Mailand. Dutzende Pendler sind in einem Zug von Cremona nach Mailand unterwegs, als mehrere Waggons entgleisen. Drei Menschen werden getötet.

Bei einem Bahnunglück in der Nähe der italienischen Großstadt Mailand sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Eine Sprecherin des regionalen Gesundheitsministers Giulio Gallera bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Zahl von drei Toten. Zudem seien etwa 100 Menschen verletzt worden.

Die Nachrichtenagentur Ansa hatte unter Berufung auf Rettungskräfte zuvor vier Tote gemeldet, dies wurde bislang nicht offiziell bestätigt.

Regionalzug war Richtung Mailand unterwegs

Ein Zug der Bahngesellschaft Trenord war bei der Ortschaft Seggiano di Pioltello östlich von Mailand entgleist, wie das Unternehmen bestätigte. Der Pendlerzug mit der Nummer 10452 war um 05.30 Uhr in Cremona abgefahren und in Richtung Mailand unterwegs. Das Unglück ereignete sich kurz vor 07.00 Uhr morgens.

Nach ersten Erkenntnissen entgleisten drei Waggons. Bei einem der Waggons waren einige Räder etwa zwei Kilometer lang nicht auf den Schienen, schrieb Ansa unter Berufung auf die für die Gleisanlagen zuständige Bahngesellschaft Rete Ferroviaria Italiana (RFI).

Rettungseinsatz dauerte drei Stunden

Der Bahnhof von Pioltello Limito, am Rand von Mailand (Italien).
Der Bahnhof von Pioltello Limito, am Rand von Mailand (Italien). © dpa | Flavio Loscalzo

Einer der drei Waggons kollidierte dann dem Bericht zufolge mit einem Strommasten, woraufhin der Zug entgleist sei. RFI-Sprecher Vincenzo Macello sprach von einem „Strukturversagen des Bahngleises“. Es sei noch zu früh, um genau zu sagen, was passiert sei, betonte er.

Die Rettungskräfte benötigten drei Stunden, um Tote und Verletzte aus den Trümmern der zerstörten Waggons zu bergen, so Ansa. Die Toten waren allesamt Frauen, sagte der Präsident des Regionalparlaments, Raffaele Lombardo, nach einem Besuch des Unglücksorts.

„Es war Pendlerzeit, der Zug war voll“

Zu der Zahl der Verletzten gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Etwa 80 Menschen wurden leicht verletzt, so das regionale Gesundheitsministerium. Der Zustand von sieben weiteren sei kritisch, zehn seien schwer verletzt. Ein Sprecher der Feuerwehr sprach in italienischen Medien von 100 Leicht- und 13 Schwerverletzten.

Der Zug bestand RFI zufolge aus vier Waggons, nicht sechs wie zunächst berichtet. An Bord waren etwa 350 Fahrgäste. „Es war Pendlerzeit, der Zug war voll“, sagte Chiara Abrosio von der Polizei in Mailand dem Sender SkyTG24. Die Unglücksstelle sei schwer zugänglich, berichtete Ansa.

Notfall-Hotline eingerichtet

Auf Fotos waren Fahrgäste zu sehen, die vor Ort von Helfern versorgt wurden. „Alles war gut, aber auf einmal begann der Zug zu wackeln, dann hörten wir einen Knall und die Waggons entgleisten“, zitierte Ansa einen Fahrgast. Bilder zeigten zwei Waggons, die in einem 90-Grad-Winkel verkeilt waren.

Dutzende Feuerwehrleute waren im Einsatz, Verletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Für Angehörige richteten die Behörden eine Notfall-Hotline ein.

Bessere Infrastruktur gefordert

Der Zugverkehr auf der Lokalstrecke wurde unterbrochen, wie RFI mitteilte. Alle in der Region verfügbaren Rettungskräfte sowie Polizisten und Rettungshubschrauber wurden zum Unglücksort gerufen. Ermittler befragten den Lokführer und leiteten eine Untersuchung des Vorfalls ein.

In einer ersten politischen Reaktion forderte der Bürgermeister von Mailand, Giuseppe Sala, zusätzliches Geld für die Bahnsicherheit. Die Regierung in Rom müsse mehr in Infrastruktur investieren, sagte Sala. Es gebe zu große Unterschiede zwischen der Infrastruktur für Hochgeschwindigkeitszüge und dem Regionalverkehr.

Erst im Juli 2016 waren bei einer Kollision zweier Züge in der Nähe der Stadt Bari 23 Menschen gestorben. (dpa)