Berlin. In den USA stürzte ein Amtrak-Zug von einer Brücke auf eine Autobahn. Laut Behörden fuhr der Zug fast drei Mal so schnell wie erlaubt.
Der im US-Bundesstaat Washington entgleiste Zug ist nach offiziellen Angaben viel zu schnell unterwegs gewesen. Er sei mit einer Geschwindigkeit von knapp 129 Kilometern pro Stunde auf einem Gleis gefahren, das nur für rund 48 Kilometer pro Stunde ausgelegt gewesen sei, teilte Bella Dinh-Zarr von der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB am späten Montagabend (Ortszeit) mit. Es sei noch zu früh um zu sagen, warum der Zug so schnell unterwegs gewesen sei.
Der Zug entgleiste nahe der Stadt DuPont südlich von Seattle und stürzte teilweise auf eine Autobahn. Dabei sind drei Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt worden. Das teilten die Behörden am Montagabend (Ortszeit) mit.
Waggon hing von der Brücke
Der Zug war am Montag um kurz nach 7.30 Uhr Ortszeit nahe der Stadt Tacoma entgleist und teilweise auf eine vielbefahrene Autobahn gestürzt. Die Autobahn Interstate 5 musste in beiden Richtungen gesperrt werden. Nach neuesten Angaben des Betreibers Amtrak befanden sich etwa 80 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder an Bord.
Aufnahmen zeigten einen zusammengefalteten Zug, die Waggons lagen wie von einer gewaltigen Faust angehalten entlang der Gleise. Ein Waggon war von einer Brücke auf eine Autobahn gekippt und lag kopfüber auf dem Asphalt der im morgendlichen Berufsverkehr viel befahrenen Interstate 5. Autos und Lastwagen wurden getroffen. Ein zweiter Waggon hing von der Brücke.
Wie ein Sprecher eines örtlichen Krankenhausbetreibers der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, sind 77 Menschen nach dem Unglück in Krankenhäuser gebracht worden.
„Die Wagen sind zerrissen“
Der Passagier Chris Karnes schilderte der „Seattle Times“ den Unfall so: Der Zug sei in voller Fahrt gewesen. Dann sei man plötzlich zu einer Art Biegung in den Gleisen gekommen und entgleist. Er und sein Freund hätten großes Glück gehabt, sie seien in die Polster der gegenüberliegenden Sitze geschleudert worden.
„Wir haben ein Bersten und ein Zerbrechen gehört, und die Wagen sind zerrissen. Menschen haben geschrien, dann sind die Lichter ausgegangen“, berichtete Karnes. Sie hätten die Fenster eingetreten und seien aus dem Zug in eine Böschung gesprungen.
Jungfernfahrt auf neuer Strecke
US-Präsident Donald Trump nahm das Unglück zum Anlass, um via Twitter für Investitionen in die US-Infrastruktur zu werben. Brücken, Tunnel und Gleise seien marode. „Nicht mehr lang!“, schrieb Trump. Allerdings befuhr der Unglückszug zum ersten Mal eine nagelneue Strecke, als er entgleiste. Einen Infrastrukturplan der US-Regierung gibt es bislang nicht. Später schob Trump auf Twitter Beileid für die Opfer nach.
Der Abschnitt war nach Angaben des Verkehrsministeriums des Staates Washington seit dem Jahr 2010 mit 181 Millionen Dollar ausgebaut worden, um Kurven zu vermeiden. Er sollte laut Amtrak zehn Minuten Zeitersparnis bringen. (ba/moi/dpa/rtr)