Das ARD-Drama „Die Freibadclique“ erzählt vom Erwachsenwerden im Jahr 1944. Ein Film, der von starken Nachwuchsdarstellern profitiert.

Fünf 15-jährige Abiturienten hocken an einem sonnigen Tag auf dem Sprungturm einer Badeanstalt in der schwäbischen Provinz. Sie blicken auf das kristallklare Wasser unter sich und schauen sehnsüchtig den Mädchen nach. Das ARD-Drama „Die Freibadclique“ beginnt idyllisch – zu idyllisch.

Denn dann marschieren plötzlich drei Männer in Luftwaffenuniform ins Bild, die so gar nicht in die Harmonie passen wollen. Die aber unangenehm verdeutlichen, dass im Sommer 1944 immer noch Krieg herrscht und die Lässigkeit der Freunde eigentlich nur Fassade ist. Sie alle haben Angst, kurz vor dem absehbaren Ende doch noch für das letzte Aufgebot, für die Waffen-SS oder den „Volkssturm“, rekrutiert zu werden. Eine Angst, die sich schließlich mehr als berechtigt erweist.

Drei Jahre vor seinem Tod hat der Drehbuchautor und Filmemacher Oliver Storz noch den Roman „Die Freibadclique“ fertiggestellt, in dem er von der verlorenen Jugend speziell des Jahrgangs 1929 erzählt, der er selbst angehörte.

Der Krieg wirkt im Film oft wie ein Spiel

Den fünf Freunden, allesamt verkörpert von jungen Talenten mit schwäbischem Dialekt, verpasst er Spitznamen, ganz nach Art Erich Kästners. Onkel (Jonathan Berlin) und der aus Berlin zugereiste Knuffke (Theo Trebs) kristallisieren sich dabei allmählich als die Hauptfiguren heraus. Als es ernst wird mit dem Krieg, als sie die Erniedrigung der Musterung und die Schläge der Ausbilder hinter sich haben, da trennen sich allmählich ihre Wege. „Bleibt übrig“, gibt ihnen die schöne Luftwaffenhelferin Lore noch mit auf den Weg, doch zwei von ihnen werden nicht zurückkommen.

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    Trotzdem sollte man hier keinen klassischen Kriegsfilm erwarten. Schon die Buchvorlage hat eigentlich mehr von einer Heranwachsenden-Geschichte. Doch Regisseur Friedemann Fromm („Weissensee“) treibt die Vorsicht dann auch noch derart auf die Spitze, dass er den Tod des Freundes Hosenmacher während eines Bomberangriffs nur aus extremer Höhe darzustellen wagt. Überhaupt kommt einem der Krieg hier manchmal wie ein Spiel vor, wenn Onkel und Bubu ihren Vorgesetzten beim Sex mit der Frau des Gau­leiters erwischen und sie sich dadurch einen Freifahrtschein in die Heimat erpressen.

    Plötzlich nimmt der Film eine Wendung

    Vermutlich war das Ganze mal als Zweiteiler geplant, denn wenn der Krieg schließlich vorbei ist, stehen wir plötzlich vor einem ganz neuen Film. Die übermäßig starken Farben sind gewichen und machen düsteren Bildern voller Regen Platz. Onkel trifft Knuffke wieder, der an der Front ein Auge verloren hat. Der Freund scheint völlig verändert, macht jetzt üble Geschäfte mit einem US-Captain, dem er gleichzeitig die Freundin ausspannen will. Es ist ein riskantes Spiel, vielleicht so riskant wie die plötzliche Drehung dieses Films.

    Fazit: Ein Film über junge Menschen, die 1944 Angst davor haben, kurz vor Schluss noch eingezogen zu werden. Starke Nachwuchsschauspieler helfen einer Inszenierung, die sich plötzlich völlig wandelt.

    ARD, Mittwoch, 28. März, 20.15 Uhr