Wuppertal. Sie töteten eine sechsfache Mutter, um die „Familienehre“ wiederherzustellen. Nun wurden der Schwager und der Sohn der Frau verurteilt.

Wegen Mordes an der sechsfachen Mutter Hanaa S. hat das Landgericht Wuppertal am Donnerstag den ältesten Sohn und einen Schwager der Frau verurteilt. Außerdem erhielten der Ehemann und ein weiterer Schwager wegen Beihilfe zum Mord jeweils eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren und sechs Monaten.

Die mitangeklagte Schwester des Ehemanns wurde freigesprochen. Die Tat sei zur „Wiederherstellung der Familienehre“ geschehen, erklärte das Gericht. Die 35-Jährige hatte sich von ihrem Mann getrennt und eine eigene Wohnung in Solingen genommen.

Lebenslange Strafe für Schwager

Als Haupttäter erhielt der 26 Jahre alte Schwager des Opfers lebenslange Haft. Der 20 Jahre alte Sohn bekam eine Jugendstrafe von neun Jahren und sechs Monaten. Beide waren die jüngsten Angeklagten. Sie seien ausgewählt worden, „es zu tun“, erklärte das Gericht. Alle Beteiligten sind Iraker.

Nach über 100 Prozesstagen erläuterte das Gericht, für den Schwager sei nur eine lebenslange Strafe in Betracht gekommen. Beim Sohn habe die Schwere der Schuld und eine schädliche Neigung vorgelegen. Mit Blick auf die Beteiligung von Ehemann und Schwager erklärten die Richter: „Wir haben im Vorfeld kriminelle Energie, konspiratives Verhalten. Daher halten wir zehn Jahre und sechs Monate für angemessen“.

Tumulte im Gerichtssaal

Nach dem Urteilsspruch kam es zu tumultartigen Szenen im Gerichtssaal und Auseinandersetzungen zwischen den Familien. Gegen eine Zuschauerin wurde eine Ordnungshaft in Höhe von fünf Tagen verhängt.

Erst mitten im Verfahren hatte der 26-Jährige überraschend ein Teilgeständnis abgelegt und Hinweise auf den Ablageort gegeben. Bis dahin war es ein Prozess ohne Leiche. Die Tote wurde Hunderte Kilometer entfernt in zwei Meter Tiefe in einem Waldstück bei Bruchsal in Baden-Württemberg gefunden. Die Leiche war fest in einen Teppich verschnürt, um den Hals lag ein Spanngurt.

Verteidiger wies Mordvorwurf zurück

Die Verteidiger der fünf Angeklagten hatten im Verfahren den Mordvorwurf und falsch verstandene Familienehre als Motiv zurückgewiesen. Dafür habe es nach einer Schlichtung bei einem jesidischen Geistlichen keinen Grund mehr gegeben.

Hanaa S. habe das Familiengold nicht zurückgeben wollen. Deswegen habe ihr Schwager sie „im Affekt“ getötet. Das Gericht befand, dies sei durch die lange und ausführliche Vorbereitung widerlegt: „Die zielte generalstabsmäßig darauf ab, sie zu töten.“ (dpa)