Toronto. In Toronto hat ein 25-Jähriger mit einem Lieferwagen zehn Menschen getötet. Die Polizei geht dabei von einer vorsätzlichen Tat aus.

Die von Trümmern und Blutspuren gesäumte Todesstrecke zieht sich über fast drei Kilometer, vorbei an Geschäften, Restaurants, Wohnhäusern. Mitten in einem belebten Geschäftsviertel Torontos hat der Fahrer eines Lieferwagens seinen offenbar gemieteten Transporter in eine Waffe verwandelt und zehn Menschen getötet.

Der mutmaßliche Todesfahrer wurde nun des zehnfachen Mordes und des versuchten Mordes in 13 weiteren Fällen angeklagt. Das berichteten der kanadische TV-Sender CBC und andere Medien übereinstimmend aus dem Gericht am Dienstag.

Mehrere Verletzte schweben in Lebensgefahr

Der mutmaßliche Täter Alek M. erschien dort in einer weißen Häftlingsuniform mit den Händen hinter dem Rücken, er zeigte Berichten zufolge wenig Emotionen. Der nächste Gerichtstermin soll in rund zwei Wochen stattfinden.

Tragische Chronik: Acht Angriffe, bei denen Fahrzeuge als Waffe benutzt wurden

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    Mindestens vier der Verletzten schwebten nach dem Vorfall vom Montag in Lebensgefahr. Der 25 Jahre alte Fahrer war nach der Tat festgenommen worden, weitere Verdächtige gab es nach Polizeiangaben nicht.

    Planen als Sichtschutz: Feuerwehrleute im Einsatz.
    Planen als Sichtschutz: Feuerwehrleute im Einsatz. © REUTERS | CARLO ALLEGRI

    Zu Motiven oder einem möglichen terroristischen Hintergrund machten die Behörden zunächst keine Angaben. Alles sehe nach einer absichtlichen Tat aus, ermittelt werde in alle Richtungen, sagte Polizeichef Mark Saunders. Die Sender NBC und CTV berichteten unter Berufung auf Strafverfolger und Sicherheitskreise, der Täter sei vermutlich geistig verwirrt.

    Bis Montag tagten G7-Außenminister in Toronto

    Die zuvor geltende mittlere Terrorwarnstufe in der kanadischen Stadt, wo bis Montag die Außenminister der G7-Staaten getagt hatten, bleibe unverändert, sagte Ralph Goodale, Minister für öffentliche Sicherheit. Für eine erhöhte Terrorgefahr gebe es keine Hinweise.

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    Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach von einem „schrecklichen Vorfall“ und dankte den Rettern vor Ort. Bundesaußenminister Heiko Maas sprach den Überlebenden des „schrecklichen Verbrechens“ sein Beileid aus, ebenso wie die US-Regierung.

    Auto rast in Toronto in Menschenmenge

    Rettungskräfte bedecken eine Leiche auf der Yonge Street in Toronto. Ein Kleinlaster ist in einem belebten Geschäftsviertel der kanadischen Metropole in eine Gruppe von Fußgängern gerast. Mindestens zehn Menschen wurden getötet, sehr viele weitere verletzt.
    Rettungskräfte bedecken eine Leiche auf der Yonge Street in Toronto. Ein Kleinlaster ist in einem belebten Geschäftsviertel der kanadischen Metropole in eine Gruppe von Fußgängern gerast. Mindestens zehn Menschen wurden getötet, sehr viele weitere verletzt. © REUTERS | STRINGER
    Der Vorfall ereignete sich am frühen Nachmittag auf einer der Hauptverkehrsadern der Stadt mit vielen Geschäften und Restaurants.
    Der Vorfall ereignete sich am frühen Nachmittag auf einer der Hauptverkehrsadern der Stadt mit vielen Geschäften und Restaurants. © dpa | Nathan Denette
    Der 25 Jahre alte Fahrer des Lieferwagens ist mit hohem Tempo über Gehwege gefahren und hat dabei Dutzende Menschen erfasst. Der Fahrer wurde festgenommen.
    Der 25 Jahre alte Fahrer des Lieferwagens ist mit hohem Tempo über Gehwege gefahren und hat dabei Dutzende Menschen erfasst. Der Fahrer wurde festgenommen. © REUTERS | STRINGER
    Vor der Festnahme soll der Fahrer mit einem Gegenstand in Richtung eines Polizisten gezeigt und dabei „Töte mich!“ sowie „Schieß’ mir in den Kopf!“ gerufen haben.
    Vor der Festnahme soll der Fahrer mit einem Gegenstand in Richtung eines Polizisten gezeigt und dabei „Töte mich!“ sowie „Schieß’ mir in den Kopf!“ gerufen haben. © REUTERS | CHRIS DONOVAN
    Trauernde am Ort des Geschehens.
    Trauernde am Ort des Geschehens. © REUTERS | CHRIS DONOVAN
    Ein Ermittler untersucht den Schuh eines Opfers.
    Ein Ermittler untersucht den Schuh eines Opfers. © REUTERS | CHRIS DONOVAN
    Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat.
    Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat. © REUTERS | CHRIS DONOVAN
    Torontos Bürgermeister John Tory (M.) machte sich am Montag ein Bild vor Ort. Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach von einem „schrecklichen Vorfall“ und dankte den Rettern vor Ort.
    Torontos Bürgermeister John Tory (M.) machte sich am Montag ein Bild vor Ort. Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach von einem „schrecklichen Vorfall“ und dankte den Rettern vor Ort. © REUTERS | CARLO ALLEGRI
    Kurz nach dem Schock versuchten Augenzeugen, verletzten Opfern zu helfen. Einige brachen in Tränen zusammen.
    Kurz nach dem Schock versuchten Augenzeugen, verletzten Opfern zu helfen. Einige brachen in Tränen zusammen. © REUTERS | CARLO ALLEGRI
    Das Fahrer hat über 15 Straßenblocks hinweg immer wieder zwischen Straße und Gehweg gewechselt, um offenbar möglichst viele Menschen zu treffen.
    Das Fahrer hat über 15 Straßenblocks hinweg immer wieder zwischen Straße und Gehweg gewechselt, um offenbar möglichst viele Menschen zu treffen. © REUTERS | CARLO ALLEGRI
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    Täter fuhr Schlangenlinien – Menschen flogen durch die Luft

