Washington. In Öl gemalt und genau so elegant wie im Original: Barack und Michelle Obama hängen nun in der National Portrait Gallery in Washington.

Die National Portrait Gallery in Washington hat am Montag Porträts von Ex-Präsident Barack Obama und seiner Frau Michelle Obama enthüllt. Die Bilder der Künstler Kehinde Wiley und Amy Sherald sind von Dienstag an auch für die Öffentlichkeit zu sehen.

„Ziemlich scharf“, war die erste Reaktion Barack Obamas. Die Galerie im Herzen der Hauptstadt beherbergt die einzig vollständige Sammlung von Porträts aller US-Präsidenten außerhalb des Weißen Hauses. Insgesamt befinden sich in den Räumlichkeiten mehr als tausend Werke mit dem Antlitz eines der Staatsmänner.

„Ich vermisse euch“, rief Barack Obama eingangs seiner kurzen, aber launigen Rede ins Publikum. Es dürfte ihn nicht sonderlich überrascht haben, als ein lautes, beinahe euphorisches Echo aus dem Saal zurücktönte: „Wir vermissen dich auch!“

Sechnsucht nach dem alten Präsidenten groß

Gerade beim Hauptstadtpublikum, wo Trumps Republikaner traditionell keine Rolle spielen, ist die Sehnsucht nach dem „besseren Präsidenten“ groß, nach der Lässigkeit eines scherzenden Barack Obama, nach der Souveränität der First Lady Michelle, die humorvoll den Saal erobert, aber genauso ernst und tiefgründig sprechen kann.

Ganz anders Trump: Sein Lächeln wirkt oft künstlich, seine seltenen Scherze bemüht. Ehefrau Melania wird regelmäßig vorgeworfen, ihre Rolle als First Lady nicht in geeigneter Weise zu füllen – wenngleich ihre Beliebtheitswerte die ihres Ehegatten bei weitem übersteigen.

Michelle Obama und die Künstlerin Amy Sherald enthüllen das Porträt.
Michelle Obama und die Künstlerin Amy Sherald enthüllen das Porträt. © Mark Wilson

Zum ersten Mal malten schwarze Künstler die Porträts

Auch bei der Enthüllung der Obama-Porträts bekamen Trump und seine Politik eine Abreibung, auch wenn niemand den Namen des amtierenden Präsidenten aussprach. „Es geht nicht darum, wie man erscheint – wie man ist, das ist, was zählt“, sagte die Leiterin des Museums, Kim Sajet, in ihrer Laudatio.

Die Obamas sind zurück – auf Leinwand und in Öl

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    Michelle Obama sprach in ihrer Rede auch über ihre Vorbildfunktion: „Ich denke an all die jungen Menschen, besonders die Mädchen, die farbigen Mädchen, die ein Bild von jemanden an der Wand dieser großartigen amerikanischen Institution hängen sehen, das aussieht wie eines von ihnen“. Sie wisse um die Wirkung solcher Signale, da sie selbst einmal eines dieser Mädchen gewesen sei.

    Die Künstler hatte das Ehepaar Obama aus einer Liste mit Vorschlägen der Portrait Gallery selbst ausgewählt. Sowohl Wiley als auch die von Michelle Obama gewählte Amy Sherald waren bereits bekannt für ihre Porträts von Afro-Amerikanern. „Kehinde war klar im Nachteil“, scherzte Barack Obama, schließlich sei er im Vergleich zu seiner Frau nicht so ein „einnehmender Typ“.

    Bei der Enthüllung: Künstler Kehinde Wiley und Barack Obama.
    Bei der Enthüllung: Künstler Kehinde Wiley und Barack Obama. © Mark Wilson

    Große Ohren für Obama

    Der Versuch, auf dem Porträt kleinere Ohren herauszuhandeln, sei gescheitert. Dann sei er ungeduldig geworden und habe während der Sitzungen mit dem Künstler öfter mal auf die Uhr geschaut, berichte der Ex-Präsident. Als Wiley und Obama das Porträt dann enthüllten, ging ein vielstimmiges „Wow“ durch den Saal.

    Die National Portrait Gallery beherbergt die als einzige weltweit außerhalb des Weißen Hauses eine Sammlung von Porträts aller US-Präsidenten. 1600 Werke sind es insgesamt: vom ehrwürdig posierenden George Washington, über den künstlerisch eigenwillig dargestellten John F. Kennedy bis zum verschmitzt lächelnden George W. Bush. Auch Obama war bereits mit zwei Fotografien vertreten – sie wichen nun dem neuen Gemälde.

    Hillary Clinton als erste First Lady porträtiert

    Die Praxis, am Ende der Amtszeit eines Präsidenten ein offizielles Porträt anfertigen zu lassen, wurde erst 1994 unter George H.W. Bush begonnen. Die First Ladys sind erst seit 2006, beginnend mit Hillary Clinton, Bestandteil der Galerie. Sie hängen allerdings an einem anderen Platz. Wiley und Sherald waren die ersten schwarzen Künstler, die die Porträts des ehemaligen Präsidentenpaares malten. (dpa)