Bremen. In einer Haftanstalt in Bremen hat sich ein Mann in einer videoüberwachten Zelle stranguliert. Wie konnte es zu der Tragödie kommen?

In der Justizvollzugsanstalt Bremen hat sich ein 26 Jahre alter Mann erhängt, obwohl seine Gefängniszelle rund um die Uhr per Video überwacht wurde. Als die JVA-Mitarbeiter den Untersuchungshaft-Häftling am vergangen Samstag entdeckten, lebte er noch und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Dort erlag der Mann drei Tage später seinen Verletzungen.

„In unserer Sicherheitszentrale überwachen zwei Mitarbeiter insgesamt 63 Bildschirme“, erklärte Anstaltsleiter Carsten Bauer gegenüber unserer Redaktion, wie es zu dem Suizid kommen konnte. Nicht alle Schirme könnten in jeder Sekunde Im Auge behalten werden.

Experten hielten Suizid für unwahrscheinlich

„Außerdem gab es zu jenem Zeitpunkt einen Notfall. Ein Insasse klagte über starke Schmerzen“, sagt Bauer. Die beiden Mitarbeiter seien in der Sicherheitszentrale damit beschäftigt gewesen, den Häftling in ein Krankenhaus zu verlegen, so der Anstaltsleiter.

Der 26-Jährige sei vor der Inhaftierung einem gründlichen Suizid-Screening unterzogen worden, betont der Anstaltsleiter. Die Experten seien zu dem Schluss gekommen, dass ein Selbstmordversuch „unwahrscheinlich“ sei.

Staatsanwaltschaft prüft Todesursache

Der Mann saß in U-Haft, weil er seine ehemalige Lebensgefährtin (37) auf offener Straße mit einem Messer angegriffen hatte. Ihr vierjähriger Junge musste den Angriff mit ansehen, wie die „Bild“ berichtet. Zunächst gelang dem 26-Jährigen die Flucht. Zwei Tage später wurde er laut dem Bericht betrunken von Rettungssanitätern aufgegriffen und der Polizei übergeben.

Die Staatsanwaltschaft Bremen prüft nach seinem Suizid nun die Todesursache. Dies sei stets der Fall, wenn es um eine nicht- natürliche Todesursache gehe und die übliche Vorgehensweise, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Es soll geprüft werden, ob es möglicherweise Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gebe. (les/dpa)

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.