Köln. Beim Westdeutschen Rundfunk gehen immer mehr Hinweise auf sexuelle Belästigung ein. WDR-Intendant Tom Buhrow verspricht Aufklärung.

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) erhält immer mehr Hinweise auf Fälle sexueller Belästigung. Eine Vielzahl von Mitarbeitern sei damit beschäftigt, den größtenteils anonymen Vorwürfen nachzugehen, sagte Intendant Tom Buhrow am Dienstag in Köln vor dem Rundfunkrat des Senders. Buhrow forderte alle Betroffenen auf, sich an eine der internen und externen Anlaufstellen zu wenden.

„Wir dulden sexuelle Belästigung im WDR nicht“, erklärte Buhrow. Auch im Fall des freigestellten Leiters des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie, Gebhard Henke, gelte die Unschuldsvermutung. Henkes Freistellung gebe den Raum, um die Vorwürfe zu überprüfen, betonte der Intendant.

Gebhard Henke weist Vorwürfe zurück

Henke wird von mehreren Frauen, darunter der Autorin und Moderatorin Charlotte Roche, der sexuellen Belästigung beschuldigt. Henke war über seinen Anwalt selbst an die Öffentlichkeit gegangen und weist die Vorwürfe zurück. Seit Anfang April hatten verschiedene Medien über mutmaßliche Fälle sexueller Belästigung durch mehrere WDR-Mitarbeiter berichtet, die teilweise mehrere Jahrzehnte zurückliegen sollen.

Bereits Anfang April hatte der WDR einen Auslandskorrespondenten von seiner Arbeit entbunden. Ihm hatten eine Mitarbeiterin und eine ehemalige Praktikantin sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Dem öffentlich-rechtlichen Sender wird vorgehalten, Führungskräfte hätten Hinweise auf Belästigungen in den vergangenen Jahren nicht ausreichend ernst genommen.

Ende April hatte der öffentlich-rechtliche Sender die frühere EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies (SPD) als externe Gutachterin eingeschaltet. Sie soll den Umgang der Senderspitze mit den Vorwürfen im Haus unabhängig überprüfen. Außerdem beauftragte der Sender eine Anwaltskanzlei als Anlaufstelle.

Keine konkreten Maßnahmen angekündigt

Buhrow kündigte vor dem Rundfunkrat an, dass eine solche „permanente externe Anlaufstelle“ in der neuen Dienstvereinbarung neben dem Interventionsausschuss eingeführt werden solle. Der Intendant will außerdem den Umgang und das allgemeine Miteinander im Sender verbessern. „Ich glaube, '#MeToo' ist auch ein Ventil“, sagte er. Er sei „entschlossen, diesen Weg zu beginnen“, kündigte aber keine konkreten Maßnahmen an. (epd)