Washington . Yoko Ono wird gehasst und verehrt. Dabei wollte die Witwe von John Lennon immer nur eins: Weltfrieden. Jetzt wird sie 85 Jahre alt.

Zu den Legenden, die sich um diese zerbrechlich wirkende Frau, die oft rabenschwarz gekleidet ist und selten ohne breite Hutkrempe und Sonnenbrille vor die Tür geht, gehören „Fake News“, an denen andere vielleicht längst zerbrochen wären.

So soll es Yoko Ono gewesen sein, die den Beatles hexenhaft ihren Star entfremdete und damit das Auseinanderbrechen der Jahrhundert-Band auslöste. Seit John Lennon am 8. Dezember 1980 vor dem Dakota Building am New Yorker Central Park erschossen wurde, ist seine Witwe für viele darum zum universellen Hassobjekt geworden.

Dabei hatten Paul McCartney und andere sie früh verteidigt und das Kriseln innerhalb der Band auf einen Zeitpunkt datiert, der weit vor der ersten Begegnung lag. Am Sonntag wird Yoko Ono 85 Jahre alt.

Lady Gaga nahm sich Yoko Ono zum Vorbild

Geboren wurde sie als Tochter eines reichen Bankers in Tokio. Sie studierte bereits im Mädchenalter Komposition und Klavier, war in den 1950er-Jahren Japans einzige Philosophiestudentin. Dann rief New York. Die Metropole am Hudson River wurde Onos Petrischale.

Hier gediehen ihre von Begegnungen mit den Avantgarde-Meistern John Cage und Marcel Duchamp begleiteten Ausflüge in die Welt der Performance-Kunst. „Rauch-Leinwand“ hieß eines ihrer ersten Bilder. In ihrem „Cut Piece“ setzte sie sich 1965 still auf eine Bühne und ließ sich Schritt für Schritt vom Publikum Kleidung, Haare und Fingernägel abschneiden. Bis sie am Ende nackt war.

Musikalisch experimentierte Yoko Ono früh mit disharmonischen Sounds und Schnattergesängen, die in der Popmusik der 1970er-Jahre fremd klangen. Patti Smith, Kim Gordon und Lady Gaga nahmen sich die Radikalität der früh für Weltfrieden und Feminismus eingetretenen Künstlerin zum Vorbild, die spätestens ab 1966 ungeheure Missgunst auf sich zog.

Lebensmotto: „Make love, not war!“

Damals traf sie bei einer Vernissage in einer Londoner Galerie John Lennon. Von ihr lernte er die nie versiegende Kraft der Fantasie. Schon 1968 erschien das erste gemeinsame Album: „Two Virgins“. Für Lennon verließ sie ihren zweiten Ehemann Anthony Cox. Der Jazz-Musiker rächte sich und entführte Tochter Kyoko, die Ono erst im Erwachsenenalter wiedersah.

1969 dann die Heirat auf Gibraltar. Statt konventioneller Flitterwochenromantik legte sich das Paar in ein Amsterdamer Hotelbett und ließ die ganze Welt dabei zuschauen, wie es ist, wenn man aufs Laken zieht und nicht in den Krieg. „Make love, not war!“ wurde ihr Lebensmotto. 1975 wurde ihr Sohn Sean geboren.

Fünf Jahre später zerstörte der Todesschütze Mark Chapman mit seinem Attentat das junge Familienglück. Unmittelbar danach erschien das legendäre Titelbild von Annie Leibovitz im „Rolling Stone“, auf dem sich der nackte John Lennon in Embryohaltung an seine Yoko schmiegt. Die hasserfüllten Anfeindungen, die danach kommen sollten, verglich Ono später mit dem Schlucken „bitterer Pillen“. Anders als überzuckerte Komplimente machten sie sie am Ende stark.

Auch im hohen Alter auf der ganzen Welt aktiv

Wer Yoko Ono nachspüren will, ihren vielen Aktivitäten, wird auf der Internetseite www.imaginepeace.com fündig. Was beeindruckt: Auch im hohen Alter ist die Künstlerin, der auf Twitter fünf Millionen Menschen folgen, rund um die Welt aktiv.

Allein der Kalender mit Ausstellungen und Performances der nächsten Monate reicht von Toronto bis zu den Lofoten und von New Orleans bis ins spanische Cordoba. Zwischendurch bleibt noch Zeit, um für die dänische Post Briefmarken zu gestalten.

Die beiden Prototypen tragen zwei Botschaften, die Yoko Ono seit Ewigkeiten begleiten: „Traum“ und „Lächeln“.