Dresden. Ein VHS-Kurs in Dresden hat die Kleiderordnung im Islam zum Thema - Anproben inklusive. Die Schule versteht den Wirbel darum nicht.

  • Das Tragen einer Burka können Teilnehmer des Kurses „Kleiderordnungen im Islam“ an einer Volkshochschule ausprobieren
  • Der Kurs sorgt für Aufregung
  • Das sagt die VHS dazu

Die Volkshochschule (VHS) Dresden hat ihr Programm für das neue Jahr herausgegeben – und mit einem Angebot für Aufregung gesorgt. Die VHS bietet nämlich den Kurs „Kleiderordnungen im Islam“ an. Vor allem die Kursbeschreibung löste eine Debatte aus.

Darin zu lesen: „Farbenfrohe Kopfbedeckungen machen neugierig auf ihre Trägerinnen. Die unterschiedlichen Farben, Formen, Bindetechniken und Materialien geben Hinweise auf die kulturellen Hintergründe.“ Im Kurs sollen den Teilnehmern „Praxis, Herkunft und Bedeutung der einzelnen Kleiderordnungen“ näher gebracht werden.

Aber nicht nur das: Die Teilnehmer können auch ganz praktisch mal in eine Burka schlüpfen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt, heißt es in der Kursbeschreibung weiter.

Kritik von muslimischer Frauenrechtlerin

Die muslimische Frauenrechtlerin Seyran Ates kann für das Angebot kein Verständnis aufbringen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, kritisiert sie vor allem die in der Kursbeschreibung verwendete Sprache, durch die „unkritisch die Weltanschauungen hinter der Bedeckung verniedlicht“ werde. Ihrer Meinung nach verfestige der Kurs ein traditionelles Rollenbild der Frau im Islam.

Auch CDU-Politiker Jörg Kiesewetter findet laut „Bild“ klare Worte: „Dieser Kurs strotzt vor Naivität. Wir wollen eine Gesellschaft, wo wir uns in die Augen schauen können und nicht lernen müssen, wie man sich verschleiert.“

Unterschiede von Burka, Niqab und Co.

