Kapstadt. Es ist die schwerste Dürre in der Geschichte Südafrikas: In Kapstadt droht sogar die komplette Einstellung der Wasserversorgung.

Genau zwei Minuten dauert der Song der beliebten südafrikanischen Band „Mi Casa“. So lange, wie eine Dusche in Kapstadt allerhöchstens dauern sollte. „Zwei-Minuten-Duschsongs“ heißt die Werbeaktion einer großen Versicherung. Fast ein Dutzend Künstler haben mitgemacht.

Eine witzige Idee mit ernstem Hintergrund: Seit 1. Februar müssen Kapstadts Bewohner mit noch weniger Wasser auskommen als bisher. „Die neue Grenze für den täglichen Wasserverbrauch liegt bei 50 Litern pro Person“, sagt Kapstadts Bürgermeisterin Patricia de Lille. „So wollen wir den zu hohen Verbrauch der vergangenen Monate wieder ausgleichen“, heißt es.

Es ist die Hoffnung darauf, die „Stunde Null“ noch zu umgehen. Wenn der Wasserverbrauch nicht eingedämmt wird, wird die Wasserversorgung ab April komplett eingestellt, heißt es von den Behörden, die dann 200 Wasserstellen auf dem über 2400 Quadratkilometer großen Stadtgebiet einrichten wollen.

Katastrophale Auswirkungen für die Infrastruktur drohen

Statistisch gesehen müssten Tanklaster pro Minute 16 Haushalte mit Wasser versorgen – ein Ding der Unmöglichkeit. Noch katastrophaler würde sich der Zusammenbruch des Trinkwassersystems auf die Infrastruktur auswirken: Rohrleitungen könnten unter dem nicht mehr ausgeglichenen Druck der Erde zusammenbrechen, Abwasserleitungen könnten miteinander verbacken. Unter solchen Bedingungen sei auch der Ausbruch von Seuchen – zumindest in den Armenvierteln der Stadt – nicht mehr auszuschließen, fürchten Experten.

Dürre in Kapstadt – Wasser rationiert

In Südafrika leidet die Region um Kapstadt unter einer der schlimmsten Dürren seit mehr als 100 Jahren. Anzeigentafeln machen die Bewohner auf die Wasserbeschränkungen aufmerksam, die auch Auswirkungen auf Urlauber haben können.
In Südafrika leidet die Region um Kapstadt unter einer der schlimmsten Dürren seit mehr als 100 Jahren. Anzeigentafeln machen die Bewohner auf die Wasserbeschränkungen aufmerksam, die auch Auswirkungen auf Urlauber haben können. © REUTERS | REUTERS / MIKE HUTCHINGS
In der Millionenstadt Kapstadt wird die Wassserversorgung wegen der anhaltenden Dürre drastisch reduziert. Am 1. Februar sind die Vorgaben zum Wasserverbrauch wiederholt verschärft worden: Hotels sind dazu angehalten, den Wasserverbrauch stark zu reduzieren, wie South African Tourism erklärt.
In der Millionenstadt Kapstadt wird die Wassserversorgung wegen der anhaltenden Dürre drastisch reduziert. Am 1. Februar sind die Vorgaben zum Wasserverbrauch wiederholt verschärft worden: Hotels sind dazu angehalten, den Wasserverbrauch stark zu reduzieren, wie South African Tourism erklärt. © dpa | Kristin Palitza
Privathaushalte dürfen ab 1. Februar täglich nur noch 50 Liter Frischwasser pro Person verbrauchen.
Privathaushalte dürfen ab 1. Februar täglich nur noch 50 Liter Frischwasser pro Person verbrauchen. © dpa | Kristin Palitza
Das muss fürs Trinken, Duschen, Putzen, Wäschewaschen, Kochen und Klospülen reichen. In Deutschland liegt der Verbrauch bei mehr als 120 Litern pro Person und Tag.
Das muss fürs Trinken, Duschen, Putzen, Wäschewaschen, Kochen und Klospülen reichen. In Deutschland liegt der Verbrauch bei mehr als 120 Litern pro Person und Tag. © dpa | Kristin Palitza
Mandla Qosholo, 25, die im südafrikanischen Armenviertel Khayelitsha außerhalb von Kapstadt lebt, muss täglich Wasser in 25-Liter-Eimern von einem kommunalen Wasserhahn schleppen. Ihre armselige Hütte hat weder Küche noch Bad.
Mandla Qosholo, 25, die im südafrikanischen Armenviertel Khayelitsha außerhalb von Kapstadt lebt, muss täglich Wasser in 25-Liter-Eimern von einem kommunalen Wasserhahn schleppen. Ihre armselige Hütte hat weder Küche noch Bad. © dpa | Kristin Palitza
Anwohner aus Kapstadt stehen mit Gallonen für Wasser an. Sie sind aufgefordert, höchstens zwei Minuten zu duschen. Für die Klospülung soll nur noch Brauchwasser genutzt werden, etwa jenes aus der Dusche.
Anwohner aus Kapstadt stehen mit Gallonen für Wasser an. Sie sind aufgefordert, höchstens zwei Minuten zu duschen. Für die Klospülung soll nur noch Brauchwasser genutzt werden, etwa jenes aus der Dusche. © dpa | -
Bürger füllen Wasserkanister an einer natürlichen Quelle in Kapstadts Vorort Newlands.
Bürger füllen Wasserkanister an einer natürlichen Quelle in Kapstadts Vorort Newlands. © dpa | Kristin Palitza
Polizisten passen auf, dass nicht zuviel Wasser abgefüllt wird.
Polizisten passen auf, dass nicht zuviel Wasser abgefüllt wird. © dpa | Bram Janssen
Bereits seit einigen Monaten gibt es Maßnahmen, um den Wasserverbrauch zu senken. So ist auch dieses Schwimmbad in Newlands geschlossen worden. Der Pool bleibt leer.
Bereits seit einigen Monaten gibt es Maßnahmen, um den Wasserverbrauch zu senken. So ist auch dieses Schwimmbad in Newlands geschlossen worden. Der Pool bleibt leer. © dpa | Kristin Palitza
Aufgrund der Wasserknappheit müssen Autofahrer in Kapstadt ihre Autos wasserlos waschen. Sie müssen auf Reinigungsmittel zurückgreifen, die ohne Wasser nutzbar ist.
Aufgrund der Wasserknappheit müssen Autofahrer in Kapstadt ihre Autos wasserlos waschen. Sie müssen auf Reinigungsmittel zurückgreifen, die ohne Wasser nutzbar ist. © dpa | Kristin Palitza
Südafrikas Tourismusmetropole Kapstadt droht wegen einer anhaltenden Dürre weiter eine Abschaltung der Wasserversorgung im Juli. Die sogenannte „Stunde Null“ könne nur vermieden werden, wenn alle Bürger sich künftig noch strikter an die strengen Wassersparmaßnahmen hielten, erklärte der stellvertretende Bürgermeister Alderman Ian Neilson am Donnerstag.
Südafrikas Tourismusmetropole Kapstadt droht wegen einer anhaltenden Dürre weiter eine Abschaltung der Wasserversorgung im Juli. Die sogenannte „Stunde Null“ könne nur vermieden werden, wenn alle Bürger sich künftig noch strikter an die strengen Wassersparmaßnahmen hielten, erklärte der stellvertretende Bürgermeister Alderman Ian Neilson am Donnerstag. © REUTERS | REUTERS / MIKE HUTCHINGS
Auch für Hotels wäre dann nicht mehr von einer unbeschränkten Trinkwasserversorgung auszugehen.
Auch für Hotels wäre dann nicht mehr von einer unbeschränkten Trinkwasserversorgung auszugehen. © dpa | Kristin Palitza
Aufgrund einer dreijährigen Dürre sind die Trinkwasserreservoire der Region fast leer. Niedriger Wasserpegel auch im Molteno Reservoir im Zentrum Kapstadts.
Aufgrund einer dreijährigen Dürre sind die Trinkwasserreservoire der Region fast leer. Niedriger Wasserpegel auch im Molteno Reservoir im Zentrum Kapstadts. © dpa | Kristin Palitza
Trauriger Anblick: Abgestorbene Bäume sind an dem in weiten Teilen trockenen Speichersee Theewaterskloof zu sehen. Das Foto entstand bereits im Mai 2017.
Trauriger Anblick: Abgestorbene Bäume sind an dem in weiten Teilen trockenen Speichersee Theewaterskloof zu sehen. Das Foto entstand bereits im Mai 2017. © dpa | Halden Krog
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Deshalb gibt die Stadtverwaltung jetzt neue Verhaltensregeln heraus. Auch das Bewässern von Gärten, das Nachfüllen der Swimmingpools und das Waschen von Fahrzeugen ist untersagt. Haushalte mit einem Verbrauch von mehr als 10.500 Litern im Monat müssen mit hohen Strafen und der Installation eines Wasserstoppers rechnen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich besser die Hände mit einem Tuch zu desinfizieren, anstatt sie zu waschen.

