Schwerin. Ein Peilsender am Hals beweist es: Wölfin Naya lief von Ostdeutschland nach Belgien. Sie ist wohl auf der Suche nach einem Partner.

Ein Wölfin aus Mecklenburg-Vorpommern ist von der Lübtheener Heide bis nach Flandern gewandert. Derzeit hält sich das auf Namen Naya getaufte Tier auf einem belgischen Truppenübungsplatz 70 Kilometer vor Brüssel auf, wie das Schweriner Landwirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte.

Damit ist Naya der erste wilde Wolf, der seit mehr als hundert Jahren in Belgien gesichtet wurde. Dank Peilsender an ihrem Halsband ließ sich ihr Weg sehr genau verfolgen.

Über Wolfsburg Richtung Westen

Naya war im Mai 2016 im Lübtheener Rudel geboren worden. Im Oktober 2017 trennte sich die Fähe erstmals von ihrem Rudel, um sich auf die Suche nach einem Partner und einem eigenen Revier zu begeben.

Am 10. Oktober bewegte sich Naya zunächst in Richtung Lauenburg in Schleswig-Holstein, kehrte dann aber zu ihrem Rudel zurück. Am 23. Oktober überquerte sie die Elbe und wanderte durch Niedersachsen und Sachsen-Anhalt nach Süden. Ende Oktober hielt sich die Wölfin bei Wolfsburg auf, um dann nach Westen weiterzulaufen.

Autobahn war ein Hindernis

Nach vergeblichen Versuchen, die A27 zwischen Verden und Walsrode zu überqueren, gelang ihr am 17. Dezember der Übergang über die A1 zwischen Diepholz und Osnabrück. In der Weihnachtszeit überquerte Naya die Grenze von Deutschland zu den Niederlanden. Am 2. Januar 2018 zog sie nach Belgien weiter. Insgesamt legte sie ab Lübtheen eine Strecke von rund 700 Kilometern zurück.

Naya ist einer von derzeit vier Wölfen aus Mecklenburg-Vorpommern, die über Peilsender Daten zu Aktionsradius, Schlafplätzen und Nahrungsspektrum von freilebenden Wölfen liefern. Das 2011 gestartete, an der TU Dresden angesiedelte und aus Mitteln der Jagdabgabe Mecklenburg-Vorpommerns geförderte „Forschungsprojekt Wolfstelemetrie“ unterstützt das Wolfsmonitoring des Landes.

Wieder 60 Wolfsrudel in Deutschland

In Mecklenburg-Vorpommern leben laut Landwirtschaftsministerium derzeit drei Wolfsrudel. Der Aktionsradius eines wildlebenden Rudels in Mitteleuropa erstreckt sich über 200 bis 300 Quadratkilometer. Im Alter von etwa ein bis zwei Jahren wandern Wölfe von ihrem Rudel ab, um ein eigenes Territorium zu finden.

Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz gibt es in Deutschland inzwischen wieder 60 Wolfsrudel. Wölfe ernähren sich zu mehr als 90 Prozent von Schalenwild – vor allem von Reh. Ihr Speiseplan wird auch von Rotwild und Damwild bestückt, ebenso von Hasen oder Bibern. Nutztiere machen demnach nur etwa ein Prozent der Wolfsnahrung aus. (epd)