Manchester. Der Obdachlose, der nach dem Anschlag von Manchester vermeintlich Opfern geholfen hatte, muss in Haft. Er war doch nicht so selbstlos.

Ein einst als Held vom Manchester-Anschlag gefeierter Obdachloser ist am Dienstag wegen Diebstahls und Betrugs zu mehr als vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 33-Jährige hatte vor dem zuständigen Gericht in Manchester zugegeben, im Chaos nach dem Bombenattentat im Mai 2017 mehrere Opfer bestohlen zu haben. Bei dem Anschlag auf Konzertbesucher waren 22 Menschen und der Attentäter ums Leben gekommen.

Der Mann war zunächst als Held gefeiert worden, weil er behauptet hatte, den Opfern zu Hilfe geeilt zu sein. Eine Frau sei in seinen Armen gestorben, erzählte er der britischen Nachrichtenagentur PA nach dem Anschlag.

Menschen spendeten für vermeintlichen Helden

Er erfuhr daraufhin eine Welle der Solidarität. Umgerechnet knapp 60.000 Euro (52.500 Pfund) an Spenden gingen auf einer Fundraising-Webseite für ihn ein. Das Geld soll nun an die Spender zurückgegeben werden.

Aufnahmen von Überwachungskameras hatten Zweifel an der Selbstlosigkeit des Mannes aufkommen lassen. Vor Gericht gab er zu, einer 14-jährigen Verletzten das Handy und einer älteren Frau den Geldbeutel gestohlen und deren EC-Karte eingesetzt zu haben. „Sie waren nicht der Held, der sie behaupteten zu sein, sondern einfach ein gemeiner Dieb“, sagte der Vorsitzende Richter am Manchester Crown Court am Dienstag.

Attentäter Salman Abedi, ein Brite libyscher Herkunft, hatte sich am 22. Mai nach einem Popkonzert der US-Sängerin Ariana Grande in der Manchester Arena in die Luft gesprengt.

