Caracas. Venezuela ist trotz Ölreichtums in einer Wirtschaftskrise. Wegen der unsicheren Lage und steigender Inflation gibt es Plünderungen.

Die Wirtschaftskrise in Venezuela ist nun amtlich. Nach Berechnungen des Parlaments ist die Inflationsrate des Landes auf 2616 Prozent gestiegen. „Wir sind das einzige Land der Welt mit einer Hyperinflation“, sagte der Abgeordnete Rafael Guzmán vom Finanzausschuss am Montag. Die von der Opposition kontrollierte Nationalversammlung war im vergangenen Jahr durch eine regierungstreue Verfassungsgebende Versammlung entmachtet worden.

Die Regierung veröffentlicht schon seit Jahren keine Berichte zur Teuerungsrate mehr. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte für 2017 eine Inflationsrate von 652 Prozent, für 2018 rechnet er mit einer Teuerungsrate von 2350 Prozent.

Plünderungen und lange schlangen in Supermärkten

Wegen Misswirtschaft, Korruption und des relativ niedrigen Ölpreises leidet Venezuela seit Jahren unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Es fehlt an Devisen, um Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs zu importieren.

Die Versorgungskrise ist auf den Straßen seit Tagen deutlich sichtbar. Angesichts von Plünderungen verschärfte die Regierung die Preiskontrollen und postierte Soldaten vor Supermärkten. Einzelhandelsketten wurden angewiesen, trotz galoppierender Inflation die Preise auf das Niveau von vor drei Wochen zu senken, wie die Zeitung „El Nacional“ schon am Samstag berichtete.

Rating-Agenturen sehen Teil-Pleite Venezuelas

Vor privaten Supermärkten bildeten sich lange Schlangen, um verbilligte Lebensmittel zu erstehen. Das Militär versuchte in der Hauptstadt Caracas und anderen Städten, die angespannte Lage unter Kontrolle zu halten. In den Tagen zuvor war es zu Plünderungen und Überfällen auf Supermärkte gekommen.

Mehrere Ratingagenturen bescheinigen dem ölreichsten Land der Welt bereits eine Teil-Pleite. „Die Zentralbank ist für die Hyperinflation verantwortlich. Sie druckt Geld, um die Regierung weiter zu finanzieren“, sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses, Wirtschaftsprofessor José Guerra. (dpa/epd)