Essen . Nach längerer Schwächephase läuft in der ARD wieder ein guter „Donna Leon“ mit Uwe Kockisch. Der Film profitiert von guten Darstellern.

In Venedig fiebert Commissario Guido Brunetti (Uwe Kockisch) der Premiere im Teatro La Fenice entgegen. Vor vielen Jahren hat Operndiva Flavia Petrelli (Leslie Malton) Bühne und Öffentlichkeit den Abschied erklärt; nun wagt die einst weltweit verehrte Sopranistin ihr Comeback als Tosca in Puccinis gleichnamiger Oper.

Nicht nur für Brunetti wird es ein Wiedersehen, auch die Zuschauer erwartet bei der 24. Verfilmung eines Donna-Leon-Bestsellers ein bekanntes Gesicht: Zweimal bereits stand Flavia Petrelli im Zen­trum, knüpfte dabei ein Band der Sympathie zum Commissario. Diese Vorgeschichte bildet den Hintergrund des aktuellen Falls „Endlich mein“.

In dieser Episode nutzen Gewerkschafter das öffentliche Interesse an der Opernaufführung, um gegen die Kommerzialisierung der Kultur zu protestieren. Streikende Bühnenarbeiter wollen die Premiere verhindern. Die Situation eskaliert, als das für Fahrdienste eingesetzte Theaterboot in Flammen aufgeht und wenig später Petrellis Kostüm-Assistentin gewaltsam ums Leben kommt. Der Verdacht fällt auf den Bruder der Toten, den Streikführer Andrea Santello.

Vergangene Folgen sind eher dahingeplätschert

Die Schwester war nicht nur Streikbrecherin, sondern hat auch Brunetti gegenüber den Bruder als Urheber des Bootanschlags offenbart. Als Gewerkschafter Santello untertaucht, ist für Vize-Questore Patta (Michael Degen) wieder einmal alles glasklar. Der Commissario, Sergente Vianello (Karl Fischer) und die diesmal besonders aufmüpfige Signorina Elettra (Annett Renneberg) sehen das natürlich anders.

Nach einigen bieder dahinplätschernden Folgen der Krimireihe ist Regisseur Sigi Rothemund mit „Endlich mein“ wieder ein überzeugender „Brunetti“ gelungen. Nicht nur, weil Rothemund ein ausgesprochen starkes Gefühl für authentische Opern-Atmosphäre an den Tag legt, ohne zugleich einen Crash-Kurs in Sachen „Tosca“, Puccini oder La Fenice zu geben.

Rothemund konzentriert sich auf die Entwicklung der windungsreichen Handlung und verzichtet auf die üblichen Familienzusammenkünfte der Brunettis auf der Dachterrasse.

Part von Lucie Arons ist eher misslungen

Es sind andere Darsteller, die das Geschehen bestimmen. Leslie Malton als graziöse, ebenso selbstbewusste wie verletzliche Diva ist eine Idealbesetzung. Jürgen Tarrach als dubioser Manager balanciert grandios zwischen grenzenloser Ergebenheit und schamhaft verborgenem Eigennutz.

Auch Edin Hasanovic (der Shooting-Star aus dem Salafismus-Zweiteiler „Brüder“) ist als lautstarker Streikführer Santello einmal mehr ein Erlebnis. Eher misslungen dagegen ist der Part Lucie Arons, die eine Stalkerin gibt.

Verhüllt, mit hochgezogenen Schultern und starrem Blick muss sie durch die Gassen huschen wie weiland der Zwerg im Thriller-Klassiker „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Doch beim Finale Furioso ist das vergessen: Bei der Premiere nickt Patta ein – den Zuschauern wird das nicht passieren.

Fazit: Exzellente Darsteller in einer gelungenen Donna-Leon-Verfilmung voller Opern-Flair, das wunderbar zur Lagunenstadt passt.

• „Donna Leon“, 29. März 2018, 20.15 Uhr, ARD