Seine Thriller verkaufen sich millionenfach – dabei ist Sebastian Fitzek kein Kritikerliebling. Nun läuft „Das Joshua-Profil“ im TV.

Er ist Deutschlands erfolgreichster Thrillerautor: Sebastian Fitzek (46). Seine Bücher erobern regelmäßig die Bestseller-Listen – jetzt kommt sein Roman „Das Jo­shua-Profil“ ins Fernsehen.

RTL zeigt am Karfreitag (20.15 Uhr) die Verfilmung des Buchs, das sich um eine rätselhafte Verschwörung dreht. Der erfolglose Schriftsteller Max Rhode (Torben Liebrecht) wird darin zum Gejagten, weil ein Computerprogramm voraussagt, dass er ein Verbrechen begehen wird.

Herr Fitzek, Sie haben schon zahlreiche Bücher geschrieben, doch „Das Joshua-Profil“ ist die erste große TV-Verfilmung. Warum?

Sebastian Fitzek: Das liegt hauptsächlich daran, dass das Genre Thriller lange Zeit mit Skepsis behaftet war. Das war zunächst im Buchbereich so, wo mich viele Absagen erreichten. Es hieß immer: Deutscher Thriller funktioniert nicht. Irgendwann hatte sich das im Buchbereich geändert, und es gab eine Thrillerwelle, aber beim Fernsehen hieß es damals noch: Thriller ist einfach zu düster.

Inzwischen gibt es bei Fernsehkrimis aber einen Trend zur drastischen Darstellung von Gewalt …

Ich halte überhaupt nichts davon, dass man glaubt, man muss einen gewissen Blutzoll haben, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Brauche ich eine Gewaltszene nur für einen Tabubruch, dann ist es Splatter, und Splatter interessiert mich überhaupt nicht.

Ich stelle eher die Tendenz fest, dass das psychologische Moment immer mehr Einzug hält in die TV-Unterhaltung, auch in den „Tatort“, der sich streckenweise zum Psychothriller entwickelt. Ich glaube, dazu hat der Buchbereich mit seinen psychologischen Thrillern beigetragen.

Haben Sie einen Lieblingskommissar beim „Tatort“?

Ich bin überhaupt kein „Tatort“-Experte. Aber ich mag Kommissar Borowski sehr gerne, weil der eine gebrochene Figur ist, und seine Figurenzeichnung geht sehr ins Psychologische – als Autor von psychologischen Thrillern interessiert mich das mehr als ein amüsanter Krimi wie etwa die Münsteraner „Tatorte“, die ja mehr Komödie sind.

Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass Sie sich Geschichten ausdenken können, die andere Menschen fesseln?

Als ich bei einem Radiosender in Berlin die Morgensendung betreut habe. Damals habe ich als Redakteur Texte für andere geschrieben, das waren eher lustige Geschichten, die man in kurzer Zeit sehr verdichtet schreiben musste. Ich bin außerdem mit Filmen wie „Angel Heart“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ groß geworden.

„Die Klapperschlange“ mit Kurt Russell war der erste Film, der mich richtig aus der Bahn geworfen hat, der entwirft ein utopisches Szenario. Danach habe ich mich immer gefragt: Fällt dir auch mal so eine Was-wäre-wenn-Situation ein, wo man als Leser oder Zuschauer wirklich die Antwort wissen will? Irgendwann hatte ich eine entsprechende Idee zu meinem Debütroman und habe es ausprobiert.

Tut es Ihnen weh, dass die ernsthafte Literaturkritik oft kein gutes Haar an Ihren Romanen lässt?

Nein. Das liegt nicht etwa an meinem Erfolg, sondern das hängt mit einer Einsicht zusammen. Ich achte immer auf die Intention des Kritikers. Sind es Menschen, die mir wohlgesonnen sind, wie meine Lektorinnen und meine Frau? Oder ist es die alleinige Intention des Kritikers, mir aufzuzeigen, dass ich unfähig bin und am besten aufhören sollte, will er vielleicht selber die Auflage seiner Zeitung oder seine Quote im Fernsehen steigern?

Dann schalte ich auf Durchzug. Das ist eine Unterteilung, die ich jedem nur raten kann, unabhängig davon, ob er Autor ist, ein Journalist oder zum Beispiel ein Lehrer oder Schüler, der in den sozialen Medien kritisiert wird.

„Das Jo­shua-Profil“, 30. März, 20.15 Uhr, RTL