Paris. Paris sagt den Wildpinklern den Kampf an. 800 Inspekteure gehen auf Kontrollgang. Auch Öko-Pissoirs sollen gegen die Unsitte helfen.

Dass der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo diesel- wie benzingetriebene Fahrzeuge, die sie bis spätestens 2030 völlig aus der Stadt verbannen will, ein Dorn im Auge sind, ist hinlänglich bekannt. Doch die resolute Sozialistin hat noch ein weiteres Feindbild: Wildpinkler!

Um den Verursachern der viel zu zahlreichen und streng riechenden Urinlachen auf den Bürgersteigen der Seine-Metropole endlich Benimm beizubringen, werden ab sofort sämtliche Register gezogen.

Ende März hat der Stadtrat einen „plan anti-pipi“ verabschiedet, der es in sich hat. Allein die Zahl der das sittliche Verhalten in der Öffentlichkeit kontrollierenden Inspektoren des Ordnungsamts DPSP soll nun innerhalb weniger Wochen von 100 auf 800 aufgestockt werden.

Für Wildpinkeln in Paris wird ein Strafzettel über 68 Euro fällig

Und diese Inspektoren, die stets im Doppelpack auftreten und zivile Kleidung tragen, sind bei den Parisern wegen ihrer locker sitzenden Strafzettelblöcke in der Tat gefürchtet.

Mit 68 Euro ist dabei, wer von den DPSP-Damen oder -Herren ertappt wird, wenn er eine Zigarettenkippe wegschnippt, Müll auf der Straße deponiert oder den Kot seines Hundes nicht aufklaubt. Auch Wildpinkeln wird mit 68 Euro geahndet. Doch zum großen Ärger von Madame Hidalgo erhielten 2017 „nur“ 5381 Männer – sowie einige wenige Frauen – mit unwiderstehlichem Harndrang einen Strafzettel. Der Grund? Die Wildpinkler pflegen hauptsächlich im Schutze der Dunkelheit zuzuschlagen.

Schon deswegen haben die neuen DPSP-Inspektoren klare Vorgaben. Sie sollen künftig rund um die Uhr patrouillieren und des Nachts vorwiegend rings um spät schließende Cafés und Bars, in deren Umkreis das „wilde“ Urinaufkommen besonders groß ist.

Auch in Deutschland ist Wildpinkeln verboten

Doch nicht nur Kontrolleure sollen der Unsitte Einhalt gebieten. Vorgesehen ist an „strategischen Orten“ auch die Aufstellung einer ganzen Batterie neuartiger „Öko-Pissoirs“. Dabei handelt es sich um knallrote an Blumenkübel erinnernde Töpfe, deren oberer Teil einen Nährboden enthält, aus dem Thymian und Rosmarin wuchern.

Gleichfalls sollen die Öffnungszeiten der 425 städtischen WCs ausgeweitet werden – zurzeit sei nur ein Drittel des Angebots auch nachts geöffnet. Auch in Deutschland ist Urinieren in der Öffentlichkeit nicht erlaubt und wird mit einem Verwarn- oder Bußgeld zwischen 35 Euro und in besonders schweren Fällen 5000 Euro geahndet.