Berlin. Je weiter der Arbeitsweg, desto größer das Risiko einer psychischen Erkrankung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Datenanalyse der AOK.

Weites Pendeln kostet nicht nur Zeit, sondern kann auch psychisch krank machen. Je weiter der Arbeitsort entfernt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit depressiver Verstimmungen, Ängste und Sorgen, den Alltag nicht mehr zu meistern.

Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), bei der Daten von mehr als 13 Millionen AOK-Versicherten zugrundegelegt wurden.

Schon 50 Kilometer zur Arbeit sind ein Risiko

Arbeitnehmer, die mehr als 500 Kilometer zum Arbeitsplatz pendeln, haben demnach 15 Prozent mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen als Menschen, die weniger als zehn Kilometer Wegstrecke zurücklegen müssen.

Aber auch schon mindestens 50 Kilometer sind demnach ein Risiko. Versicherte, die so weit und mehr fahren müssen, fehlten 2017 im Schnitt an 3,2 Tagen wegen einer psychischen Erkrankung bei der Arbeit. Bei mehr als 500 Kilometern Wegstrecke waren es 3,4 Tage, bei zehn Kilometern hingegen 2,9 Tage und damit ein halber Tag weniger.

Im vergangenen Sommer hatte die Zahl der Berufspendler einen neuen Rekord erreicht. Der Anteil der Beschäftigten, die zum Teil lange Wege zum Arbeitsplatz und zurück in Kauf nehmen, war im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 auf 59,4 Prozent gestiegen, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung ermittelt hatte.

Die Arbeitsstelle in einer anderen Stadt eröffne neue Lern- und Entwicklungschancen, sei aber eben auch mit Risiken verbunden, sagt Helmut Schröder, Stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Krankheitstage wegen psychischer Probleme enorm gestiegen

Insgesamt fehlten die Mitglieder 2017 im Schnitt an rund 19 Tagen wegen Krankheit. Psychische Probleme liegen als Ursache zwar an fünfter Stelle, die Ausfallzeiten sind aber mit 26 Fehltagen pro Fall am höchsten.

Die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Probleme ist in den vergangenen zehn Jahren um rund 68 Prozent gestiegen – der höchste Anstieg unter allen Krankheitsarten. (dpa/jkali)