Wien. Ein Ex-Freund erpresste Conchita Wurst damit, die HIV-Infektion des Künstlers öffentlich zu machen. Der outete sich kurzerhand selbst.

Conchita Wurst hat öffentlich gemacht, mit HIV infiziert zu sein. „Ich bin seit vielen Jahren HIV-positiv“, schrieb der österreichische Travestiekünstler auf Instagram. Er mache diese Information öffentlich, weil ein Ex-Freund ihm drohe, diese zu verbreiten. „Ich gebe auch in Zukunft niemandem das Recht, mir Angst zu machen und mein Leben derart zu beeinflussen.“ Ihm gehe es aber trotz HIV-Infektion gesundheitlich gut. Zuerst hatte bild.de über das Coming Out berichtet.

2014 hatte der 29-jährige Künstler, der mit bürgerlichem Namen Thomas Neuwirth heißt, in Abendkleid und mit Vollbart mit dem Song „Rise like a Phoenix“ den Eurovision Song Contest gewonnen.

Gegen Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen

Neuwirth schrieb weiter, seit der Diagnose sei er in medizinischer Behandlung „und seit vielen Jahren unterbrechungsfrei unter der Nachweisgrenze, damit also nicht in der Lage, den Virus weiter zu geben“. Er fügte hinzu: „Coming Out sei besser, als von Dritten geoutet zu werden.“

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Er hoffe, Mut zu machen und einen weiteren Schritt gegen die Stigmatisierung von Menschen zu setzen, die sich durch ihr eigenes Verhalten oder aber unverschuldet mit HIV infiziert hätten. Auf jeden Fall habe er sich mit dieser Veröffentlichung „für den Rest meines Lebens von einem Damoklesschwert“ befreit – auch wenn diese private Information für die Öffentlichkeit eigentlich irrelevant sei.

Travestiekünstler, Sänger, Stilikone: Conchita Wurst alias Thomas Neuwirth im April 2018.
Travestiekünstler, Sänger, Stilikone: Conchita Wurst alias Thomas Neuwirth im April 2018. © dpa | Andreas Arnold

Bisher sei er nicht an die Öffentlichkeit gegangen, um seiner Familie die damit verbundene Aufmerksamkeit zu ersparen. Auch seine Freunde wüssten seit geraumer Zeit Bescheid „und gehen in einer Unbefangenheit damit um, die ich jeder und jedem Betroffenen wünschen würde“. Darüber hinaus sei es „eine Information, die meiner Meinung nach hauptsächlich für diejenigen Menschen von Relevanz ist, mit denen sexueller Kontakt infrage kommt“.

Das ist HIV/Aids

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    Aids-Hilfe sieht Coming out zwiespältig

    Conchita Wursts Fans reagierten verständnisvoll und zollten ihm Respekt für den Mut, sich zu outen. „Der heutige Tag wird dir als einer der besten Tage deines Lebens in Erinnerung bleiben und ganz sicher auch vielen anderen Mut machen, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen“, schrieb ein Fan auf Wursts Instagramseite. Ein anderer schrieb, HIV sollte heutzutage kein Druckmittel mehr sein dürfen. „Idioten wird es leider immer geben und Dummheit ist NICHT behandelbar.“

    Die Deutsche Aids-Hilfe sieht die unfreiwillige Bekanntmachung mit gemischten Gefühlen. „Hier geht jemand selbstbewusst mit HIV um, macht sich nicht klein und lässt sich nicht von anderen bestimmen. Das kann natürlich Menschen Mut machen“, sagte Pressesprecher Holger Wicht am Montag.

    Behandlungsmöglichkeiten sehr fortgeschritten

    Doch die Erpressung des Ex-Freundes zeige auch, „dass wir noch lange nicht am Ziel eines selbstverständlichen Umgangs ohne Diskriminierung sind“, so Wicht.

    Mit einer frühzeitigen Therapie und der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten könne die Vermehrung von HI-Viren im Körper verhindert werden. Sie seien nach einer Zeit dann nicht mehr nachweisbar und könnten nicht mehr weitergegeben werden. „Diese Nachricht ist leider noch viel zu unbekannt“, erklärte Wicht. Rund 88.000 Menschen leben nach Angaben der Deutschen Aids-Hilfe in Deutschland mit HIV. (dpa)