Dürre dauert schon zwei Jahre an

Die Gründe der Wasserknappheit sind auch in der Bevölkerungsdichte zu sehen: Die Einwohnerzahl in Kapstadt stieg in den vergangenen 25 Jahren von unter zwei auf mehr als vier Millionen Menschen an. Eine Dürre verschlimmerte die Situation schließlich radikal: Schon seit mehr als zwei Jahren leidet das Kap unter der schlimmsten Trockenheit seit hundert Jahren. Rinderfarmer in der Provinz haben bereits ihre Herden geschlachtet: Apfelbauern reißen die Blüten von ihren Bäumen, weil sie hoffen, dass diese ohne Früchte besser gedeihen. Auch die Weinfarmer des weltberühmten Anbaugebiets rechnen mit schweren Produktionseinbußen.

Auch für die Urlauber hat die schwierige Lage Folgen: Zehntausende Deutsche verbringen in den Wintermonaten ihren Urlaub dort. Südafrika zählt zu den beliebtesten Fernreisezielen, und in Kapstadt liegen die Attraktionen aufgereiht wie an einer Perlenkette: Der Tafelberg, das Kap der Guten Hoffnung, die Weinbauregion im Hinterland, die Garden Route. Doch für die Hoteliers ist die Vorstellung, dass Trinkwasser im Stadtgebiet nur noch von der Polizei in 25-Liter-Rationen ausgegeben würde, ein Horrorszenario. Genauso schwierig zu vermitteln wie die Regel, dass Hotelgäste nur zu bestimmten Uhrzeiten duschen können.

Hoteliers suchen händeringend nach Ideen

Der Deutsche Friedrich Schäfer, der in Kapstadts Viertel Sea Point zwei Hotels betreibt, sagt, dass es jetzt auf Ideen ankomme: „In jedem unserer Zimmer steht ein Eimer in der Dusche. Das aufgefangene Wasser wird zum Putzen verwendet und anschließend zum Bewässern des Gartens.“

Ideen, egal, wie einfach sie erscheinen, seien das einzige, was hilft, meint auch Jeff Rosenberg, Vorsitzender des Tourismusverbands und Direktor zweier großer Hotels. Er konnte bereits durch den Einsatz neuer Armaturen den Wasserverbrauch um 57 Prozent reduzieren. Und gemeinsam mit zwei Nachbarhotels wird für die 1400 Zimmer jetzt eine eigene Meerwasserentsalzungsanlage gebaut.