Garmisch-Partenkirchen. Nach drei Jahren Planung und drei Jahren Bauzeit ist die neue Seilbahn an der Zugspitze eröffnet worden. Sie hält drei Weltrekorde.
Die Stimmung ist feierlich, aber konzentriert. Es ist Donnerstagmittag, die Ehrengäste haben sich in der Talstation aufgereiht. Kommunalpolitiker, Vertreter der bayerischen Landesregierung, verdiente Mitarbeiter der Betreiberfirma – alle sind gespannt, wie die neue Seilbahn tatsächlich aussieht, die viele von ihnen bislang nur von Bildern kennen. Als sie hier in Grainau vor mehr als 50 Jahren das letzte Mal eine Seilbahn einweihten, verhedderten sich die Tragseile. Der Zwischenfall führte dazu, dass die Bahn erst ein halbes Jahr nach der Premierenfahrt in Betrieb gehen konnte. Das darf 2017 nicht wieder passieren. Mindestens ganz Deutschland schaut an diesem Tag auf die bayerischen Alpen, vielleicht sogar die halbe Welt.
So empfinden es jedenfalls die Tourismusmanager aus der Region um Garmisch-Partenkirchen. Sie setzen immense Hoffnungen in den 50 Millionen Euro teuren Neubau. Die Seilbahn soll die Zugspitze zu einer internationalen Spitzendestination machen. Asiaten, Araber – mindestens 50.000 zusätzliche Besucher im Jahr erwarten die Betreiberfirma Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG. Vergangene Woche warb sie auf dem New Yorker Times Square für den „Top of Germany“.
127 Meter – die höchste Stahlstütze der Welt
580 Menschen können nun Stunde für Stunde auf den Gipfel fahren – die in die Jahre gekommene, im vergangenen Frühjahr abgerissene Eibseebahn schaffte nicht mal halb so viele Passagiere. „Wir müssen die Urlaubermassen kanalisieren“, fordert Technikchef Peter Huber.
Das ist die neue Rekord-Seilbahn zur Zugspitze
Dann ist es soweit: Mit leisem Surren kommt die Kabine angerauscht. Die Ehrengäste drängeln sich hinein. Die vollverglaste Gondel setzt sich in Bewegung. Die Sicht ist ausgezeichnet, die Scheiben werden beheizt, damit sie nicht beschlagen. Nach wenigen Minuten passiert die Kabine einen 127 Meter hohen Zwischenmast – es ist der einzige auf der gesamten Strecke und zugleich die höchste Stahlstütze der Erde.
Die „Seilbahn Zugspitze“ stellt noch zwei weitere Weltrekorde auf: Mit 3213 Meter Abstand von der Stütze bis zur Bergstation ist die zu überwindende Entfernung so groß wie bei keiner anderen Pendelseilbahn. Und auch der Höhenunterschied von fast 2000 Metern zwischen Tal- und Bergstation ist einzigartig.
Zehn Minuten nach dem Start zeigt sich das gesamte Ausmaß des Megaprojekts. Auf dem Gipfel thront ein Gebäude aus Glas und Stahl, Restaurants und Souvenirgeschäft inklusive. Bauarbeiter haben die bisherige Bergstation bei Wind und Schnee ausgebaut. „Eine architektonische Glanzleistung“, schwärmt Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner.
Rosi Mittermaier: „Ein Jahrhundertbauwerk“
Unter dem vergoldeten Gipfelkreuz steht Rosi Mittermaier (67) neben ihrem Mann Christian Neureuther (68) und blinzelt in die Sonne. Die beiden ehemaligen Skistars gehören zu den ersten Fahrgästen und können ihre Begeisterung kaum verbergen. „Ein Jahrhundertbauwerk“, jubelt Mittermaier. „Die Seilbahn ermöglicht es Menschen, auf die Zugspitze zu kommen, denen der Ausblick sonst verwehrt bliebe“, sagt sie und meint Rollstuhlfahrer genauso wie Senioren – alles ist barrierefrei.
Dann begeben sich Mittermaier und Neureuther auf den Weg zur Kabine, sie wollen wieder ins Tal. Es hat alles geklappt. Die Betreiber können aufatmen.