Berlin. Seit Jahren werden Musik-Streams immer wichtiger für Künstler. Eine Auszeichnung dafür zu erhalten, wird allerdings immer schwerer.

Der Skandal um die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang hat die Frage aufgeworfen, wie zeitgemäß Auszeichnungen sind, die hauptsächlich nach Verkaufszahlen verliehen werden. Nicht nur mit der Abschaffung des Echo-Preises, sondern auch mit einer weiteren Änderung reagiert der Bundesverband Musikindustrie (BMVI) jetzt auf diese Diskussion.

In der Woche vor der Echo-Verleihung verabschiedete der Verband eine Neuerung, die sich auf die Verleihung von Silber-, Gold- und Platin-Platten auswirkt – für einige Künstler wohl negativ.

Die Änderung war in der Diskussion um Kollegah und Farid Bang weitestgehend untergegangen. Musikmagazine wie das Online-Portal hiphop.de berichten nun aber wieder darüber. Zusammengefasst besagen die neuen Regeln: Für Künstler wird es wesentlich schwerer, mit gestreamter Musik eine Schallplatte aus Edelmetall zu erhalten.

Künstler müssen nun doppelt so viele Streams vorweisen

Seit Musik-Downloads und Streams immer mehr an Relevanz gewonnen haben, muss der BVMI auch zwangsweise diese Entwicklung in die Auszeichnungen einfließen lassen. Bis Anfang April musste ein Lied 100 Mal gestreamt werden, um wie eine verkaufte Single auf CD, Vinyl oder Download gezählt zu werden. Nach neuer Rechnung sind 200 Streams nötig. Bei Alben waren es bisher 1000 Streams, nun sind 2000 Abrufe nötig. Künstler müssen also doppelt so viele Streams vorweisen, wie zuvor.

Echo-Abschaffung: Die Entscheidung kommt zu spät – aber sie ist richtig

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    Es ist gut möglich, dass diese Änderungen sich in verschiedenen Musikrichtungen unterschiedlich auswirken. So sind es vor allem junge Musikfans, die Streaming-Dienste nutzen. Die vermeintlich vor allem bei jungen Menschen beliebte Musik (Rap, House, Techno, Pop) wird demnach häufiger gestreamt als Musikrichtungen mit Hörern, die stärker physische Tonträger kaufen.

    In den vergangenen Wochen waren tatsächlich Künstler wie Capital Bra oder Bausa an der Spitze der Charts zu finden, die die wenigsten Menschen in Deutschland über 30 Jahren kennen dürften. Ihrem Erfolg liegen Millionen von Abrufen auf Streamingdiensten zugrunde.

    Werden Pop, Rap und EDM benachteiligt?

    Die Musikkategorien Pop, Rap und Electronic Dance Music (EDM) werden durch die Regeln des BVMI nicht nur bei den Streams beeinträchtigt. Die neuen Standards für Silber-, Gold- und Platin-Platten sehen auch vor, dass Kollaborationsalben nur gezählt werden, wenn der Großteil der Titel vorher nicht erschienen ist. Weil Rapper und Techno-DJs sich aber oft Unterstützung anderer Künstler holen, müssen sie ihre Veröffentlichungsstrategie in Zukunft vielleicht überdenken.

    Diese Änderung wirkt sich aber auch auf Best-Of-Alben aus. Denn bei diesen sind die enthaltenen Stücke ja bereits vorher erschienen. Eine Auszeichnung mit einer Gold-Platte ist damit quasi unmöglich.