Tel Aviv. Natalie Portman erhält den „jüdischen Nobelpreis“, will aber nicht zur Verleihung kommen. Dafür erntet sie harsche Kritik aus Israel.

Hollywoodstar Natalie Portman war bisher eine von Israels beliebtesten Galionsfiguren im Ausland. „Eine von uns“, eine, auf deren kometenhaften Aufstieg man so stolz war, als gehörte sie zur eigenen Familie. Doch nun hat die 36-Jährige aus Protest gegen die israelische Politik ihre Teilnahme bei der Verleihung des „jüdischen Nobelpreises“ abgesagt.

Gerade wegen ihrer großen Beliebtheit in ihrem Geburtsland tut Portmans Kritik doppelt weh. Bei manchem schlägt die Liebe für die schöne Schauspielerin jetzt abrupt in herbe Ablehnung um. Ein Abgeordneter fordert sogar, ihr die israelische Staatsbürgerschaft zu entziehen.

Portman: „Stolz auf meine israelischen Wurzeln“

Was war passiert? Im November hatte die Genesis-Stiftung mitgeteilt, Portman solle 2018 mit dem mit einer Million Dollar (rund 814.000 Euro) dotierten Preis ausgezeichnet werden. Die Oscar-Preisträgerin habe mit ihrer „charismatischen Bildschirmpräsenz die Herzen von Millionen berührt“. Außerdem verkörpere die Mutter zweier Kinder die wichtigsten Werte des jüdischen Volkes, darunter auch „der Herzenswunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen“.

Damals äußerte Portman sich „zutiefst berührt“ über die Auszeichnung und sagte: „Ich bin stolz auf meine israelischen Wurzeln und mein jüdisches Erbe – sie sind entscheidende Bestandteile meiner Identität.“

Portman bekam Oscar für Rolle in „Black Swan“

Portman wurde 1981 in Jerusalem als Tochter eines israelischen Arztes und einer jüdisch-amerikanischen Mutter geboren. Ihre Eltern zogen in die USA, als sie noch klein war. 2011 wurde sie für die Rolle einer Tänzerin in „Black Swan“ mit dem Oscar ausgezeichnet.

Die Genesis-Preisverleihung war für Ende Juni geplant und Portman sollte dem Ereignis in Jerusalem besonderen Glanz verleihen. Doch dann kommt am Freitag die Absage. Die Schauspielerin habe „die jüngsten Ereignisse in Israel als extrem bedauerlich empfunden, und sie fühlt sich nicht wohl dabei, an einer öffentlichen Veranstaltung in Israel teilzunehmen“, zitiert die Genesis-Stiftung in New York.

Preisgeld soll an Frauenorganisationen gehen

Das Preisgeld soll sie aber trotz der Absage erhalten, wie ein Genesis-Sprecher am Sonntag erklärte. Es soll Frauenorganisationen zugutekommen, wie Portman bereits mitgeteilt hatte.

Portman erklärt nicht genau, auf welche Ereignisse in Israel sie sich bezieht, Medien interpretieren ihre Äußerungen aber als Kritik an den tödlichen Schüssen israelischer Soldaten auf Demonstranten an der Grenze zum Gazastreifen, möglicherweise auch an der geplanten Abschiebung Zehntausender afrikanischer Flüchtlinge.

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    Abgeordneter fordert Entzug der Staatsbürgerschaft

    Aus Israel hagelt es Gegenkritik. Die stark rechtsorientierte Kulturministerin Miri Regev wirft ihr vor, sie habe dem Druck der Boykottbewegung gegen Israel nachgegeben. Die Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beschuldigt Portman der „Heuchelei“. Der Likud-Abgeordnete Oren Chasan fordert gar, man müsse der Mimin ihre israelische Staatsbürgerschaft entziehen.

    Am Samstag präzisiert Portman bei Instagram, sie wolle der Verleihungszeremonie nicht beiwohnen, „weil ich nicht den Eindruck erwecken wollte, dass ich Benjamin Netanjahu unterstütze“. Netanjahu sollte bei der Veranstaltung eine Rede halten. Portman betont ausdrücklich, sie sei nicht für die Boykottbewegung gegen Israel. „Wie viele Israelis und Juden in aller Welt kann ich kritisch zur Führung Israels stehen, ohne die gesamte Nation boykottieren zu wollen.“

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    Israel sei vor 70 Jahren als sicherer Hafen für jene gegründet worden, die vor dem Holocaust fliehen mussten. „Aber die Misshandlung all jener, die heute unter Gräueltaten leiden müssen, entspricht einfach nicht meinen jüdischen Werten“, schreibt sie. Weil Israel ihr am Herzen liege, „muss ich aufstehen gegen Gewalt, Korruption, Ungleichheit und Machtmissbrauch“.

    Der israelische Journalist Zion Nanus schreibt bei Twitter, erst vor drei Jahren habe Portman ihren ersten Film als Regisseurin in Israel und in hebräischer Sprache gedreht. In dem Film „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ spielte Portman auch die depressive Mutter des israelischen Schriftstellers Amos Oz.

    „Die Tatsache, dass sie sich heute weigert, nach Israel zu kommen und den Genesis-Preis anzunehmen, muss uns wirklich Sorgen machen“, schreibt Nanus. „Denn sie ist jemand, der hier geboren ist und Israel wirklich liebt.“ (dpa)