Washington. Es war das größte Comeback des TV-Jahres in den USA: „Roseanne“ kehrte nach 20 Jahren zurück. Die Hauptdarstellerin vermasselte es.

Als die Conners im März nach über 20 Jahren Abwesenheit wieder auf der Mattscheibe auftauchten, war das größte TV-Comeback des Jahres in Amerika perfekt. 18 Millionen schalteten ein, um zu sehen, was aus der schnoddrigen, weißen Unterschichten-Familie aus Illinois geworden ist.

Dank der Hauptdarsteller Roseanne Barr und John Goodman hatte die Sitcom es in den 90er-Jahren zum Quoten-Hit gebracht. Der Neuauflage wurde ebenfalls eine goldene Zukunft prophezeit. Bis Roseanne Barr, die der Show ihren Namen gibt, alles zerstörte.

Ein rassistischer Ekel-Tweet der 65-jährigen Anhängerin von US-Präsident Trump gegen eine prominente Afroamerikanerin hat den Sender ABC dazu veranlasst, umgehend eine Brandmauer hochzuziehen. „Widerlich und abscheulich“ seien Barrs Worte, empörte sich die Sender-Spitze und verfügte die sofortige Einstellung der Serie.

Auch in Deutschland fällt zweite Staffel aus

Bob Iger, Chef des mächtigen Disney-Konzerns, dem ABC gehört, verteidigte die Entscheidung als alternativlos. Damit fällt auch die in Deutschland von vielen Fans erwartete zweite Staffel im Herbst aus.

Barr hatte die frühere Top-Beraterin von Präsident Barack Obama, Valerie Jarrett, in einer Twitter-Tirade als „Baby“ der radikalen „Muslimbruderschaft“ und des „Planeten der Affen“ bezeichnet. Der Tweet wurde mittlerweile gelöscht. Was Barr geritten hat? Niemand weiß es bisher.

Dem sofort einsetzenden Proteststurm im Internet begegnete ABC so, wie es einst die Konkurrenz von CBS und MSNBC mit Don Imus gemacht hatte. Der oft gehässige Radio-Cowboy hatte schwarze College-Basketballspielerinnen als „kraushaarige Huren“ tituliert und war umgehend gefeuert worden.

ABC büßt dreistelligen Millionenbetrag an Werbeeinnahmen ein

Der Fall Roseanne ist um einige Dimensionen gewichtiger. Durch das Aus verlieren nicht nur 200 an der Show beteiligte Angestellte ihren Job und Barr persönlich 250.000 Dollar Gage (pro Folge). ABC büßt bei den Werbeeinnahmen einen dreistelligen Millionenbetrag ein.

„Roseanne“ war nach der Wiederauflage schnell zur Geldmaschine des Konzerns geworden. Donald Trump gratulierte persönlich. Der Präsident zog gegenüber Anhängern eine direkte Linie zwischen dem von ihm angezettelten Kulturkampf gegen das „korrupte Washington“ und den Nöten der amerikanischen Arbeiterklasse, wie sie die fiktiven Conners erleben: Unbehagen gegenüber Flüchtlingen, vor allem Muslimen. Verlust von Aufstiegschancen. Kurzum: das Gefühl, zu den Vergessenen zu gehören.

Barr spricht von „schlechtem Witz“

Weil Trump diesem Teil der Bevölkerung im echten Leben eine Plattform gegeben hat, regte sich dort Protest. Von einem Generalangriff auf die Meinungsfreiheit war die Rede. Und dass Kreuzzügler der politischen Korrektheit eine „laute, unangenehme Stimme“ abschalten wollten.

Roseanne Barr selbst versuchte sich wie so oft in Schadensbegrenzung, machte aber alles nur noch schlimmer. Erst entschuldigte sie ihren Aussetzer mit einem „schlechten Witz“. Später führte sie ihren Tweet auf die Einnahme des Schlafmittels Ambien zurück.

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Dabei passt Barrs Attacke nahtlos in ein langes Sünden-Register rassistischer, homophober und islam-feindlicher Kommentare. So sagte sie der früheren Obama-Beraterin Susan Rice (wie Jarrett Afroamerikanerin) einmal nach, sie habe „die großen, schwingenden Hoden eines Affen“. Einem Überlebenden des jüngsten Schul-Massakers in Florida unterstellte sie unlängst den Hitlergruß; eine glatte Lüge.

Barr posiert im Nazi-Kostüm vor angekokelten Weckmännern

Dabei hatte Barr selbst vor einigen Jahren im Nazi-Kostüm posiert – vor einem Backofen mit angekokelten Stutenkerlen. Ihren 700.000 Twitter-Anhängern machte sie zudem die absurde Verschwörungstheorie schmackhaft, wonach die frühere demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in Washington einen Kinder-Sex-Ring unterhalten haben soll, den wiederum Präsident Trump gesprengt habe.

Ausgeschaut – Diese Serien endeten mit einem Skandal

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    Der jüngste Barr-Skandal fiel zeitlich zusammen mit einer einmaligen Sensibilisierungs-Aktion gegen Rassismus. Die Kaffeehauskette Starbucks hatte am Dienstag nach einem üblen Faux-Pas mit zwei schwarzen Kunden in Philadelphia alle 8000 Läden in Amerika geschlossen und 175.000 Angestellte einem Anti-Diskriminierungs-Training unterzogen.