneteinkäufe aufgefallen sein. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung soll der 29-Jährige auch Zutaten für einen Sprengsatz bestellt haben.

Bericht: US-Geheimdienst CIA gab Hinweis

Was wollte der Verdächtige mit diesen Rizinus-Samen?
Was wollte der Verdächtige mit diesen Rizinus-Samen? © imago/Manfred Ruckszio | imago stock&people

Ab Mitte Mai habe sich der Mann die notwendigen Gerätschaften und Substanzen beschafft, schrieb Staatsanwältin Frauke Köhler am Donnerstag. Bei einem Internetversandhändler habe er unter anderem 1000 Rizinussamen und eine eletrische Kaffeemühle bestellt. „Anfang Juni 2018 setzte der Beschuldigte sein Vorhaben um und stellte erfolgreich Rizin her“, hießt es in der Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft vom Donnerstag.

Nach „Spiegel“-Angaben orientierten sich die Bestellungen an einer Anleitung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zur Herstellung einer Rizin-Bombe. Laut Bundesanwaltschaft ist aber „nicht abschließend geklärt“, ob der Tunesier einen islamistisch motivierten Anschlag begehen wollte.

Der Tipp an die deutschen Sicherheitsbehörden sei vom US-Geheimdienst CIA gekommen, der den Interneteinkauf von Rizinussamen bemerkt habe, berichtete die „Bild“ am Donnerstag. Als der 29-Jährige auch noch Chemikalien gekauft habe, die zur Gewinnung des Giftes notwendig seien, sei am Dienstagabend der Zugriff in der Kölner Wohnung des Mannes erfolgt.

Der in Köln gefasste tunesische Giftmischer hatte nach bisherigen Erkenntnissen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums keine Mittäter. „Ich habe im Moment keinen Hinweis darauf“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf.

Der Unterschied zwischen Rizin und Rizinusöl

Aus Rizinusstauden wird Rizinusöl hergestellt.
Aus Rizinusstauden wird Rizinusöl hergestellt. © imago/blickwinkel | C. Kaiser

Gewonnen wird das hochgiftige Protein Rizin aus den Samen des Wunderbaums, aus dem Rizinusöl hergestellt wird. Während das Öl nicht giftig ist, gilt Rizin als „potenzieller biologischer Kampfstoff“, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit.

Handel und Umgang mit der Reinsubstanz seien nach dem Chemiewaffen-Übereinkommen von 1997 beschränkt. Schon in geringer Konzentration kann Rizin tödlich sein. Sollte das Gift gespritzt werden, wirkt es nach RKI-Angaben binnen 36 bis 48 Stunden tödlich. Rizin schädige Leber und Nieren, der Tod trete durch Multiorganversagen ein. Bereits die Dosis aus einem einzigen Samen könne ein Kind töten, erläuterte der Leiter des Instituts für Toxikologie an der Uni Düsseldorf, Gerhard Fritz, der Deutschen Presse-Agentur.

Haftbefehl am Mittwoch erlassen

Der Bundesgerichtshof hatte am Mittwochabend Haftbefehl gegen den 29-jährigen Tunesier erlassen. Es bestehe der dringende Verdacht des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, sagte ein Sprecher des Generalbundesanwaltes.

Bei dem gefundenen Gift handele es sich um eine Rizin-haltige Substanz. Die Behörde ermittele außerdem weiter auch wegen des Anfangsverdachts einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Hier bestehe aber kein dringender Tatverdacht. (dpa/sth)