Der Anschlag von Manchester

Eine schreckliche Tat: Am Montag, 22. Mai, explodiert um 22 Uhr 30 (Ortszeit) im Eingangsbereich der Manchester Arena ein Sprengsatz. Dutzende Menschen sterben, darunter Kinder und Jugendliche. Später reklamiert der IS den Anschlag für sich. Eine Chronik der Ereignisse.
Eine schreckliche Tat: Am Montag, 22. Mai, explodiert um 22 Uhr 30 (Ortszeit) im Eingangsbereich der Manchester Arena ein Sprengsatz. Dutzende Menschen sterben, darunter Kinder und Jugendliche. Später reklamiert der IS den Anschlag für sich. Eine Chronik der Ereignisse. © dpa | Joel Goodman
Die Manchester Arena (Google-Earth Ansicht) ist eine der größten Hallen Europas und fasst bis zu 21.000 Besucher.
Die Manchester Arena (Google-Earth Ansicht) ist eine der größten Hallen Europas und fasst bis zu 21.000 Besucher. © dpa | -
Am Montagabend spielte der US-Popstar Ariana Grande ihr Konzert in der Halle. Als es zu Ende gegangen war, ereignete sich eine heftige Detonation im Eingangsbereich der Halle. (Archivbild)
Am Montagabend spielte der US-Popstar Ariana Grande ihr Konzert in der Halle. Als es zu Ende gegangen war, ereignete sich eine heftige Detonation im Eingangsbereich der Halle. (Archivbild) © dpa | John Salangsang
Augenzeugen-Berichten zufolge spielten sich anschließend dramatische Szenen ab. Besucher flüchteten in Panik, Opfer lagen blutüberströmt am Boden. „Ich sah ein kleines Mädchen (...), sie hatte keine Beine mehr“, sagte ein Zeuge dem Sender Sky News.
Augenzeugen-Berichten zufolge spielten sich anschließend dramatische Szenen ab. Besucher flüchteten in Panik, Opfer lagen blutüberströmt am Boden. „Ich sah ein kleines Mädchen (...), sie hatte keine Beine mehr“, sagte ein Zeuge dem Sender Sky News. © REUTERS | ANDREW YATES
Die Polizei ging schnell von einem Terroranschlag von einem mutmaßlich islamistischen Selbstmordattentäter aus.
Die Polizei ging schnell von einem Terroranschlag von einem mutmaßlich islamistischen Selbstmordattentäter aus. © dpa | Peter Byrne
Das Entsetzen bei den Menschen, die die Explosion miterlebt haben, war groß.
Das Entsetzen bei den Menschen, die die Explosion miterlebt haben, war groß. © dpa | Peter Byrne
Ariana Grande hat viele jugendliche Fans.
Ariana Grande hat viele jugendliche Fans. © Getty Images | Christopher Furlong
Eltern suchten nach dem Anschlag verzweifelt nach ihren Kindern.
Eltern suchten nach dem Anschlag verzweifelt nach ihren Kindern. © Getty Images | Dave Thompson
Einsatzkräfte kümmerten sich um die Opfer.
Einsatzkräfte kümmerten sich um die Opfer. © Getty Images | Dave Thompson
Mindestens 22 Menschen und der Attentäter starben bei dem Anschlag, darunter ein achtjähriges Mädchen. Mindestens 59 Verletzte kamen in Krankenhäuser, einige schwebten noch in Lebensgefahr. Den Rettungskräften zufolge waren unter den Verletzten zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.
Mindestens 22 Menschen und der Attentäter starben bei dem Anschlag, darunter ein achtjähriges Mädchen. Mindestens 59 Verletzte kamen in Krankenhäuser, einige schwebten noch in Lebensgefahr. Den Rettungskräften zufolge waren unter den Verletzten zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. © Christopher Furlong
In Manchester und auch in London waren nach dem Anschlag zusätzliche Polizeieinheiten im Einsatz.
In Manchester und auch in London waren nach dem Anschlag zusätzliche Polizeieinheiten im Einsatz. © REUTERS | ANDREW YATES
Der Morgen danach: Die Polizei riegelte die Innenstadt von Manchester komplett ab.
Der Morgen danach: Die Polizei riegelte die Innenstadt von Manchester komplett ab. © dpa | Peter Byrne
Forensiker untersuchten den Tatort. Die Bombe von Manchester war nach den Worten eines behandelnden Arztes offensichtlich auch mit Nägeln bestückt. Dies habe sich bei der Behandlung der Terroropfer gezeigt.
Forensiker untersuchten den Tatort. Die Bombe von Manchester war nach den Worten eines behandelnden Arztes offensichtlich auch mit Nägeln bestückt. Dies habe sich bei der Behandlung der Terroropfer gezeigt. © REUTERS | ANDREW YATES
Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, war am Morgen danach um Aufklärung bemüht. Der Attentäter habe demnach am Ende des Konzerts einen selbstgebauten Sprengsatz hochgehen lassen.
Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, war am Morgen danach um Aufklärung bemüht. Der Attentäter habe demnach am Ende des Konzerts einen selbstgebauten Sprengsatz hochgehen lassen. © dpa | Peter Byrne
Premierministerin Theresa May nannte die Tat besonders „abstoßend und abscheulich“. Der Attentäter habe Zeit und Ort absichtlich so gewählt, „um das größtmögliche Blutbad anzurichten“.
Premierministerin Theresa May nannte die Tat besonders „abstoßend und abscheulich“. Der Attentäter habe Zeit und Ort absichtlich so gewählt, „um das größtmögliche Blutbad anzurichten“. © REUTERS | POOL
Die Polizei verhaftete am Dienstag einen 23-jährigen Mann. Auch der mutmaßliche Attentäter wurde identifiziert.
Die Polizei verhaftete am Dienstag einen 23-jährigen Mann. Auch der mutmaßliche Attentäter wurde identifiziert. © REUTERS | NEIL HALL
Die Polizei nannte den 22 Jahre alten Salman Abedi als Hauptverdächtigen. Seine Familie stammt aus Libyen, der junge Mann wuchs in Manchester auf. Vor seinem Haus gab es am Dienstag eine „kontrollierte Explosion“.
Die Polizei nannte den 22 Jahre alten Salman Abedi als Hauptverdächtigen. Seine Familie stammt aus Libyen, der junge Mann wuchs in Manchester auf. Vor seinem Haus gab es am Dienstag eine „kontrollierte Explosion“. © dpa | -
Ein Freund aus Kindheitstagen beschrieb Salman Abedi als „normal“. „Er war immer freundlich“, sagte er dem Nachrichtensender Sky News. Andere Personen bezeichneten Abedi als ruhig und respektvoll.
Ein Freund aus Kindheitstagen beschrieb Salman Abedi als „normal“. „Er war immer freundlich“, sagte er dem Nachrichtensender Sky News. Andere Personen bezeichneten Abedi als ruhig und respektvoll. © dpa | Emilio Morenatti
Der mutmaßliche Attentäter war dem britischen Geheimdienst bekannt. Er hatte sich wohl nach einer Reise nach Libyen und dann wahrscheinlich nach Syrien radikalisiert.
Der mutmaßliche Attentäter war dem britischen Geheimdienst bekannt. Er hatte sich wohl nach einer Reise nach Libyen und dann wahrscheinlich nach Syrien radikalisiert. © Getty Images | Leon Neal
Der IS reklamierte die Tat für sich und teilte das über den Propaganda-Kanal Amaq mit. Doch die Menschen in Manchester lassen sich nicht unterkriegen, wie dieses Pappschild am Ort des Unglücks zeigt.
Der IS reklamierte die Tat für sich und teilte das über den Propaganda-Kanal Amaq mit. Doch die Menschen in Manchester lassen sich nicht unterkriegen, wie dieses Pappschild am Ort des Unglücks zeigt. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Am Dienstag legten die Menschen Blumen am Ort des Unglücks nieder.
Am Dienstag legten die Menschen Blumen am Ort des Unglücks nieder. © Getty Images | Jeff J Mitchell
„Wir lieben Manchester“: Gedenken an die Opfer.
„Wir lieben Manchester“: Gedenken an die Opfer. © REUTERS | STEFAN WERMUTH
Die Trauer nach der Tat war groß.
Die Trauer nach der Tat war groß. © REUTERS | DARREN STAPLES
Die Regierung in London hebte am späten Dienstagabend die Terrorwarnstufe auf das höchste Niveau an – von „ernst“ auf „kritisch“.
Die Regierung in London hebte am späten Dienstagabend die Terrorwarnstufe auf das höchste Niveau an – von „ernst“ auf „kritisch“. © dpa | Ben Birchall
1/24

(dpa)