Wuppertal. Die Eltern stehen mit ihren drei Kindern am Gleis. Plötzlich greift ein Fremder nach ihrem Sohn und springt vor den einfahrenden Zug.

Warum hat er das getan? Ein 23-Jähriger ist am Donnerstagabend (12. April 2018) am Wuppertaler Hauptbahnhof vor einen einfahrenden Zug gesprungen. Vorher schnappte er sich noch ein fremdes Kind, das er mit auf das Gleis zog.

Die Ermittler vermuten einen erweiterten Suizidversuch, erklärte die Polizei am Freitag (13. April 2018). Laut Staatsanwalt Hauke Pahre werde zudem wegen versuchten Mordes ermittelt.

Motiv ist noch unklar

Unklar bleibt das Motiv des Verdächtigen. In der Polizeivernehmung schwieg er bis zum Freitagmittag. Weil ein Arzt nicht ausschließt, dass er psychisch gestört sein könnte, soll noch ein Psychiater als Sachverständiger hinzugezogen werden.

Von seinen Erkenntnissen wird abhängen, ob der 23-jährige Verdächtige in Untersuchungshaft kommt, oder in eine geschlossene Psychiatrie.

Vor den Augen der Familie

Der in Gelsenkirchen wohnende Mann habe den fünfjährigen Jungen vor den Augen der Familie genommen und sei absichtlich auf die Gleise gesprungen. Der einfahrende Zug leitete demnach eine Notbremsung ein, der Junge wurde leicht verletzt.

Die Eltern des Kindes standen den Angaben zufolge am Donnerstagabend mit dem Fünfjährigen und ihren beiden anderen Kindern im Alter von einem und drei Jahren am Bahnhof. Plötzlich näherte sich der fremde 23-Jährige, griff nach dem Fünfjährigen, lief einem einfahrenden Zug entgegen und sprang schließlich ins Gleisbett.

Polizei ermittelt wegen versuchter Tötung

Kurz vor dem Zusammenstoß legte sich der Mann laut Polizei mit dem Kind längs zwischen die Schienen. Der Lokführer bremste, konnte aber nicht verhindern, dass der Zug noch einige Meter über die beiden fuhr.

Zeugen hielten den unverletzten 23-Jährigen anschließend bis zum Eintreffen der Polizei fest. Der polizeibekannte Mann wurde festgenommen – die Polizei ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Der kleine Junge kam mit Schürfwunden ins Krankenhaus. Die Familie wurde von Seelsorgern betreut. (dpa)

Anmerkung der Redaktion

Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen.

Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de . Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.