Mönchengladbach. Der Mann, der eine 19-Jährige auf der Toilette eines Fußballfan-Zuges vergewaltigt haben soll, ist bereits einschlägig vorbestraft.

Der 30-jährige Mann, der verdächtigt wird, am Wochenende eine junge Frau auf der Toilette in einem Fußballfan-Zug vergewaltigt zu haben, ist bereits wegen eines ähnlichen Verbrechens rechtskräftig verurteilt. Benjamin Kluck, Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, bestätigte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass im November unter anderem wegen Vergewaltigung eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten gegen den Verdächtigen verhängt wurde. Es handele sich dabei um eine Vergewaltigung im erweiterten Bekanntenkreis aus dem Jahr 2015.

Die Ladung zum Haftantritt sei noch nicht erfolgt, sagte Kluck am Dienstag. Über die Verurteilung hatte zuerst „Bild“ berichtet. „Der Umstand, dass es einen zeitlichen Verzug zwischen rechtskräftiger Verurteilung und Ladung zum Strafantritt gibt, ist grundsätzlich nichts Ungewöhnliches“, sagte Kluck. Wie es sich in dem konkreten Fall verhalten habe, könne er nicht sagen. Das werde derzeit noch geprüft.

Verdächtiger wird Dienstag offenbar noch nicht vernommen

Eigentlich sollte der Beschuldigte am Dienstag vernommen werden. Doch entgegen der ursprünglichen Planung sei kein Termin mit dem Anwalt des Verdächtigen gefunden worden, sagte ein Sprecher der Polizei Mönchengladbach.

Der 30-Jährige soll eine 19-Jährige in einem Zug voller Fußballfans auf der Rückreise vom Spiel Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach missbraucht haben. Er hatte sich am Montag freiwillig in einer Haftanstalt in Nordrhein-Westfalen gemeldet, um wegen einer anderen Straftat eine mehrmonatige Freiheitsstrafe anzutreten. Gleichzeitig habe sein Anwalt der Polizei mitgeteilt, dass der Mann bereit sei, „Angaben zum Tatvorwurf zu machen“, berichtete die Polizei.

Die 19-Jährige aus Bonn konnte laut Polizei inzwischen als Zeugin vernommen werden. Sie hatte ihren mutmaßlichen Peiniger in der Nacht zum Sonntag im sogenannten Tanzwagen eines Sonderzuges kennengelernt, der nach der 1:5-Niederlage von Borussia Mönchengladbach bei Bayern München in Richtung Nordrhein-Westfalen unterwegs war. Sie gab laut Polizeibericht an, sie sei danach „auf einer Toilette Opfer eines Sexualdeliktes durch diesen Mann geworden“.

Freiheitsstrafe wegen Körperverletzung

Nach der Tat verständigte die junge Frau per Handy ihre Eltern, die wiederum die Polizei riefen. Die 19-Jährige wurde am frühen Sonntagmorgen von der Polizei in dem hessischen Ort Flörsheim am Bahnhof in Empfang genommen und in eine Wiesbadener Klinik gebracht. Die Bundespolizei stellte an mehreren Haltepunkten des Sonderzuges und bei der Ankunft in Mönchengladbach die Identität der Fans fest.

Der mutmaßliche Täter konnte identifiziert werden, weil ein Zug-Ordner ein Foto von dem Mann gemacht hatte, den er vorher mit der Frau zusammen gesehen hatte. Beamte aus Mönchengladbach erkannten den unter anderem wegen Gewaltdelikten polizeibekannten Deutsch-Polen. Die Polizei hatte intensiv nach ihm gesucht, bevor er sich am Montag in der Justizvollzugsanstalt meldete, um eine Freiheitsstrafe wegen Körperverletzung anzutreten.

„Nicht mit unserer Vereinskultur in Einklang zu bringen“

Ob der Mann auf dem Foto auch der Täter sei, wisse man nicht. Er müsse von dem Opfer erst identifiziert werden, hatte Polizeisprecher Wolfgang Röthgens am Montag betont. Ob die 19-Jährige den 30-Jährigen bei ihrer Vernehmung erkannte, teilte die Polizei zunächst nicht mit.

Der Präsident von Borussia Mönchengladbach, Rolf Königs, reagierte betroffen. „Was sich da in dem Sonderzug abgespielt hat, hat bei uns keinen Platz. Das ist nicht in Einklang zu bringen mit unserer Vereinskultur, das ist das Gegenteil von Kultur“, sagte er bei der Jahreshauptversammlung des Vereins. (sat/dpa)