Essen. Hollywood-Star Tom Hanks hat sein Debüt als Schriftsteller gegeben. „Schräge Typen“ ist eine Hommage an Menschen mit viel Fantasie.

Man sollte meinen, ein oscarprämierter Schauspieler, der außerdem erfolgreich Drehbücher entwickelt, Regie führt und Filme produziert, lebe ein ausgefülltes Leben. Aber Tom Hanks hatte offenbar noch kreative Kapazitäten frei. Also fing er an zu schreiben. „Schräge Typen“ heißt sein literarisches Debüt auf Deutsch; eine Sammlung von Kurzgeschichten, die an diesem Freitag bei Piper erscheint.

„Ich war mein Leben lang von großen Geschichtenerzählern umgeben und möchte, wie ein begeisterter Schüler, selbst ein paar erzählen“, sagte Hanks dem Magazin „New Yorker“ schon 2014. Damals war dort, zur Überraschung aller, eine erste Story von ihm erschienen. Ein Verleger spornte ihn zu mehr an – und damit war sein Autorenschicksal besiegelt.

Dass Hanks schreibt, war eine Überraschung. Aber was und wie er schreibt, passt genau ins Bild. Er ist ein netter Typ. Der Ruf eilt ihm voraus und niemand hat je widersprochen. Bei öffentlichen Auftritten zeigt er längst, dass er Geschichten erzählen kann. Mit Selbstironie und einem Ton, der von Verständnis für die Schwächen der Menschen zeugt. Und von Begeisterung für ihre Stärken.

Hanks schreibt wie ein Anti-Zyniker

Hanks liebt Helden wie den Piloten Chesley „Sully“ Sullenberger, der ein Flugzeug mit 155 Menschen auf dem Hudson River landete. Er liebt die Raumfahrt. Und seine Freunde, wie die inzwischen verstorbene Autorin und Regisseurin Nora Ephron. Sie gab ihm als Erste schriftstellerischen Rat.

Er ist der Anti-Zyniker. Und so schreibt er auch. Mit einem freundlichen Blick auf die Versuche seiner Figuren, im Leben zurechtzukommen. Von einem Scheidungskind erzählt er (er war selbst eins), das das Wochenende bei seiner Mutter verbringen darf. Von einer Schauspielerin, die mit großen Erwartungen nach New York kommt und um ein Haar an Enttäuschung zugrunde geht (aber eben nur um ein Haar).

In den Geschichten reist er ins Jahr 1939

Oder von einem Milliardär der Zukunft, der per Zeitreise immer wieder zur Weltausstellung von 1939 in New York reist, weil er sich dort in eine Frau verliebt hat. „Warum? Warum hast du das gemacht? Was sollen die Geschichten bezwecken?“, diese Fragen seien ihm immer wieder gestellt worden, erzählt Hanks der kanadischen Zeitung „The Globe and Mail“. Antwort: „Sie sollen gar nichts bezwecken. Es geht ums Geschichtenerzählen.“ Und darin ist er gut, der junge Schriftsteller, der im Juli 62 wird. Das Erzählen in anderen Formen ist längst sein Beruf – jetzt hat er sich eben eine neue Form gesucht.

Und im Geiste ist er dabei selbst ein Zeitreisender. Er besucht in seinen Storys die Jahre 1939, 1953 und 1978, er durchwandert aber auch das Heute und manchmal eine imaginäre Zukunft (aber nur, weil da private Raumfahrt und Zeitreisen möglich sind). Nein, er sehne sich nicht nach einer „guten alten Zeit“ zurück, sagt Hanks. Die Nostalgie sei nur Ausdruck seiner Verwirrung darüber, dass die Dinge in der Gegenwart „immer noch so schwierig sind“.

Frühe Liebe zur Schreibmaschine

Dass der Autor das Kind in sich nicht vergessen hat, zeigte er schon früh in seinen Filmen; etwa 1994 als „Forrest Gump“ oder 1988, zu Anfang seiner Karriere, als Josh in „Big“. Er spielte diese kindlichen Männer, als sei es seine leichteste Übung. Vielleicht hat er einfach getan, was Erich Kästner als Voraussetzung fürs Menschsein definierte: Er ist erwachsen geworden und dabei Kind geblieben.

Das Spielerische verbindet sich beim Autor Hanks mit dem Nostalgischen – in Form der für ihn unvermeidlichen Schreibmaschinen (er selbst sammelt sie seit Jahrzehnten). In jeder Geschichte bringt er ein Modell unter. Meist nur am Rande, hin und wieder aber an zentraler Stelle, wo er dann beispielsweise erzählt, wie ein alter Schreibmaschinenverkäufer einer jungen Frau die Schönheit seiner Ware begreiflich macht. Hanks kann gut über seinen Tick lachen. „Ich werde eine Last für meine Kinder sein, wenn ich das Zeitliche segne“, scherzt er. Er versuche, seine Sammlung zu reduzieren. 180 Schreibmaschinen hat er. 30, findet er, sollten reichen.