Burka, Niqab, Hidschab: In der islamischen Welt tragen Frauen verschiedene Verschleierungen. Sie unterscheiden sich stark voneinander. Die extremste Form der Verschleierung ist die Burka. Das Ganzkörpergewand, das die Augen mit Stoff verdeckt, ist vor allem in Afghanistan und Pakistan verbreitet. In Afghanistan sind die Burkas meist blau, sie werden aber auch in anderen Farben gefertigt. Am meisten verbreitet in europäischen Ländern sind...
Burka, Niqab, Hidschab: In der islamischen Welt tragen Frauen verschiedene Verschleierungen. Sie unterscheiden sich stark voneinander. Die extremste Form der Verschleierung ist die Burka. Das Ganzkörpergewand, das die Augen mit Stoff verdeckt, ist vor allem in Afghanistan und Pakistan verbreitet. In Afghanistan sind die Burkas meist blau, sie werden aber auch in anderen Farben gefertigt. Am meisten verbreitet in europäischen Ländern sind... © imago/Paulo Amorim | imago stock&people
... die schwarzen Burkas. Die Vollverschleierung dient auch dazu, ärmere Kleidung zu verbergen. Bis zum Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan galt eine Burka-Pflicht. Trotzdem verlassen die meisten Frauen das Haus nach wie vor nicht ohne die Verschleierung.
... die schwarzen Burkas. Die Vollverschleierung dient auch dazu, ärmere Kleidung zu verbergen. Bis zum Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan galt eine Burka-Pflicht. Trotzdem verlassen die meisten Frauen das Haus nach wie vor nicht ohne die Verschleierung. © REUTERS | © Gonzalo Fuentes / Reuters
Das zweite traditionelle Kleidungsstück der Vollverschleierung ist der sogenannte Niqab. Der Unterschied zur Burka besteht darin, dass die Augenpartie sichtbar ist. Seinen Ursprung hat der Niqab in der Beduinen-Kultur auf der Arabischen Halbinsel, er diente in erster Linie als Sonnenschutz. Es gibt wie auch bei den anderen Kleidungsstücken diverse Variationen. Der einfache Niqab wird hinter dem Kopf verknotet, eine andere Variante wird mit einem Stirnband befestigt. Vor allem...
Das zweite traditionelle Kleidungsstück der Vollverschleierung ist der sogenannte Niqab. Der Unterschied zur Burka besteht darin, dass die Augenpartie sichtbar ist. Seinen Ursprung hat der Niqab in der Beduinen-Kultur auf der Arabischen Halbinsel, er diente in erster Linie als Sonnenschutz. Es gibt wie auch bei den anderen Kleidungsstücken diverse Variationen. Der einfache Niqab wird hinter dem Kopf verknotet, eine andere Variante wird mit einem Stirnband befestigt. Vor allem... © Gwendoline Le Goff / PanoramiC
... in Ägypten, Syrien, Jordanien und dem Irak tragen Frauen den Niqab. Aber auch in anderen nordafrikanischen Ländern ist die Vollverschleierung verbreitet. Die Verbote in den europäischen Ländern betreffen die Burka und auch die Niqabs – und somit alle Formen der Vollverschleierung. Der Niqab wird gewöhnlich kombiniert mit dem sogenannten Tschador. Dieser wird auch allein getragen, ...
... in Ägypten, Syrien, Jordanien und dem Irak tragen Frauen den Niqab. Aber auch in anderen nordafrikanischen Ländern ist die Vollverschleierung verbreitet. Die Verbote in den europäischen Ländern betreffen die Burka und auch die Niqabs – und somit alle Formen der Vollverschleierung. Der Niqab wird gewöhnlich kombiniert mit dem sogenannten Tschador. Dieser wird auch allein getragen, ... © dpa | Boris Roessler
... so dass die Frauen sehr viel mehr Gesicht zeigen. Der Tschador ist vor allem im Iran verbreitet. Die Frauen tragen diesen Umhang um Kopf und Körper, wobei die Motive dafür ganz unterschiedlich sind. Für einige Berufszweige ist diese Verschleierung sogar verpflichtend, zum Beispiel in Schulen.
... so dass die Frauen sehr viel mehr Gesicht zeigen. Der Tschador ist vor allem im Iran verbreitet. Die Frauen tragen diesen Umhang um Kopf und Körper, wobei die Motive dafür ganz unterschiedlich sind. Für einige Berufszweige ist diese Verschleierung sogar verpflichtend, zum Beispiel in Schulen. © imago / Xinhua
Vor der islamischen Revolution galt im Iran vorübergehend ein Verbot des Hijabs und somit jeglicher Verschleierung. Später durften Frauen nur noch mit Hijab für staatliche Institutionen arbeiten und letztlich wurde der Tschador für alle Mädchen und Frauen ab neun Jahren verpflichtend eingeführt.
Vor der islamischen Revolution galt im Iran vorübergehend ein Verbot des Hijabs und somit jeglicher Verschleierung. Später durften Frauen nur noch mit Hijab für staatliche Institutionen arbeiten und letztlich wurde der Tschador für alle Mädchen und Frauen ab neun Jahren verpflichtend eingeführt. © imago/JOKER | imago stock&people
Der Hidschab, das Kopftuch, ist die häufigste Form der Verschleierung. Ein einfaches Kopftuch bedeckt Haare, Ohren und den Hals. In zahlreichen muslimischen Ländern ist diese Form der Verschleierung Pflicht.
Der Hidschab, das Kopftuch, ist die häufigste Form der Verschleierung. Ein einfaches Kopftuch bedeckt Haare, Ohren und den Hals. In zahlreichen muslimischen Ländern ist diese Form der Verschleierung Pflicht. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Für viele Frauen ist das Kopftuch nicht nur Bekenntnis zu ihrer Religion, sondern auch ein Ausdruck von Modebewusstsein.
Für viele Frauen ist das Kopftuch nicht nur Bekenntnis zu ihrer Religion, sondern auch ein Ausdruck von Modebewusstsein. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
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VHS kann Aufregung nicht verstehen

Die VHS kann die „künstlich ausgelöste Kontroverse über den Kurs“ nicht verstehen, wie aus einer Pressemitteilung zu dem Thema hervorgeht. Der Kurs fände nicht erst seit diesem Jahr statt, sondern bereits seit dem Frühjahr 2016 und mittlerweile zum fünften Mal.

Er „dient der wertfreien und neutralen Aufklärung und Information über die verschiedenen Kleiderordnungen im Islam“, heißt es weiter.

Der Direktor der VHS Dresden, Jürgen Küfner, stellte außerdem klar, dass der Kurs an keiner Stelle das Tragen der Burka verherrlicht, „geschweige denn propagiert“. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden bei diesem Kurs in die Lage versetzt, sich kritisch mit den religiösen und kulturellen Hintergründen der Kleiderzusammenstellungen im islamischen Kulturraum auseinander zu setzen“, teilte Küfner mit.

Ethnologin als Dozentin verpflichtet

Laut der VHS richte sich der Kurs vor allem an Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit, es können sich aber auch alle anderen Interessierten anmelden. Bisher nahmen bereits knapp 100 Personen an dem Kurs teil.

Geleitet wird das Angebot von einer promovierten Ethnologin, die sich auch mit Frauenrollen und Frauenrechten beschäftigt. „Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Verschleierung ist“, wie Küfner weiter ausführt, „also elementarer Bestandteil des Kurses“. (jei)

Burka-Verbot von Bundesrat gebilligt

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