Berlin. Jörg Kachelmann nimmt die Leichtfertigkeit der Deutschen im Umgang mit Extremwetter aufs Korn. Der Ton ist, nun ja, speziell.

Schon die Überschrift zeigt, wo es bei Jörg Kachelmann langgeht: „Überleben am 3. Januar im Westen und Süden – Die deppensichere Fibel“, steht als Zeile über der Botschaft, die der Wetterfachmann am Dienstag via Twitter absetzte. In dem Text, in dem es um das Sturmtief „Burglind“ geht, lässt Kachelmann seiner Lust an der Provokation freien Lauf.

„Wenn irgendwo auf der Welt jemand in einem Hochwasser, unter einer Lawine, in einem Erdrutsch oder von einem Baum erschlagen werdend stirbt, ist es fast immer in Deutscher. Deswegen schreibe ich zu Ihnen“, heißt es zum Einstieg. In der Folge lässt er sich in süffisant-polemischer Weise über den seiner Meinung nach leichtfertigen Umgang vieler Deutscher mit extremen Wetterlagen aus.

„Alleenbummeln im Orkan“

Das klingt dann beispielsweise so: „Sie haben seit dem Hochwasser 2002 den natürlichen Anspruch, dass der Staat Tag und Nacht dazu da ist, Sie zu schützen und zu entschädigen, wenn was passiert.“ Weil man Steuern zahle, habe man schließlich „Anspruch auf Waldspaziergänge und Alleenbummeln bei Orkan“. Eigenverantwortung sei etwas für Amerikaner: „Sie sind Deutscher und wollen rundum versorgt sein.“

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    Viele Deutsche, so Kachelmann weiter, ignorierten selbst eindeutige Anzeigen für einen Orkan oder für Starkregen: „Ja, es wird zwar tiefschwarz, kurz bevor es losgeht, aber Sie können das nicht deuten. Sonst gäbe es keine Aquaplaning-Unfälle, wo Sie mit 200 in diesen geheimnisvollen Regenvorhang hineinfahren und dann bremsen, wenn alle bremsen und es am dümmsten ist, Sie sind auch nicht in der Lage, Nebel vorherzusehen, wenn Sie plötzlich die Lichter des Vordermanns nicht mehr sehen, könnte ja auch bedeuten, dass gerade die Aliens ihn hochgebeamt haben und so fahren Sie mit 100 in die Nebelbank.“

    „Sterben Sie nicht, auch wenn es schwer fällt“

    Am Schluss gibt Kachelmann dann gewissermaßen noch Überlebenstipps für den „Burglind“-Tag. „Sie müssen sich nur wenige Minuten konzentrieren, um zu überleben. Stellen Sie sich kurz vor, Sie wären kein Deutscher. Niemand, der immer glaubt, dass immer andere zuständig sind, wenns ihm schlecht geht.“

    Der Deutsche solle sich ein Vorbild nehmen an Ben Cartwright, dem Vater aus der amerikanischen Cowboy-Serie „Bonanza“. Nämlich: „Das eigene Schicksal selber in die Hand nehmen. Sterben Sie nicht im Sturm, auch wenn es schwer fällt. Es würde mich wirklich sehr freuen.“ (W.B.)