Washington. Wie kam es zu dem falschen Raketenalarm auf Hawaii? Menschliches Versagen und fehlende Kontrollen führten einem Bericht zufolge dazu.

Der Mitarbeiter, der am 13. Januar die Bevölkerung auf Hawaii mit einem falschen Raketenalarm in Angst und Schrecken versetzte, glaubte wirklich an einen unmittelbar bevorstehenden Angriff. Das geht der „Washington Post“ zufolge aus einem vorläufigen Untersuchungsbericht der für Kommunikationswege zuständigen US-Bundesbehörde FCC hervor.

Am Dienstag (Ortszeit) trat ein führendes Mitglied des hawaiianischen Katastrophenschutzes zurück. Der Chef des Katastrophenschutzes, Vern Miyagi, sagte, der Mitarbeiter übernehme die volle Verantwortung für den Zwischenfall und alle Aktionen seiner Mitarbeiter.

Menschliches Versagen und mangelhafte Kontrolle

Dem Bericht der „Washington Post“ zufolge war es eine Kombination aus menschlichem Versagen und mangelhaften Kontrollmaßnahmen, die zur bewussten Auslösung des Alarmsystems und in der Folge unter anderem zur Aussendung von SMS-Warnungen führte.

Falscher Alarm warnt vor Raketeneinschlag in Hawaii

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    Nach Schilderungen der Zeitung hatte sich an jenem Tag ein Aufseher von Nachtschicht-Mitarbeitern in der hawaiischen Katastrophenbehörde EMA spontan zu einem Alarmtest entschlossen, der den gerade eintreffenden Tagesschichtarbeitern galt. Deren Vorgesetzter dachte aber, dass sich der Test noch an die Nachtdienstler richtete und war daher nicht darauf vorbereitet, den morgendlichen Test zu überwachen.

    „Dies ist kein Test“

    Vern Miyagi, Leiter der Katastrophenshutzbehörde HEMA von Hawaii (l), und David Ige (r), Gouverneur des US-Bundesstaates Hawaii, erklären die Vorgänge.
    Vern Miyagi, Leiter der Katastrophenshutzbehörde HEMA von Hawaii (l), und David Ige (r), Gouverneur des US-Bundesstaates Hawaii, erklären die Vorgänge. © dpa | George F. Lee

    So gab es keine angemessene Aufsicht, als der Nachtdienstleiter den Tagesmitarbeitern – wie bei solchen Tests vorgesehen – eine angebliche Botschaft des US-Pazifikkommandos vorspielte, in der vor einer Raketenbedrohung gewarnt wurde. Wie die Zeitung weiter aus dem FCC-Bericht zitiert, enthielt diese Botschaft zwar die Worte „Übung, Übung,Übung“, aber an anderer Stelle fälschlicherweise auch die Formulierung: „Dies ist kein Test.“ Der betreffende Mitarbeiter hörte aber die erste Passage mit dem Bezug auf die Übung nicht und handelte aufgrund der zweiten Passage, die nicht in die Botschaft gehörte.

    Es dauerte dem Bericht zufolge dann sieben Minuten, bis die von ihm ausgelösten Warnbotschaften per SMS und Laufband im Fernsehen gestoppt wurden. Danach vergingen noch weitere 33 Minuten bis zu einer öffentlichen Korrektur des Fehlalarms – weil es keine festen Pläne für Prozeduren in derartigen Fällen gab.

    Hawaii liegt nach Einschätzung von Experten in Reichweite von Raketen aus Nordkorea. Das Land in Südostasien unterhält trotz UN-Verboten ein Atomwaffenprogramm. (dpa)