Berlin . Kim Wilde bringt mit „Here come the Aliens“ ein neues Album heraus. Im Gespräch erzählt das 80er-Idol von Begegnungen der dritten Art.

Will man einem jungen Menschen die Popkultur der 1980er-Jahre erklären, gehört es unbedingt dazu, ihm Clips von Kim Wilde und ihren großen Hits wie „Kids in America“ und „You keep me hangin’ on“ vorzuspielen. Da tanzt die Britin in improvisierter Choreografie zu den Playbacks ihres knalligen Synthie-Pops, die blonde Mähne mit so viel Haarspray toupiert, dass sie auch der Windmaschine standhalten.

Ihr Sex-Appeal ist eher verhalten als verrucht, sie trägt schultergepolsterte XXL-Blousons. Undenkbar heute, eine Popsängerin derart hochgeschlossen auf die Bühne zu schicken. Mit den bunten 80ern verblasste auch Wildes Karriere. Hip-Hop, House oder Grunge waren nun angesagt, Wilde und ihre New-Wave-Mitstreiter waren es nicht mehr.

Immer noch bringt die inzwischen 57-Jährige sporadisch Alben heraus, „Here come the Aliens“ heißt ihr neues, ihr erstes seit sieben Jahren. Wilde weiß, dass sie heute, im Jahr 2018, erklären muss, warum sie noch relevant ist. Und sie scheut sich nicht, für ihre neue Musik zu trommeln.

Ihre Stimme sei kraftvoller als früher

Ihr Album sei „perfekt“, erklärt sie im Gespräch mit dieser Redaktion in einem Berliner Hotel. „Meine Stimme ist kraftvoller als früher.“ Noch nie habe sie so lange an einem Album gearbeitet. „Ich veröffentliche es auf meinem eigenen Label. Ich übernehme die volle Verantwortung.“ Wenn es trotz allem floppt? „Mich bringt heute nichts mehr aus der Ruhe.“

Kim Wilde bei einem Auftritt im Jahr 1983.
Kim Wilde bei einem Auftritt im Jahr 1983. © imago stock&people | imago stock&people

Es ist diese Mischung aus Selbstsicherheit und Gelassenheit, die Wilde davor bewahrt hat, eine tragische Figur zu werden wie so viele Altstars. Sie versucht nicht, ihren Körper im Fitnessstudio auf die Maße einer 30-Jährigen zu trimmen. Musikalisch entwickelt sie sich weiter, bedient aber auch die nostalgischen Gefühle ihrer mit ihr gereiften Zielgruppe. Sie bleibt bei solidem Pop, statt Trends hinterherzuhecheln.

Mit Michael Jackson oder David Bowie auf Tour

Karriere stehe eben nicht mehr im Mittelpunkt ihres Lebens. „Vieles hat sich verändert, als ich Mitte der 90er-Jahre meinen Mann kennengelernt habe“, sagt die zweifache Mutter. „Wichtig war auch mein 50. Geburtstag. Die ganze Zeit denkt man, man würde nie älter werden, und plötzlich ist es so weit. Ich sehe nichts mehr als selbstverständlich an. Jeden Tag aufstehen, atmen – es gibt viele Leute, die das nicht mehr können. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Eine Zeit lang wollte sie, die eben noch mit Michael Jackson oder David Bowie auf Tour war, ihr Popstar-Leben ganz hinter sich lassen. „Mutter und Musikerin, das passt nicht zusammen, dachte ich.“ Und das, obwohl auch ihre Eltern beide aus der Branche kamen: Ihr Vater Marty Wilde war in den 50ern ein Rock-‘n’-Roll-Star. Auch habe sie gemerkt, wie viel Energie Kinder kosten. Denn ihrem Sohn und ihrer Tochter war ihr Ruhm egal. Hauptsache, sie wusch für sie die Wäsche und kochte Essen, wie sie sich lachend erinnert.

Comeback mit Revival-Tour und Nena

Anfang der 2000er-Jahre kehrte sie auf die Bühne zurück, etwa bei einer 80er-Revival-Tour oder einem Duett mit Nena. „Heutzutage denke ich, Popstar zu sein ist sehr viel einfacher als eine berufstätige Mutter. Jede Frau hat ihren eigenen Weg, alles unter einen Hut zu bekommen.“

Auch jetzt, wo die Kinder groß sind, kommt keine Langeweile auf. Sie studierte nebenbei Landschaftsgartenbau, sie gewann sogar mehrere Preise. In ihrem eigenen Garten beobachtet sie wundersame Dinge. Blumen, Vögel und einmal sogar ein seltsames Flugobjekt. „2009 habe ich ein Ufo beobachtet. Ich habe die Aliens nicht leibhaftig gesehen, sondern nur das ungewöhnliche Licht über den Wolken“, erzählt sie. „Auch andere Leute in der Nachbarschaft haben es gesehen. Es war größer als ein Hochhaus und hat sich lautlos bewegt.“ Die Sichtung habe sie zu Titel und Cover ihres neuen Albums inspiriert.

Klingt ausgeflippt, aber Wilde ist ganz bodenständig, beteuert sie. Seit Oktober trinke sie keinen Alkohol mehr. „Das habe ich mir von Alice Cooper abgeschaut“, sagt sie. Die Idole von einst – sie sind zahm geworden.

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