Sachsen-Anhalt. Welche Eigenschaften sind typisch für Jungen und Mädchen? Diese Fragen stellte eine Lehrerin Schülern - und hatte klare Vorstellungen.

  • Ein Test zum Thema „Typisch Mädchen, typsich Jungen“ erregt die Gemüter auf Facebook
  • Viele Eltern sind schockiert über die Geschlechterstereotype im Unterricht
  • Das Bildungsministerium von Sachsen-Anhalt klärt auf

Typisch Junge, typisch Mädchen? Auf Facebook ist eine Debatte über das Thema Geschlechterrollen im Schulunterricht entbrannt. Der Grund: Ein Test an einer Förderschule in Sachsen-Anhalt – ausgerechnet im Ethik-Unterricht.

Die Viertklässler der Grundschule sollten in ihrer Prüfung bestimmte Merkmale Geschlechtern zuordnen – vermeintlich typische weibliche sollten sie mir rot markieren, vermeintlich männliche mit blau. Die Korrektur der Lehrerin folgte offenbar altbekannten Stereotypen. Darüber regen sich nun Hunderte Eltern auf.

Entrüstung auf Facebook

Die Facebook-Nutzerin Sandra Goldschmidt veröffentlichte am vergangenen Mittwoch ein Foto der Schulaufgabe auf ihrer Seite mit den Worten: „Ethik Unterricht in einer 4. Klasse in Sachsen-Anhalt. Ich finde das skandalös. Geschlechterstereotype nicht zu diskutieren und analysieren sondern zu zementieren und dann auch noch mit richtig oder falsch zu bewerten. Ich krieg mich kaum noch ein!“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auf dem Foto zu sehen: Für einen roten Kreis um das Wort „mutig“ gab es Punktabzug für den Schüler. Laut Goldschmidt stammt das Foto aus einer internen Eltern-Gruppe, die Mutter wolle anonym bleiben. Der Beitrag wurde inzwischen über tausend Mal geteilt.

„Willkommen im 18. Jahrhundert“

Unter dem Posting erzählten auch noch andere Mütter davon, dass ihre Kinder die Aufgabe lösen mussten und unter anderem Punktabzug bekamen, weil „Fußball spielen“ für sie sowohl etwas für Mädchen als auch für Jungen sei und Jungs genauso „Zöpfe“ tragen könnten.

Viele der Kommentatoren fühlen sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. „Die 50er Jahre haben angerufen und wollen ihr Unterrichtsmaterial zurück“, heißt es da. Eine Userin geht noch weiter: „Willkommen im 18. Jahrhundert. Frauen müssen nackt, barfuß und schwanger sein. Und die Kette reicht vom Schlafzimmer bis in die Küche.“

Einige jedoch verstehen die ganze Aufregung nicht, andere wiederum verweisen darauf, dass der Test sicher in einen größeren Unterrichtsrahmen eingebettet gewesen sei.

Reflexion über Geschlechterrollen

Ein guter Punkt, wie ein Statement des Bildungsministeriums von Sachsen-Anhalt gegenüber der „FAZ“ zeigt. Zwar sei das veröffentlichte Blatt so im Unterricht eingesetzt worden, es entspreche jedoch nicht dem Rahmenlehrplan des Landes, auf den die Sprecherin verweist.

Ein Blick in die „niveaubestimmenden Aufgaben“, die Teil des Lehrplans in ganz Sachsen-Anhalt sind, zeigt: Es existieren Aufgaben mit dem Titel „Typisch Mädchen – typisch Junge?“ Hierbei handelt es sich jedoch um eine klassische Reflexion von Geschlechterrollen. Das heißt: Zunächst erfolgt eine Hinführung an das Thema mit verschiedenen Aufgaben – wie eben der jetzt umstrittenen. Danach werden die Schüler über Artikel 3 des Grundgesetzes auf die Gleichberechtigung von Männern und Frauen hingewiesen. Am Schluss gibt es eine Diskussion der eigenen Erfahrungen. (alka)