Peking. Das iranische Schiff „Sanchi“ brannte mehrere Tage lichterloh auf hoher See. Es könnte nun doch noch eine Ölkatastrophe auslösen.

Fast eine Woche brannte die „Sanchi“. Am Sonntag ist der iranische Öltanker im Ostchinesischen Meer gesunken. Überlebt hat von der 32-köpfigen Besatzung niemand. Entgegen Beteuerungen der chinesischen Behörden befürchtet der US-Ozeanologe Richard Steiner eine schlimmere Umweltkatastrophe als vor knapp 29 Jahren bei dem Unglück der „Exxon Valdez“ vor der Küste Alaskas.

Der Tanker war am 7. Januar aus bis heute nicht genannten Gründen mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und in Brand geraten. Während die Besatzung des Frachters überlebten, sind alle 32 Besatzungsmitglieder des Tankers höchstwahrscheinlich ums Leben gekommen.

Immer wieder Explosionen an Bord

Nur zwei Leichen konnten geborgen werden. 30 von ihnen kamen aus dem Iran, zwei aus Bangladesch. An Bord des Tankers: 136.000 Tonnen Ölkondensat und rund 1.000 Tonnen besonders giftiges Schweröl.

Auf der Sanchi hatte es tagelang gebrannt. Immer wieder war es an Bord zu schweren Explosionen gekommen. US-Ozeanologe Steiner, der für die Umweltschutzorganisation Oasis Earth schon viele Ölkatastrophen untersucht hat, vermutet daher, dass keiner der Treibstofftanker noch dicht ist.

Behörden gaben am Wochenende Entwarnung

Mehrere Explosionen erschütterten den Öltanker „Sanchi“.
Mehrere Explosionen erschütterten den Öltanker „Sanchi“. © REUTERS | CHINA DAILY

Selbst wenn nur 20 Prozent der Land ausgelaufen ist, entspräche das der Menge an Rohöl, die ausgelaufen war, als der Öltanker „Exxon Valdez“ 1989 vor der Küste Alaskas auf Grund lief, sagte Steiner der Nachrichtenagentur AFP. Das Unglück löste eine der bis dahin größten Umweltkatastrophen der Seefahrt aus. Rund 37.000 Tonnen Rohöl liefen aus und schädigten das empfindliche Ökosystem. Mehr als 2.000 Kilometer Küste wurden verseucht.

Die chinesischen Behörden hatten nach der Havarie der Sanchi zunächst eine Ölkatastrophe befürchtet. Doch am Wochenende gaben sie Entwarnung und beteuerten, die Umweltauswirkungen seien begrenzt. Den chinesischen Staatsmedien zufolge gibt es zwar einen Ölteppich. Er sei rund 18 Kilometer lang und 8 Kilometer breit.

Experten befürchten Ölkatastrophe

Das Leichtöl habe aber „weniger Auswirkungen auf das Meer“ als andere Ölarten, versicherte ein Vertreter der chinesischen Meeresbehörde dem Staatssender CCTV. Das meiste Öl sei verbrannt. Die Auswirkungen für Menschen seien zudem gering, da der Tanker weit entfernt von der Küste unterging.

Doch auch der in China prominente Umweltaktivist Ma Jun warnt nun vor einer Ölkatastrophe. Dass am Sonntag das Schiff sank, bevor die Ölladung komplett verbrennen konnte, sei das „Schlimmste, was nach der Havarie passieren konnte“, sagte Ma der staatlichen Zeitung Global Times. Ölkondensat sei für Meereslebewesen „besonders giftig“, so Ma weiter.

Kondensat gefährlich für Fische und Vögel

Ein Rettungsschiff löscht den Brand auf dem Tanker „Sanchi“.
Ein Rettungsschiff löscht den Brand auf dem Tanker „Sanchi“. © REUTERS | CHINA DAILY

Dass sich kein großer Ölteppich auf der Meeresoberfläche gebildet hat, sei diesem speziellen Öl geschuldet. Ölkondensat bilde jedoch unter Wasser eine giftige Säule aus Kohlenwasserstoffen, die für Fische und andere Tiere im Meer lebensgefährlich sei, die dann von Seevögeln und Menschen verzehrt werden. Auch Fischeier und -larven seien den giftigen Bestandteilen ausgesetzt.

Stephan Lutter, Meeresschutzexperte des WWF Deutschland, verweist darauf, dass es sich bei der Stelle an der die Sanchi gesunken ist, um ein Flachmeer mit Wattgebieten handelt und als „besonders verwundbar“ gilt. Das Kondensat, das aus dem gesunkenen Tanker austritt, sei giftig für Meeressäuger, Fische, Schildkröten und Seevögel. „Vor unseren Augen entfaltet sich eine Umweltkatastrophe“, so Lutter.

Öl könnte noch monatelang Umwelt schaden

Ozeanologe Steiner warnt, dass auch das ausgelaufene Öl der untergegangenen Sanchi noch Monate später Auswirkungen auf die Umwelt haben werde. Da aber wahrscheinlich niemand die Umweltauswirkungen wissenschaftlich untersuchen werde, sei damit zu rechnen, dass Regierung und Schiffseigner mit der Behauptung durchkommen werden, der Schaden sei nur begrenzt.