In „Die vermisste Frau“ wird ein Auftragskiller zum besten Freund. Der Freitagsfilm in der ARD ist grotesk und gleichzeitig bierernst.

Schon der Anfang macht stutzig: Kann eine Liebe so groß sein, dass sich die Ehefrau das Leben nehmen würde, um den hoch verschuldeten Gatten in den Genuss einer Lebensversicherung kommen zu lassen? Nun ist Corinna Harfouch sicher eine glänzende Schauspielerin, aber was sie da als devote Karen mithilfe von viel Alkohol abziehen soll, das übersteigt denn doch die Grenze der Glaubwürdigkeit. Vor allem, wenn man den Ehemann Georg (Jörg Hartmann) gesehen hat – einen Widerling, der die Ehefrau zu gerne schnell im Jenseits sähe.

Um das zu beschleunigen, hat er vorsichtshalber selbst bereits einen Auftragskiller engagiert, der sich jedoch bald schon als Fehlgriff erweist. Denn dieser Bruno (Ulrich Matthes) trifft durch Zufall auf die total durchnässte Karen, die sich letztendlich ertränken wollte, die Aktion jedoch – ganz pragmatisch – wegen zu starken Regens abgebrochen hat. Ein Glück für sie, dass Bruno sie in ein Hotel verfrachtet und beschließt, sich an der Racheaktion gegen Georg zu beteiligen.

Zwischen Komik und Groteske

Karen (Corinna Harfouch) versteckt sich in einem Bunker.
Karen (Corinna Harfouch) versteckt sich in einem Bunker. © ARD Degeto/Conny Klein | ARD Degeto/Conny Klein

Vielleicht hätte man aus einem Stoff wie „Die vermisste Frau“ und mit diesen hochkarätigen Schauspielern so etwas wie einen komischen Thriller kreieren können. Auf keinen Fall aber kann das mit einem Regisseur wie Horst Sczerba („Die Unschuld der Krähen“) gelingen, der auch noch das absurd anmutende Drehbuch verfasst hat. Er weiß anscheinend überhaupt nicht, wohin er mit diesem Plot eigentlich will, der seit zwei Jahren darauf wartet, gesendet zu werden. Mal ahnt man, dass er zwischenzeitlich an eine Komödie gedacht haben muss; am Ende aber fühlt man sich angesichts der vielen Leichen doch eher wie in einem Film von Quentin Tarantino. Was die Sache eher noch schlechter aussehen lässt.

Die Erwartungen an diesen Film waren nicht gerade klein, allein schon wegen der Besetzung, ungewöhnlich genug für einen Freitagsfilm der ARD. Die Akteure tun denn auch ihr Bestes, um mit diesem Drehbuch fertig zu werden. Ulrich Matthes als Killer in Schwarz erinnert sehr bewusst noch einmal an den Racheengel im blutigen „Tatort: Im Schmerz geboren“. Corinna Harfouch kommt schließlich auch stärker aus sich heraus, wenn sie nicht mehr an Selbstmord denken muss, sondern mehr an Vergeltung.

Jörg Hartmann wirkt in der Rolle sehr gequält

Nur Jörg Hartmann, dem zynischen Ermittler aus dem Dortmunder „Tatort“, bleibt die Rolle des Narren nicht erspart. Er wirkt denn auch sehr gequält, wie er da der Gattin gerade noch seine Liebe schwört, während er fast gleichzeitig bereits wieder anfängt, sie zu würgen.

Es ist das Gesamtbild dieses Films, das nie stimmig erscheint. In manchen Szenen wähnt man sich in einer Groteske, in anderen versucht es Sczerba ohne rechten Erfolg mit Komik. Am Ende aber wird auf einmal alles bierernst mit mehrfacher Tötung im Nahbereich. Und wie das Ganze schließlich funktionieren soll, als auch noch die Versicherungssumme ins Spiel kommt, ist kaum zu begreifen.

Fazit: Starke Schauspieler stranden in einer furchtbar krausen Geschichte.

ARD, Freitag, 2. Februar, 20.15 Uhr