    Innerhalb von Minuten hatte sich die Geschäftsgegend im Bezirk North York, der etwa 30 Minuten nördlich von der Innenstadt liegt, am Montag in einen blutigen Tatort verwandelt. Mit 60 bis 70 Stundenkilometern hatte der weiße Wagen Fußgänger erfasst, als er um die Mittagszeit von der Straße auf den Bürgersteig fuhr und über rund 15 Straßenblocks hinweg immer wieder zwischen Straße und Gehweg wechselte.

    Der Täter sei in Schlangenlinien gefahren, sagte Augenzeuge Amir Bahmeyeh dem „Toronto Star“. Er habe beobachtet, wie das Auto fünf oder sechs Menschen erfasste. „Ich sah einen alten Mann durch die Luft fliegen“, sagte Bahmeyeh. Die Menschen hätten um Hilfe geschrien und versucht, die Polizei in Richtung des Fahrers zu lotsen.

    Täter war Bericht zufolge polizeibekannt

    Mit diesem Lieferwagen fuhr der Mann immer wieder in Menschengruppen.
    Mit diesem Lieferwagen fuhr der Mann immer wieder in Menschengruppen. © REUTERS | STRINGER

    Michele Kelman, die in der Gegend bei einer IT-Firma arbeitet, wurde auf dem Rückweg vom Mittagessen fast von dem Auto erfasst. Sie und ihre Freundin hätten hinter sich Schreie gehört und durch die Luft wirbelnde Gegenstände gesehen, sagte sie der „Globe and Mail“. Der Wagen sei auf sie zugerast und habe dann ihre Freundin tödlich getroffen. „Überall waren Leichen“, sagte Kelman.

    Laut CNN war der Fahrer schon vorher polizeibekannt. Sein Wagen kam mit völlig demolierter Motorhaube auf dem Gehweg zum Stehen, ehe die Polizei ihn umstellte. Im Video eines Augenzeugen ist zu sehen, wie der Fahrer mit einem Gegenstand in Richtung eines Polizisten zeigt und dabei „Töte mich!“ sowie „Schieß’ mir in den Kopf!“ ruft. Schüsse fielen vor seiner Festnahme aber nicht. Laut Polizeichef Saunders hatte der Mann keine Schusswaffe bei sich.

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    „Die Leben so vieler Menschen zerstört“

    „Er hat die Leben so vieler Menschen zerstört“, sagte Augenzeuge Alex Shaker dem Sender CTV. „Alles, was ihm in den Weg kam.“ Auch jemand mit einem Kinderwagen sei vom Auto erfasst worden. Kurz nach dem Schock versuchten Augenzeugen, verletzten Opfern zu helfen. Auf dem Gehweg waren Blutspuren zu sehen, Fotos zeigten mit orangefarbenen Planen bedeckte, offenbar leblose Körper.

    Torontos Bürgermeister John Tory sprach den Bürgern Mut zu. „Die Stadt ist momentan in sicheren Händen“, sagte Tory. Er bat Anwohner, nach Hause zu gehen und Ruhe zu bewahren. „Es ist eine Zeit, in der wir so ruhig wie nur möglich sein sollten.“ Die Polizei sperrte die Gegend ab, auch der U-Bahnverkehr wurde unterbrochen.

    In Kanada war es schon mehrmals zu Attacken mit Fahrzeugen gekommen. In Edmonton im Westen des Landes griff ein Angreifer im September einen Polizisten mit einem Messer an und rammte dann vier Menschen mit einem gemieteten Lieferwagen. 2014 fuhr ein Mann in Québec zwei Soldaten an, einer von ihnen kam ums Leben. (dpa)