Berlin. Jahrelang hatten Einbrüche in Deutschland zugenommen. Die Politik zeigte sich alarmiert, Strafen wurden verschärft. Hat das nun Erfolg?

Die Zahl der registrierten Wohnungseinbrüche in Deutschland ist im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen, und zwar um mehr als ein Fünftel. Die Polizei hat für 2017 insgesamt 116.540 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche erfasst – das ergaben Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf Grundlage der seit Dienstag für alle Bundesländer vorliegenden Kriminalstatistiken. Im Jahr zuvor waren es 151.265, das entspricht einem Minus von 23 Prozent.

Offizielle Zahlen für Deutschland gibt es noch nicht. Als letztes Bundesland präsentierte am Dienstag Mecklenburg-Vorpommern seine Kriminalstatistik 2017. Anfang Mai stellt Innenminister Horst Seehofer (CSU) die bundesweite Statistik vor.

Den dpa-Berechnungen zufolge lag die Zahl der Einbrüche im vergangenen Jahr so niedrig wie seit 2009/2010 nicht mehr. 2015 war mit 167.136 registrierten Wohnungseinbrüchen ein Höchststand der vergangenen Jahre erreicht worden. 2016 ging die Zahl dann erstmals seit langem wieder zurück. Das Bundeskriminalamt (BKA) und die deutschen Versicherer hatten bereits Ende 2017 signalisiert, dass es danach erneut ein Minus gegeben haben dürfte.

Mindeststrafe bei Einbrüchen auf ein Jahr angehoben

Jahrelang hatten Einbrüche in Deutschland zugenommen und ein besorgniserregendes Niveau erreicht. Ermittler und Politiker waren unter Druck geraten, ihren Kampf gegen Einbrecher zu verstärken. Die schwarz-rote Bundesregierung sorgte für eine Strafverschärfung, die seit Sommer 2017 gilt: Beim Einbruch in eine Privatwohnung ist jetzt eine Mindeststrafe von einem Jahr Haft statt von sechs Monaten fällig. Der Rahmen reicht bis zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe.

Der Kriminologe Thomas Feltes.
Der Kriminologe Thomas Feltes. © imago/Future Image | Hein Hartmann

Einbruchsversuche scheitern häufig – Experten führen das auch darauf zurück, dass sich viele Wohnungs- und Hausbesitzer inzwischen besser schützen, etwa mit sichereren Fenstern und Türen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen hieß es zum Beispiel, dass 46,3 Prozent der 39.057 im vergangenen Jahr in NRW registrierten Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium stecken blieben, die Täter also nicht in die Wohnungen und Häuser gelangten oder nichts entwendeten. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte dazu, es sei gut, „dass sich immer mehr Bürger beraten lassen, wie sie ihre vier Wände besser schützen können“.

Der Kriminologe Thomas Feltes machte bei der Deutung der Zahlen darauf aufmerksam, dass längst nicht jeder Einbruch erfasst wird. „Das Auf und Ab bei den Wohnungseinbrüchen ist letztendlich wohl nur über das Dunkelfeld zu erklären“, sagte der Professor von der Ruhr-Universität Bochum auf dpa-Anfrage. Über die jüngsten Rückgänge der Zahl erfasster Wohnungseinbrüche meinte er: „Sicherlich hat auch der Repressionsdruck der Polizei dazu beigetragen, allerdings werden wir – mangels entsprechender Evaluationen der Polizei – dies nicht genauer bestimmen können.“

Immer mehr nichtdeutsche Verdächtige bei Einbrüchen

Bei den Tatverdächtigen dominieren nach BKA-Angaben zwar nach wie vor deutsche Staatsangehörige und „örtlich-regionale Täter“, etwa Jugendbanden und Drogenkonsumenten. Im Internetauftritt des BKA heißt es aber auch: Kontinuierlich zugenommen habe der Anteil von nichtdeutschen Verdächtigen und von sogenannten reisenden Tätern, die sehr mobil und in gut strukturierten Banden zusammenarbeiteten, häufig aus Südost- und Osteuropa.

Nicht nur die Zahl der Einbrüche, auch die Angst davor hat anscheinend abgenommen: In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa sagten kürzlich 20 Prozent, sie hätten im Vergleich zu anderen Straftaten am meisten Sorge vor Einbrüchen. In einer im Dezember 2015 gemachten YouGov-Umfrage hatten das noch 26 Prozent der Befragten gesagt.