London. Im englischen Telford sollen seit den 1980er-Jahren bis zu 1000 Mädchen sexuell ausgebeutet worden sein. Nun ermittelt eine Kommission.

Eine Medienrecherche über groß angelegte sexuelle Ausbeutung von Mädchen in der Stadt Telford erschüttert die britische Öffentlichkeit. Wie die Zeitung „Sunday Mirror“ kürzlich berichtete, sollen über 40 Jahre hinweg bis zu 1000 junge Mädchen von Banden vergewaltigt, geschlagen und für Sex verkauft worden sein. Eine unabhängige Untersuchungskommission soll die Vorwürfe nun prüfen.

Laut „Sunday Mirror“ waren die jüngsten Opfer erst elf Jahre alt gewesen, einige Mädchen seien sogar ermordet worden. Die örtlichen Behörden, so die Zeitung weiter, hätten aus Angst vor dem Vorwurf des Rassismus keine Daten von Verdächtigen asiatischer Herkunft aufbewahrt.

Die Zeitung hat eigenen Angaben zufolge 18 Monate lang recherchiert. Demnach hätten Gruppen vorwiegend pakistanischer Männer weiße, verletzliche Jugendliche im Visier gehabt. Eine offizielle Bestätigung für diese Darstellung gibt es bislang nicht.

Polizeichef spricht von 46 Opfern

Der für die Grafschaft Shropshire und damit auch Telford zuständige Polizeichef Tom Harding bezeichnete das berichtete Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der BBC als „sensationsheischend“. „Ich glaube nicht, dass Telford schlimmer ist als irgendein anderer Ort in England oder Wales.“

Die Polizei in Telford und die örtlichen Behörden gingen von etwa 46 jungen Menschen aus, die entweder sexuell ausgebeutet worden seien oder Gefahr liefen, Opfer zu werden, sagte Harding.

Wie die BBC berichtet, wird sich nun die Unabhängige Kommission zur Untersuchung von Sexuellem Kindesmissbrauch (Independent Inquiry into Child Sexual Abuse, IICSA) mit den Vorwürfen befassen. Die Kommission wurde 2014 eingerichtet, nachdem bekannt wurde, dass der BBC-Moderator Jimmy Savile über Jahrzehnte hinweg Hunderte Kinder missbraucht hatte. Zuvor hatte die konservative Abgeordnete Lucy Allan aus Telford unabhängige Ermittlungen gefordert.

Erinnerungen an den Fall Rotherham

In Großbritannien wurden in den zurückliegenden Jahren bereits zahlreiche Fälle sexueller Ausbeutung in großem Stil aufgedeckt. In der Stadt Rotherham waren Ermittlungen zufolge mindestens 1400 Kinder zwischen 1997 und 2013 sexuell ausgebeutet worden. Fast alle Mitglieder des Netzwerks hatten asiatische Wurzeln, waren aber in Großbritannien geboren.

Die Mädchen und Frauen erhielten Alkohol, Cannabis, Kokain und andere Drogen und wurden danach von älteren Männern missbraucht. Eine weitere Bande flog vor wenigen Jahren in Rochdale auf. Sie hatte Mädchen zwischen 13 und 15 Jahren vermittelt. (dpa/küp)