Los Angeles. Kanye West hat eine Debatte über die Sklaverei in Amerika anheizen wollen. Doch im Mittelpunkt der Diskussion steht er jetzt selbst.

Der US-Musiker Kanye West sorgt mit einem Interview für Empörung. In einem teils wirren Interview mit dem Nachrichtenportal „TMZ“ sprach West auch über die Sklaverei in den USA. Die Aussage, die für Diskussionen sorgt: „Wenn man von über 400 Jahre langer Sklaverei hört: 400 Jahre lang? Das klingt für mich wie selbst gewählt“, sagte der 40-Jährige am Dienstag .

Die Aussage Wests implizierte, dass die schwarzen Sklaven in den USA an ihrem Schicksal teilweise selbst Schuld gewesen seien, weil sie sich ihrem Schicksal nicht widersetzt hatten.

Ein schwarzer Mitarbeiter von „TMZ“ protestierte heftig gegen West. „Du hast eine große Verantwortung, Bruder“, sagte er. „Der Rest von uns muss in der Gesellschaft mit diesen Bedrohungen und der Ausgrenzung leben, die mit 400 Jahren Sklaverei einhergehen, die du als freie Wahl unserer Leute bezeichnest.“ Er fühle sich „unglaublich verletzt“.

Kanye West hatte mit Lob für Donald Trump für Aufsehen gesorgt

Auch auf Twitter hagelte es Kritik. West nutze „den Schmerz unserer Vorfahren“ für seine Sprüche, so die US-Filmregisseurin Ava DuVernay.

Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert waren Millionen Schwarze aus Afrika nach Nordamerika verschleppt und dort als Sklaven verkauft worden. Die Praxis wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts gestoppt, wobei Afroamerikaner auch heute noch über Diskriminierung klagen.

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West – ein prominenter Anhänger von US-Präsident Donald Trump, dem Kritiker Rassismus vorwerfen – räumte später auf Twitter ein: „Natürlich weiß ich, dass Sklaven nicht aus freien Stücken auf ein Boot verfrachtet wurden.“ Er fügte noch hinzu: „Aber so lange in dieser Position zu bleiben, obwohl wir eine große Masse auf unserer Seite hatten, zeigt, dass wir mental gefangen waren.“ Der Ehemann von Reality-Star Kim Kardashian (37) plädierte für „Freidenkertum“.

Die Aussagen Wests sind umso überraschender, weil er auf vergangenen Veröffentlichungen mehrfach ein anderes Bild der Sklaverei gezeichnet hatte, als er es im Interview mit „TMZ“ getan hat. Auf dem Album „Yeezus“ und in dem Lied „Black Skinhead“ hatte West etwa die Meinung vertreten, dass weiße Amerikaner noch immer Schwarze unterdrücken würden. Er selbst und seine schwarzen Mitstreiter stellte er als kämpferische Revolutionäre dar.

Während des „TMZ“-Gesprächs bekräftigte West seine Unterstützung für den republikanischen Präsidenten. „Ich liebe Trump, das ist mein Junge“, erklärte der Rapper. Vorige Woche hatte er ein Lied namens „Ye vs. The People“ veröffentlicht, in dem er Trumps Politik verteidigt. Darin kritisiert West die seiner Meinung nach in den USA weit verbreitete Idee, Schwarze müssten die Demokraten wählen. (dpa/ac)