Paris. Mit Äxten und Pistolen bewaffnet stürmten Täter das Hotel Ritz und räumten Schmuckvitrinen aus. Zwei Verdächtige sind auf der Flucht.

Knapp sieben Minuten hat einer der spektakulärsten Raubüberfälle gedauert, der in den letzten Jahren in Paris verübt wurde. Sieben Minuten, die fünf vermummten Gangstern genügten, um am frühen Mittwochabend durch einen Hintereingang in die Empfangshalle des berühmten Nobelhotels Ritz zu stürmen, die Anwesenden nach Warnschüssen in die Decke in Schach zu halten, das Panzerglas mehrerer Ausstellungsvitrinen voller wertvollem Schmuck mit Äxten zu zertrümmern und samt den eingesackten Juwelen die Flucht zu ergreifen.

„Ein regelrechtes Kommandounternehmen, generalstabsmäßig vorbereitet und blitzschnell ausgeführt“, kommentierte gestern Vormittag ein Sprecher der Pariser Kripo. Allerdings war die Polizei nicht sehr viel langsamer. Eine Streife, die in der Nähe unterwegs war, traf so rasch vor Ort ein, dass ihr drei der Täter beim Verlassen des Hotels geradewegs in die Arme liefen und festgenommen wurden.

Zwei Verdächtige konnten fliehen

Die übrigen beiden jedoch konnten mit dem Hauptteil der Beute in Höhe von vier Millionen Euro auf Motorrollern entkommen. Ihre Verfolger schüttelten sie nach wenigen Hundert Metern in einer gegen die Fahrtrichtung genommenen Einbahnstraße ab, wobei sie eine Passantin anfuhren und leicht verletzten.

Polizisten durchsuchten am frühen Donnerstag eine Gasse hinter dem Hotel.
Polizisten durchsuchten am frühen Donnerstag eine Gasse hinter dem Hotel. © REUTERS | SOCIAL MEDIA

„Im ersten Moment, als die Schüsse fielen, haben wir an eine Terrorattacke geglaubt“, berichtet eine spanische Kundin, die sich mit ihrem Mann in der Hemingway-Hotelbar aufhielt. Zutiefst geschockt hatte das Paar gemeinsam mit zwei weiteren Dutzend Kunden und Angestellten des Ritz versucht, sich ins Freie zu retten. „Wir sind in Panik auf der Suche nach einem Ausgang durch die Gänge gelaufen, doch als wir uns dann endlich auf der Straße wiederfanden, trafen wir sofort auf mehrere Polizeibeamte, die uns sagten, dass die Gefahr bereits vorüber sei.“

„Paradies der Schmuckräuber“

Das Ritz-Hotel liegt unweit der Pariser Oper an der Place Vendôme, die sowohl vom Justizministerium als auch von zahlreichen Juweliergeschäften gesäumt wird. Es gehört übrigens zur Tradition des Ritz, dass die benachbarten Juweliere ihre Ware in der Empfangshalle ausstellen dürfen, um betuchte Hotelgäste in ihre Boutiquen zu locken. Und betucht dürften so gut wie alle Touristen sein, die im Ritz absteigen, wo kein Zimmer weniger als 1000 Euro kostet.

Keineswegs von ungefähr hat die Place Vendôme den Ruf, das „Paradies der Schmuckräuber“ zu sein. Nach einer Serie von fünf brutalen Überfällen innerhalb weniger Monate sind daher bereits 2014 die Sicherheitsvorkehrungen im gesamten Viertel drastisch erhöht worden. Das schnelle und von Innenminister Gérard Collomb nachdrücklich gelobte Eingreifen der Polizei am Mittwochabend ist ganz fraglos dieser erhöhten Wachsamkeit geschuldet.

Kim Kardashian im Hotel überfallen

Für Gangster aber scheint die Anziehungskraft der Place Vendôme ungebrochen. So gelang es im März 2016 zwei schwer bewaffneten Tätern trotzdem, den dort ansässigen Juwelier Chopard um Schmuck im Wert von sechs Millionen Euro zu erleichtern. Drei andere Räuber überfielen im Mai 2017 in der nur einen Steinwurf entfernten Rue de la Paix das Juweliergeschäft Buccelati und erbeuteten Schmuck im Wert von fünf Millionen Euro.

Für ungleich größere Schlagzeilen sorgten freilich jene Schmuckräuber, die im Oktober 2016 nicht einen Juwelier, sondern das amerikanische Starlet Kim Kardashian in ihrem Hotel überfielen, um ihr Gold- und Diamantenschmuckstücke in einem Gesamtwert von neun Millionen Euro abzuknöpfen. Kardashian war offenbar mit dem Vorsatz angereist, auf der Pariser Fashion Week auch neben den Laufstegen so richtig zu „glitzern“.

Dass auch die damals von der Amerikanerin gebuchte Luxusherberge in der Nähe der Place Vendôme liegt, dürfte in diesem Fall jedoch eher dem Zufall geschuldet sein.